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Mehr als 200 Teilnehmer diskutierten beim EHI-Kongress „Energiemanagement im Einzelhandel" am 29. und 30. November 2017 über tragfähige Strategien für mehr Klimaschutz. (Foto: EHI/Schulten)

Zwischen Klimapolitik und operativem Geschäft

Tragfähige Strategien für mehr Klimaschutz diskutierten über 200 Teilnehmer beim EHI-Kongress „Energiemanagement im Einzelhandel” am 29. und 30. November 2017 in Köln. Dabei wurde deutlich: Erfolgversprechende Maßnahmen gibt es viele, aber keine optimalen Lösungen „von der Stange“.

Die CO2-Bilanz von Unternehmen rückt immer stärker in den Fokus von Politik und Verbrauchern. Auf standardisierte Lösungen für mehr Klimaschutz und einen möglichst effektiven Einsatz von Energie kann der Einzelhandel jedoch in der Regel nicht zurückgreifen. Zu unterschiedlich sind Firmenstrukturen, Standorte und Sortimente, und zu viele mögliche Konflikte lauern im Spannungsfeld von Klimazielen und operativen Notwendigkeiten. Neben diesen Schwierigkeiten zeigte der EHI-Kongress jedoch vor allem, wie vielfältig die Maßnahmen sind, die Handelsunternehmen für eine bessere Klimabilanz ergreifen können.

Dass der Einzelhandel schon jetzt viel dafür tut, dass Deutschland die Klimaziele 2020 erreichen kann, machten die Energiekennzahlen der EHI-Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2017“ deutlich. Vor allem umsatzstarke Filialisten haben demnach in den vergangenen fünf Jahren viel Geld in die Hand genommen und in moderne Energietechnik investiert. Das hat zu einem konstant sinkenden Energieverbrauch geführt, der aktuell bei 405 kWh/qm Verkaufsfläche pro Jahr im Bereich Food und bei 157 kWh/qm Verkaufsfläche pro Jahr im Bereich Nonfood liegt. 80 Prozent (Food) bzw. 66 Prozent (Nonfood) des Energieverbrauchs ist auf Strom zurückzuführen, der Rest auf Wärme. Kältetechnik und Beleuchtung (Food) sowie Beleuchtung und Gebäudetechnik (Nonfood) sind besonders energieintensive Anwendungen, daher wird in diesen Bereichen auch besonders in Energieeffizienzmaßnahmen investiert.

Der Einzelhandel als Vorreiter

Wie wichtig es angesichts des Klimawandels und den Zielen des Pariser Klimaabkommens ist, dass auch der Einzelhandel eine Vorreiterrolle übernimmt und innovativ die Dekarbonisierung vorantreibt, erläuterte die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger. Vor diesem Hintergrund stellte der Handelsverband Deutsch­land (HDE) im Rahmen des Kongresses seine Klimaschutzoffensive vor: Ziel der breit angelegten Branchenkampagne ist es, Einzelhändler für die erzielbaren Wettbewerbsvorteile zu sensibilisieren und sie zu befähigen, Klimaschutzpotenziale am eigenen Standort zu identifizieren und auszuschöpfen.

Dass Klimaschutz bereits von vielen Einzelhändlern als Teil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie verstanden und gelebt wird, zeigten die praxisorientierten Vorträge des Kongressprogramms – beispielsweise zum „More Sustainable Store“ von Ikea, dem Migros-Versprechen, in den kommenden zehn Jahren trotz Wachstum den Stromverbrauch um zehn Prozent zu senken, oder zu den Nachhaltigkeitsansätzen von Aldi Süd und Media-Saturn. Sessions zu Aspekten wie Beleuchtung oder Kälte- und Wärmetechnik vertieften mögliche Ansätze – und machten gleichzeitig deutlich, dass es trotz aller Bestrebungen zur Multiplizierbarkeit von Verbesserungen unumgänglich ist, jeden Standort einer individuellen energetischen Betrachtung zu unterziehen.

Genaues Hinsehen ist außerdem bei einem weiteren Aspekt des Energiemanagements notwendig: der Digitalisierung. Die Möglichkeiten sind gigantisch, werfen jedoch auch Fragen zur Beherrschbarkeit und Sicherheit der teilweise sehr komplexen Systeme auf. Notwendig ist den Referenten zufolge eine Abwägung zwischen der erforderlichen Sicherheit und der gewünschten Innovation. Denn zu viel Sicherheit könne ebenso ungünstig sein wie zu wenig Sicherheit – das eine Extrem könne Innovationen und damit die zukunftsfähige Entwicklung des Unternehmens ausbremsen, das andere könne zu Risiken und damit potenziell zu Schäden führen.

Angesichts dieser Komplexität und der Vielschichtigkeit des Klima-Themas insgesamt hat der Einzelhandel besonders damit zu kämpfen, eine besonders schnelle Branche zu sein, erläuterte Prof. Jörg Probst. Oft gebe es zwischen Frage und Antwort keine Zeit zum Nachdenken, keinen Raum, der für neue Ideen jedoch notwendig sei. Er appellierte an die Unternehmen, sich diesen Raum zu schaffen, sich aber zugleich auf neue Entwicklungen einzulassen, ohne alle Faktoren überblicken und kontrollieren zu wollen. „Entwicklung findet immer an der Grenze statt“, so Probst. „Und Entwicklung ist immer Verwandlung.“      

Der 11. EHI-Fachkongress „Energiemanagement im Einzelhandel" erfolgt am 27. und 28. November 2018 im Dorint Hotel in Köln.

Foto (1): EHI/Schulten

Weitere Informationen: www.energiekongress.com

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