Eine andere Studie, nämlich die Jahreserhebung des EHI Retail Institute zum Thema Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel, kam bereits zu dem Ergebnis, dass der Kamera- und Videoeinsatz zu den aktuell drei wichtigsten Projekten der befragten Einzelhandelsunternehmen gehört. Die Axis-Studie, an der sich zu Beginn dieses Jahres 49 deutsche Einzelhändler beteiligten, gibt weiteren Aufschluss zu dem Thema.
Aktuell haben knapp vier Fünftel der Umfrageteilnehmer Kameras in ihren Verkaufsräumen im Einsatz. Bei knapp drei Viertel der befragten Händler entscheidet die Geschäftsführung über den Einsatz von Videokameraanlagen, was die Bedeutung des Themas unterstreicht. Häufig haben in den Unternehmen Beteiligte wie der Betriebsrat oder ein Datenschutzgremium ein Mitspracherecht, wenn es darum geht, über den Einsatz von Videokameraanlagen zu entscheiden. Ein erheblicher Teil der befragten Unternehmen gibt an, dass bei ihm der Betriebsrat ein „Hindernis“ darstellt, Netzwerk- bzw. IP-Kameras und die dazugehörenden Systeme im Unternehmen einzusetzen.
Ebenso häufig scheitert ein Einsatz aber auch an einem fehlenden bzw. nicht eindeutigen Business-Case. Gesamtkosten und Investitionsrentabilität sind dann a priori oftmals nur unzulänglich bekannt. Es drängt sich die Frage auf, warum Unternehmen im Retail-Bereich am Ende dann doch auf Videoüberwachung setzen. Die Antwort ist eindeutig: 90 Prozent der Befragten installieren Kameras, um Einbrüchen und Diebstählen vorzubeugen bzw. deren Aufklärung zu unterstützen. Zusätzlich betonen 54 Prozent die Vorteile für die Sicherheit der Angestellten.
Übergangsphase
Knapp ein Drittel der Händler verwendet heute noch rein analoge Überwachungstechnik. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen befindet sich in einer Übergangsphase zwischen analog und digital und setzt sowohl die alte als auch die neue Technik ein. Bei rund einem Viertel der Händler zählen innovative Netzwerk-Kameras inzwischen zum Alltag. Die Tatsache, dass bereits viele Unternehmen auf digitale Technik umgestiegen sind oder sich in der Übergangsphase befinden, kann durchaus als Innovationsbereitschaft des deutschen Einzelhandels bewertet werden. So setzen Händler in anderen Ländern mitunter noch deutlich häufiger auf den Einsatz von analogen Systemen.
Als die drei wichtigsten Gründe für den Umstieg von der analogen auf die digitale Technologie wurden genannt: einfacher Fern zugriff per IP-Verbindung, bessere Bildqualität sowie mehr Möglichkeiten bei der Montage. Mit HDTV- oder Megapixel-Kameras lassen sich zum Beispiel Details in einem Videobild besser darstellen als mit einer traditionellen analogen Kamera. Per Fernzugriff sind Netzwerk-Kameras und Video-Encoder für mehrere autorisierte Benutzer jederzeit und von jedem vernetzten Ort weltweit aus zugänglich und konfigurierbar. Die Benutzer müssen sich nicht mehr an einem bestimmen Ort befinden, wie bei analogen CCTV-Systemen notwendig, und können zudem auch von mobilen Endgeräten aus auf das System zugreifen. Bei der Nutzung dieser Option ist aber noch „Luft nach oben“: Obwohl 54 Prozent die Vorteile eines Fernzugriffs über Smartphone oder Tablet sehen, nutzen diese Möglichkeit erst 10 Prozent der Befragten.
Videoüberwachung in der Cloud
Eine Entwicklung, die diese Option unterstützen kann, ist die Überwachungslösung in der Cloud. Das Thema Hosting eignet sich auch für die Videoüberwachung, steckt allerdings noch eindeutig in den Kinderschuhen. Gerade einmal zwei Prozent der Befragten aus der Axis-Studie nutzen eine Cloud-basierte Lösung. 24 Prozent der Befragten wussten zum Zeitpunkt der Befragung gar nicht, dass diese Option besteht. Axis möchte den Anwendern diese Möglichkeit und deren Vorteile noch deutlicher bewusst machen und erläutern.
Über die Hälfte der befragten Handelsunternehmen gab an, dass sie durch den Einsatz von Überwachungslösungen einen deutlichen Rückgang von Diebstählen feststellen. Selbst Unternehmen, die seit Längerem Kameras in ihren Räumlichkeiten einsetzen, sprachen von einem weiteren Rückgang. Ein Viertel der Befragten vermeldete einen Rückgang zwischen 11 und 20 Prozent. 8 Prozent der Befragten gaben an, die Zahl der Eigentumsdelikte sei bei ihnen durch die Videoüberwachung sogar um mehr als die Hälfte zurückgegangen.
Die vom EHI im Auftrag von Axis durchgeführte Befragung ergab, dass die Videoüberwachung bei den Einzelhändlern keinen so schlechten Ruf besitzt, wie man allgemein vielleicht annimmt. 63,2 Prozent der befragten Einzelhändler bewerten den Einsatz der Videotechnik zum Ladenschutz positiv. Auch auf der Konsumentenseite konnte die Studie einen Sinneswandel feststellen. Sie ergab, dass nur noch 5,2 Prozent der befragten Konsumenten skeptisch gegenüber Videoüberwachung in Geschäften ist, während 94,8 Prozent der Technik entweder neutral oder sogar positiv gegenüberstehen. Dies lässt auf eine durchaus vorhandene Akzeptanz für Videoüberwachung sowohl auf Händler- als auch auf Konsumentenseite schließen.
Neben der eigentlichen Überwachungsfunktion bieten digitale Videosysteme dem Einzelhandel zusätzliche Funktionen. Mögliche Nutzungsfelder sind hier: Analysen des Kundenverhaltens, die Bestimmung von Umwandlungsraten durch Personenzählung und Heat-Mapping, Warteschlangen-Management zur Vermeidung von Warteschlangen vor den Kassen sowie die Verbesserung des Shop-Managements. Bislang verwenden jedoch laut der Befragung erst 5 Prozent der befragten Einzelhändler solche Zusatzfunktionen.
Foto: Axis
Kontakt: horst@ehi.org