Herzstück der Modernisierung sind die Systeme Order Picking Machinery (OPM) und All-in-One Order Fulfillment (AIO). Die Systeme, die in Zusammenarbeit mit dem Logistikautomatisierer Witron implementiert wurden, sollen die nahtlose Integration von Online- und Offline-Vertriebskanälen ermöglichen.
Brown and Green
Das Verteilzentrum beliefert täglich über 700 Filialen sowie zahlreiche Online-Kunden mit einem Sortiment von rund 100.000 Artikeln. Um die steigenden Anforderungen im Einzel- und Onlinehandel zu bewältigen, wurden bestehende manuelle Prozesse durch automatisierte und teilautomatisierte Lösungen ersetzt. Die Modernisierung umfasst sowohl sogenannte Brownfield- als auch Greenfield-Installationen, wodurch die Integration neuer Technologien in die bestehende Infrastruktur sichergestellt werden soll.
„Als wir Anfang 2020 starteten, war mir nicht richtig bewusst, was auf uns zukommt. Schwindelig war mir nicht, aber es sind einfach immer mehr Herausforderungen aufgetaucht, um alle Logistik-Prozesse der Migros – das sind ja die Migros-Supermärkte, aber auch die Migros-Fachmärkte sowie das Online-Geschäft – unter einen Hut zu bringen“, erklärt Alexander Schweizer, Direktionsleiter Engineering und IT bei der MVB. „Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die neuen automatisierten Systeme während des laufenden Betriebs zu integrieren. Parallel dazu musste die manuelle Kommissionierung weiterlaufen, um die kontinuierliche Belieferung der Filialen sicherzustellen“, so Schweizer.
Vernetzung der Systeme
Vor der Modernisierung verteilten sich die Kommissionierprozesse auf fünf Stockwerke: „Wir hatten vor Projektstart ungefähr 10 bis 15 Kommissioniermodule und jedes hat seine eigene Palette produziert. Die Paletten wurden dann in einer sogenannten Konsolidierung-Verdichtungszone gesammelt und jede Palette, die nicht einen entsprechenden Paletten-Füllgrad hatte, wurde verdichtet, konsolidiert. Das war ein ziemlicher organisatorischer und vor allem manueller und somit unergonomischer Aufwand.”
Das alles haben wir jetzt mit der Witron-Lösung nicht mehr, weil alle Systeme – OPM, AIO und das CPS –IT- und fördertechnisch komplett miteinander vernetzt sind. Sämtliche Kommissionier- und Konsolidierungsschritte, sowohl im Filial- als auch im Online-Geschäft, werden jetzt prozesstechnisch gesteuert und automatisiert bzw. teilautomatisiert durchgeführt“, berichtet Alexander Schweizer. Bestehende Gebäudeteile, Lagerbereiche und Mechanik-Elemente wurden dabei, so weit als möglich, in den Gesamtprozess integriert. Die Flexibilität des neuen Systems zeige sich vor allem bei stark wechselnden Sortimenten und der zunehmenden Verschmelzung von stationärem und Online-Geschäft, so Schweizer. Insbesondere während Spitzenzeiten, wie zum Beispiel an Black Friday, würden die Vorteile der automatisierten Lösungen deutlich.
Pläne im Aargau
Die Logistikkosten konnten laut MVB gesenkt und die Ergonomie für die Mitarbeitenden verbessert werden. Schwere Hebe- und Tragearbeiten entfallen weitgehend, was zu einer deutlichen Entlastung der Belegschaft führt. Auch im Bereich der Transportkosten konnte Migros durch optimierte Palettengestaltung und eine höhere Auslastung der Transportmittel Einsparungen erzielen. Highlight ist die neue Tiefkühllogistik, die als Brownfield-Lösung realisiert wurde.
Hier wurde das bestehende Kommissioniersystem eines Wettbewerbers durch das OPM-System von Witron ersetzt. Trotz Arbeitsbedingungen bei minus 25 Grad Celsius läuft die Anlage erfolgreich und bietet Kapazitäten für künftige Erweiterungen. Nach der Implementierung in Neuendorf steht das nächste Projekt an: In Suhr im Schweizer Kanton Aargau plant Migros die Erweiterung des bestehenden OPM-Systems um 14 zusätzliche COM-Maschinen, um für Wachstum gerüstet zu sein. Die Anlage in Suhr beliefert derzeit täglich rund 600 Filialen und kommissioniert dabei etwa 315.000 Handelseinheiten.