Große Handelsunternehmen haben bereits ihre Hausaufgaben in puncto IT gemacht. Mit hohem finanziellen Aufwand haben sie ihre historisch gewachsenen, starren IT-Landschaften durch zeitgemäße und anpassungsfähige IT-Strukturen ersetzt. An die Stelle geschlossener, proprietärer Altsysteme sind offene, moderne ERP-Lösungen getreten.
Die Modernisierung durch Standardisierung war ein notwendiger Schritt, um mit aktuellen und zukünftigen Veränderungen in der dynamischen Welt des Handels Schritt zu halten. Denn die aktuellen Trends im Handel – allen voran die Internationalisierung und Globalisierung, das Multi-Channel-Retailing, die wachsende Bedeutung von Handelsmarken, der Trend hin zur frühzeitigen Berücksichtigung von Konsumentenwünschen sowie die Bestrebungen rund um das Thema Nachhaltigkeit – stellen den Handel vor Herausforderungen, die ein hohes Maß an Effizienz, Flexibilität und Innovationsfähigkeit erfordern.
Damit steigen die Anforderungen an die Warenwirtschaft. Diese muss heute in der Lage sein, eine präzise Warensteuerung zu leisten, die Lieferfähigkeit zu gewährleisten und Out-of-Stock-Situationen zu verhindern.
Die notwendige Flexibilität verleihen dem Handel Softwarelösungen wie SAP Retail, in deren Zentrum eine effiziente Warenwirtschaft steht. Diese Lösungen sorgen für die Durchgängigkeit der Prozesse vom Wareneinkauf bis zur Rechnungslegung und von der Bestellung bis zum Abverkauf am POS oder im Web-Shop. Sie sind die Voraussetzung, damit sich Entscheidungs- und Ablaufstrukturen funktions- und abteilungsübergreifend abbilden sowie Waren- und Informationsströme synchronisieren lassen. Gleichzeitig sorgen die zentralen IT-Instanzen durch ihre hohe Integrationsfähigkeit für Subsysteme wie Business Intelligence-Tools für den Auf- und Ausbau einer bedarfsgerechten und hoch individualisierbaren Warenwirtschaft.
Viele große Handelskonzerne sind mit ihren Integrationsprojekten auf der Ziellinie oder zumindest auf einem guten Weg in eine moderne IT-Welt. Einige von ihnen befassen sich bereits mit der „Veredelung“ ihrer IT-Landschaft durch die Gestaltung intelligenter, durchgängiger End-to-End-Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Damit setzen die großen Häuser Standards, an denen sich der Mittelstand orientieren muss. Bei den Mittelständlern löst sich langsam die Skepsis gegenüber standardisierten IT-Systemen auf. Die Chancen einer modernen IT-Infrastruktur werden erkannt. Mittelständler sind gut beraten, auf durchgängige warenwirtschaftliche Prozesse zu setzen.
Vorkonfigurierte Systeme enthalten das Wissen aus vielen Entwicklerjahren.
Dietrich AchterkampDie Investitionshürden vergangener Tage, wie etwa die zeit- und kostenaufwendigen Integrations- und Anpassungsmaßnahmen von Standard-ERP-Systemen, sind überwunden. Der Markt stellt heute Lösungen zur Verfügung, die sofort einsetzbar sind und dem Mittelstand alle branchenüblichen Best Practice-Prozesse und Standard-Funktionen bieten. Mit diesen Lösungen können Mittelständler innerhalb einiger Monate den Status erreichen, den die großen Handelshäusern heute haben. Vorkonfigurierte Systeme enthalten das Wissen aus vielen Entwicklerjahren und bieten Mittelständlern vom Start weg eine professionelle Anwendung. Darauf aufbauend können sie sich wenn gewünscht direkt an eine „Veredelung“ ihrer IT-Landschaft machen, zum Beispiel die Integration von BI-Tools oder Webshop-Systemen.
Motor von Veränderung
IT-Dienstleister können Mittelständler dabei unterstützen, ihre IT zum Motor von Veränderungen zu machen. Die Berater bringen neben profundem IT-Wissen Know-how um Best-Practice-Prozesse aus dem Umfeld großer Handelshäuser in eine Partnerschaft ein. Dort arbeiten sie seit Jahren mit den Fachabteilungen an ganzheitlichen Lösungen für eine End-to-End-Optimierung der komplexen Wertschöpfungskette im Handel. Dabei sorgen sie auch für die Integration intelligenter Analyse- und Planungsverfahren, die heute einen wichtigen Baustein einer modernen IT-Umgebung darstellen. Die mit der Internationalisierung und Globalisierung verbundene Öffnung der Märkte eröffnet Einzelhändlern Chancen, neue Absatzpotenziale zu erschließen und länderübergreifende Einkaufsstrukturen aufzubauen. Durch den Druck einer zunehmend globalen Konkurrenz steigt aber gleichzeitig auch das Risiko.
