Insgesamt nahmen an der Befragung 71 Unternehmen teil, darunter 52 Prozent aus dem Handel, 25 Prozent aus der Industrie und 23 Prozent aus dem Bereich Logistik-Dienstleistung. Zu den wichtigen Rahmenbedingungen für die eigene Logistik zählen aus Sicht des Handels inzwischen die Zunahme des Omnichannel-Handels und die Änderung der Einkaufsgewohnheiten. Die Faktoren Mangel an qualifiziertem Personal und der demografische Wandel konnten ihre hohe Relevanz seit der letzten Erhebung bestätigen. Ähnlich verhält es sich bei den Herstellern. In allen Bereichen steht unverändert die menschliche Arbeitskraft im Fokus aller Bemühungen, denn gute Logistiker sind knapp und teuer.
Interessanterweise haben seit der letzten Erhebung die Transportkosten in der Beurteilung von Handel und Herstellern etwas an Relevanz verloren. So stuften beide Seiten diese Rahmenbedingung beim letzten Mal noch zu 100 Prozent (Hersteller) bzw. 98 Prozent (Handel) als sehr wichtig oder wichtig ein. Dieses Mal gaben gleich 29 Prozent der Hersteller an, dieses Thema aktuell für weniger wichtig zu halten, und immerhin 51 Prozent der Händler stuften das Thema nur noch als wichtig ein. Ursache könnten die aktuellen Preisreduzierungen bei Dieselkraftstoff sein.
Zur Reduzierung von Transportkosten bietet sich Herstellern, Handel und Dienstleistern zum Beispiel der Einsatz von speziellen Laderaumtechniken wie Doppelstock- oder Mehrkammerfahrzeuge an. In der 2012er-Erhebung betrug der durchschnittliche Volumennutzungsgrad pro Lkw im Handel 78 Prozent, dabei wurde ein Anstieg auf 84 Prozent prognostiziert. Die aktualisierten Zahlen zeigen, dass die Vorhersagen des Handels wohl etwas zu optimistisch waren, denn der Nutzungsgrad hat sich gerade einmal um 0,4 Prozent erhöht, während die Hersteller mit einer Steigerung um 3,1 Prozent diesbezüglich etwas erfolgreicher waren. Die Dienstleister liegen mit einer Auslastung von 78 Prozent leicht unter dem Handel. Unerschütterlich glauben alle drei Branchen an weitere Optimierungs-Potenziale und erwarten für die kommenden drei Jahre eine Steigerung auf jeweils über 80 Prozent. Fraglich ist, ob nicht bei immer kürzeren Transportzeiten und flexibleren Liefermengen Anspruch und Wirklichkeit hier auseinanderklaffen.
Hoheit über die Transportsteuerung
Das Anfang der 1990er-Jahre entstandene Cross-Docking-Verfahren konnte bis heute nicht eine so hohe Bedeutung wie die klassische Zentrallagerbelieferung erreichen, scheint aber im Handel zumindest die Streckenbelieferung überflügelt zu haben.
Der Handel bemüht sich augenscheinlich darum, mehr Hoheit über die Transportsteuerung zu gewinnen. 69 Prozent des Warenwertes der befragten Hersteller (2012: 75 Prozent) und 70 Prozent desjenigen der Händler (2012: 63 Prozent) werden über das klassische Handelslager abgewickelt. Die Streckenbelieferung hat einen Anteil von 21 Prozent bei den Herstellern (2012: 17 Prozent) und nur noch 9 Prozent bei den Händlern (2012: 22 Prozent). Auf Cross Docking kommen Volumenanteile von etwa 5 Prozent (Hersteller) bzw. 20 Prozent (Handel). Nach wie vor hängt die Wahl der richtigen Distributionsform von vielfältigen Parametern wie Sortimentsbereich, Sendungsgrößen, Bestellrhythmen, bestehenden Lager- und Umschlagspunkten oder der Anzahl an Abladestellen ab. Die Beschaffungs- bzw. Abhollogistik des Handels konnte sich in den letzten drei Jahren nur geringfügig weiterentwickeln. 73 Prozent der befragten Handelsunternehmen setzen Beschaffungslogistik aktiv um (2012: 60 Prozent), 8 Prozent wollen es zukünftig tun (2012: 21 Prozent). Dagegen scheint sich bei der Akzeptanz in der Industrie innerhalb von 3 Jahren einiges getan zu haben. Mittlerweile nutzen 61 Prozent der befragten Hersteller (2012: 35 Prozent) Beschaffungslogistik, nur noch 6 Prozent sind mit Handelsunternehmen in der Planungs- bzw. Pilotphase (2012: 30 Prozent), und 33 Prozent der Hersteller beschäftigen sich nicht mit diesem Thema (2012: 35 Prozent). Beide Seiten haben ihre Prognosen, was die künftige Entwicklung dieses Verfahrens betrifft, leicht nach oben korrigiert.
Beschaffungs- und Abhollogistik
Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie bewerten 89 Prozent der Hersteller und 86 Prozent der Händler als wichtige oder sehr wichtige Bedingung. Allerdings hat sich seit der letzten Erhebung auf beiden Seiten der Anteil der Unternehmen, die diesen Faktor als weniger wichtig erachten, erhöht, und zwar bei den Herstellern auf 11 Prozent (2012: 4 Prozent) und bei den Händlern auf 14 Prozent (2012: 12 Prozent). Bei denjenigen Unternehmen, die Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien einsetzen, wird sich der Bestand nach eigenen Angaben in den kommenden 3 Jahren erhöhen, und zwar je nach Branche um das 4,6-(Hersteller) bis 6,8-fache (Logistik-Dienstleister). Dabei ist zu beachten, dass im Durchschnitt dieser Unternehmen aktuell erst zwischen 1,3 und 1,6 Fahrzeuge mit Alternativantrieben im Einsatz sind.
