Bei Hello Fresh kann sich der Kunde ein bestimmtes Rezept aussuchen und die für eine bestimmte Personenzahl mengenmäßig genau portionierten Zutaten online bestellen. Tilman Eichstädt ist bei Hello Fresh seit 2016 neben den Bereichen Einkauf und Produktentwicklung auch für das Thema Nachhaltigkeit zuständig und sagt: „Wir haben schon früh angefangen, kritisch unsere Lieferketten zu überprüfen. Dafür haben wir ein Nachhaltigkeitsteam zusammengestellt und eine Strategie entwickelt.“
Vier große Felder gibt es, auf die das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit besonders achtet. Das erste ist, CO2 einzusparen. Zum zweiten geht es darum, dass so wenig Food Waste wie möglich anfällt, was durch die möglichst genau portionierten Lebensmittel laut Eichstädt bereits gut funktioniert, aber in Zukunft noch weiter verbessert werden soll. Der dritte Bereich sind die Themen Tierwohl und natürliche Lebensmittel ohne Geschmacksverstärker, Stabilisatoren oder Palmöl. Das vierte wichtige Thema ist der Verpackungsabfall. „Wir wollen Lebensmittel liefern und keine Verpackungen“, bringt Eichstädt auf den Punkt.
Über Hello Fresh
Hello Fresh wurde 2011 in Berlin gegründet und liefert in 14 Ländern sogenannte Kochboxen an Kunden. Damit will das Unternehmen seinen Kunden eine Möglichkeit schaffen, zuhause gleichzeitig bequem und schnell, aber auch frisch und gesund zu kochen. Die Lebensmittelmengen sind genau auf das beiliegende Kochrezept abgestimmt. Bestellt wird über ein Abo-System, in dem der Kunde die Anzahl der Gerichte und eines der vorgegebenen Lieferfenster angeben kann. Ziel von Hello Fresh ist es, möglichst genaue Lebensmittelmengen einzukaufen und wenig Abschriften zu haben.
Die richtige Größe
Im letzten Jahr untersuchte das Unternehmen, wie viel Verpackungsmaterial pro Mahlzeit anfällt. Im Schnitt waren das 80 g Papier und Karton sowie 40 g Kunststoff und Verbundstoffe. Seitdem hat sich allerdings einiges getan. „Bei den Verpackungen ist es natürlich wichtig, dass man schaut, dass die Größe passt. Wir wollen keine Luft und Füllmaterial verschicken. Es soll nur so viel Karton benutzt werden, wie auch benötigt wird“, sagt Eichstädt. „Wir nutzen einen Konfigurator, der bestimmt, wie viel Verpackung für die einzelnen Lieferungen gebraucht wird, wie groß die Box, wie groß die Kühltasche wirklich sein muss. Hier schauen wir, ob wir noch mehr verschiedene Verpackungsgrößen einführen können. Das bedeutet für uns zwar mehr Komplexität, aber eben auch, dass wir Material und somit Abfall einsparen. Das ist eine spannende Aufgabe.“
Gleichzeitig wird daran gearbeitet, ob Verpackung eventuell ganz vermieden werden kann. Hier müssen die spezifischen Umstände berücksichtigt werden, zum Beispiel die Entfernung zum Kunden, also wie lange ein bestimmtes Lebensmittel unterwegs ist – dies wird auch von Faktoren wie Lieferstandort und Jahreszeit beeinflusst. Auch müssen die Lebensmittel noch über den Liefertag hinaus frisch bleiben.
In den meisten Fällen ist eine Verpackung also unabdingbar, sodass es darum geht, wie man diese so umweltfreundlich wie möglich gestalten kann, ob sie eventuell – auch für etwas anderes – wiederverwendet werden kann oder das Material recyclebar ist. „Wir wechseln bei unserer Reisverpackung beispielsweise gerade auf eine 100-prozentige Papierlösung, und für Soßen oder Sahne haben wir ebenfalls eine vollständig recyclingfähige Verpackung eingeführt“, so Eichstädt.
Kühlung
Eine große Herausforderung stellt die Kühlung der Lebensmittel dar. Die kühlpflichtigen Lebensmittel werden in eine Isoliertasche mit Icepacks verpackt. Gelmasse in den Icepacks wurde bereits durch Wasser ersetzt. „Es wird nun also nur noch ein Kunststoffbeutel mit Wasser verwendet. Bei dem Kunststoffbeutel suchen wir noch nach einer Lösung für ein Monomaterial“, berichtet Eichstädt. Für die Isoliertasche wurde eine Lösung gefunden, die auf Papierbasis eine ausreichende Isolierleistung erbringt. „Im Sommer haben wir weltweit über 18 Millionen Boxen mit so einer Kühltasche darin verschickt. Diese soll idealerweise zu 100 Prozent aus Papier sein, daran arbeiten wir.“ Dafür kooperiert Hello Fresh u. a. mit der schwedischen Lund-Universität.
Ein Problem bei Recyclingmaterialien im Lebensmittelhandel ist, dass diese im Food-Bereich oftmals nicht genutzt werden dürfen, da die Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit gerade in Deutschland sehr hoch sind. „Wir hoffen, in diesem Bereich noch besser werden zu können, da es uns wichtig ist, möglichst geschlossene Kreisläufe aufzubauen“, erklärt Eichstädt. „Wir wollen, dass idealerweise alles, was wir an Verpackungsmaterial in Umlauf bringen, von den Verpackungslieferanten vom Grünen Punkt zurückgekauft und aufbereitet werden kann.“ Dafür ist Hello Fresh immer auf der Suche nach innovativen Verpackungsherstellern. Eichstädt: „Gemeinsam mit allen Beteiligten untersuchen wir, wo wir den größten Einfluss auf die Umwelt haben.“