Das Streben nach Kostenführerschaft ist ein probates Mittel, den Herausforderungen des internationalisierten Handels zu begegnen. Eine Voraussetzung dafür sind effiziente und flexible IT-Strukturen, die eine durchgängige Wertschöpfungskette unter Einbeziehung aller Supply Chain-Partner sicherstellt. Diese muss dem Kommunikations- und Informationsbedarf aller Beteiligten Rechnung tragen. Integrierte IT-Strukturen sind die Voraussetzung für das hohe Maß an Transparenz in der gesamten Supply Chain. Standard-Systeme sind auf ein solches länderübergreifendes, ganzheitliches Zusammenspiel ausgelegt. Sie verbinden die Warenwirtschaft mit angrenzenden Systemen wie Lager- und Distributionssystemen und sind mehrsprachen- sowie mehrwährungsfähig. Darüber hinaus sind sie in der Lage, Zukunftstechnologien wie RFID zu integrieren.
Auch das Trendthema Multi-Channel-Retailing stellt besondere Anforderungen an die Warenwirtschaft, die sich in proprietären Strukturen nicht ohne Weiteres lösen lassen. Immer mehr filialisierte Einzelhändler nutzen einen eigenen Online-Shop als weiteren Vertriebskanal. Um diesen in die IT-Strukturen nahtlos einzubinden, benötigen sie offene ERP-Systeme, die die Integration von physischen und virtuellen Shops vollständig unterstützen. Das setzt voraus, dass die grundlegende Architektur einer Software die Interaktion mit verschiedenen Vertriebssystemen unterstützt. Um echte Multi-Channel-Strukturen zu schaffen, muss die Bestandsführung und Warensteuerung der Warenwirtschaft dafür ausgelegt sein. Dazu gehört die Fähigkeit, neue Anforderungen integrieren zu können, wie sie etwa zur Unterstützung unterschiedlicher Zahlungsarten wie Bargeld, EC- und Kreditkarte, Überweisung und mobile Bezahlverfahren via Smartphone erforderlich sind.
Business Intelligence
Die Bedeutung einer leistungsfähigen Warenwirtschaft reicht heute bis in die Markenstrategien von Einzelhändlern hinein. Handelsmarken sind ein Trumpf. Die Stärkung der Handelsmarken setzt voraus, dass die Warenwirtschaft die Eigenmarkenstrategie eines Handelsunternehmens unterstützt. Eine nahtlose Integration sämtlicher Einkaufsprozesse in die Warenwirtschaft ist hierbei wesentlich. Moderne Warenwirtschaftssysteme müssen heute Bestands- und Abverkaufsdaten zeitnah bereitstellen können. Durch die Einbindung von BI-Systemen lassen sich die Daten darüber hinaus schnell auswerten, Trends in den Filialen prognostizieren und wieder in der Warenwirtschaft abbilden. Auf diese Weise bleibt die Warenwirtschaft reaktionsfähig und in der Lage, durch die Erkenntnisse aus angrenzenden Analyse-Systemen die Bestandsführung auch von Handelsmarken zu optimieren.
Händler brauchen heute ein besseres Wissen um die Wünsche ihrer Kunden. Im Mittelpunkt aktueller Bestrebungen im Handel steht oft die Gestaltung zeitgemäßer Kundenbeziehungen. Bei der Pflege der Kundenbeziehungen spielt auch die Einbindung mobiler Endgeräte eine immer stärkere Rolle. Das setzt eine leistungsfähige, offene Warenwirtschaft voraus, die über eine ausreichend große Intelligenz und Agilität verfügt. Mithilfe von BI-Systemen werden aus den Daten der Filialsysteme wertvolle Steuerungsgrößen für die Warenwirtschaft ermittelt, damit am POS die Ware niemals ausgeht. Somit kann eine warenwirtschaftliche Planung und Steuerung zentral durchgeführt und die Warenversorgung der einzelnen Filialen präziser an der lokalen Nachfrage ausgerichtet werden.
Eine moderne Warenwirtschaft integriert auch Faktoren, die für die Corporate Social Responsibility wichtig sind. Der Nachweis nachhaltigen Wirtschaftens stellt erhebliche Anforderungen an die Reporting-Fähigkeit der Warenwirtschaft, die in der Lage sein muss, Zusatzdaten von außerhalb des Handelsunternehmens zu verarbeiten. Die Optimierung von CO2-Bilanzen etwa hängt entscheidend vom durchgängigen Informationsaustausch mit Softwaresystemen für die Transportlogistik ab.
Moderne Warenwirtschaftssysteme bieten auch dem mittelständischen Handel die Möglichkeit, schnell auf aktuelle und zukünftige Forderungen des Marktes reagieren zu können. Der Mittelstand kann dabei von den Erfahrungen der großen Handelshäuser und deren Beratungsunternehmen profitieren. Branchenspezifisch entwickelte Softwarelösungen bieten eine Vielzahl von Funktionen und Möglichkeiten, benötigen durch die Nutzung voreingestellter Prozesse aber weitaus weniger Implementierungsaufwand im Vergleich zu Individuallösungen und unterstützen damit die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands.
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