Bei der Nutzung alternativer Verkehrsträger zum Lkw für die Beschaffung bzw. Distribution an den Handel ist der Anteil in allen drei Bereichen fast gleich, nämlich 43-44 Prozent. Mindestens genauso hoch liegen demgegenüber die Anteile der Unternehmen, die hier überhaupt keine Alternativlösungen planen, und zwar bei um die 50 Prozent. Vor allem Textilhändler setzen für den Transport aus Nah- und Fernost auf das Schiff. Seit einiger Zeit gibt es Bemühungen, zum Beispiel aus Fernost auf die Bahn umzusteigen, die die großen Entfernungen wesentlich schneller bewältigen kann. Für die Hinterlandverkehre werden weiterhin überwiegend Lkws eingesetzt. Bei den Herstellern beträgt der Anteil des gesamten Distributionsvolumens per Bahn oder Schiff zum Handel aktuell nur knapp 7 Prozent und soll in den kommenden drei Jahren auf gut 9 Prozent steigen. Im Handel liegen die vergleichbaren Werte bei 23 bzw. gut 25 Prozent, bei den Logistik-Dienstleistern bei 16 bzw. etwas über 20 Prozent. Für die Kundenbelieferung stehen dem Handel zum Transportfahrzeug wenig Alternativen zur Verfügung. Es überrascht nicht, dass 92 Prozent ausschließlich auf dieses Mittel setzen. Bei den Dienstleistern sind es dagegen schon 53 Prozent, die auch andere Varianten, zum Beispiel das Fahrrad, nutzen oder zumindest deren Einsatz planen.
Zu den Maßnahmen in der Handelslogistik, die auf die ökologischen Rahmenbedingungen im Transportbereich ausgerichtet sind, gehört unverändert die Durchführung von Fahrerschulungen, um die Fahrer trotz des permanent zunehmenden Zeitdrucks zu einer umweltschonenderen Fahrweise zu bewegen. Bei Herstellern (83 Prozent gegenüber 87 Prozent in 2012) als auch Händlern (66 Prozent gegenüber 76 Prozent in 2012) bleibt die Quote der Unternehmen, die Fahrerschulungen durchführen oder planen, weiterhin hoch. Bei den Dienstleistern führen sogar 87 Prozent der Studienteilnehmer Schulungen durch.
Zu den umweltschonenden Maßnahmen im Lagerbereich zählen insbesondere der Einsatz energieeffizienter Technik für den Betrieb des Lagers (Beleuchtung, Belüftung, Heizung, Dämmung usw.) und die Frage, woraus die benötigte Energie gewonnen wird. Unverändert setzt die Mehrheit der teilnehmenden Hersteller und Händler energieeffiziente Technik ein (Hersteller: 65 Prozent, Handel: 68 Prozent) oder plant, diese zukünftig zu installieren (Hersteller: 24 Prozent, Händler: 16 Prozent). Der höchste Umsetzungsgrad findet sich bei den Logistik-Dienstleistern mit 87 Prozent. Der Einsatz regenerativer Energiequellen im Lager oder im Umschlagspunkt hat im Vergleich zur letzten Erhebung auf Herstellerseite um 17 Prozent auf 47 Prozent und im Handel um 20 Prozent auf 51 Prozent zugenommen. Auch hier sind die Logistik-Dienstleister mit einer Umsetzungsquote von 73 Prozent und 7 Prozent Pilotprojekten Vorreiter.
Trends in der Handelslogistik 2015
Rahmenbedingungen, Trends und Zukunftsperspektiven der Handelslogistik – Ergebnisse einer gemeinsamen Befragung von EHI und Fraunhofer IML in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aktualisierung der 2012 durchgeführten Studie zu den generellen Trends.
Format:: 21 x 21 cm, Klebebindung
ISBN:: 978-3-87257-442-8
Preis:: 465,00 Euro zzgl. MwSt. und Versand
Mail:: vertrieb@ehi.org
Tel.:: +49-221.57993-64
Erstmalig wurden die drei Branchen nach unternehmensübergreifenden Maßnahmen zur Abfallvermeidung in der Lieferkette befragt. Dieses Thema scheint bei den Logistikdienstleistern eine größere Bedeutung zu haben, die zu immerhin 85 Prozent entsprechende Projekte umsetzen oder planen. Während auf Herstellerseite eine leichte Mehrheit zu entsprechenden Projekten tendiert, führen im Handel 50 Prozent der Unternehmen solche Maßnahmen weder durch, noch sind sie geplant. Was den Anfall von Wertstoffen angeht, gehen die Hersteller von einem gleich bleibenden Aufkommen aus, die Händler und Logistikdienstleister von einem geringen Rückgang von 1 bzw. rund 3 Prozent.
Foto: Fotolia / Eisenhans
Kontakt: kempcke@ehi.org
Weitere Informationen: http://www.ehi-shop.de/de/handelsthemen/Logistik/studie-trends-in-der-handelslogistik-2015-pdf-version
Weitere Daten und Statistiken zum Thema finden Sie auf Deutschlands spezialisierter Datenbank zur Handelsbranche des EHI Retail Institute: www.handelsdaten.de