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Amazon hat seit 2019 mehr als 400 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung gesteckt und mehr als 550 neue Technologien in seinen europäischen Logistikzentren eingeführt.
Foto: Amazon

Automatisierung: Kollege Roboter packt an

Fachkräftemangel und Kostendruck bewegen Handel und Logistikunternehmen dazu, Lieferketten und Intralogistik effizienter zu gestalten. Moderne Warehouses machen vor, wie innovative Automatisierungtechnologien arbeiten.

Rund 30 Mio. Euro hat der Logistikdienstleister Dachser in den Neubau eines Hochregallagers am Standort Memmingen investiert, das im Juni 2023 eröffnet wurde. In dem 32 Meter hohen Lager lassen sich 52.000 Paletten mit ungekühlten Lebensmitteln sowie Lebensmittelverpackungen einlagern. Ein Zwischengeschoss mit 2.300 qm ist für manuelle Kommissionier- und Konfektionierleistungen ausgelegt. „Das neue Warehouse ist ganz auf Leistung programmiert“, sagt Thomas Henkel, General Manager des Dachser Logistikzentrums Allgäu.

Der Roboter „zum Anziehen“ wird wie ein Rucksack umgeschnallt und mit Gurten an Brust und Oberschenkel befestigt.

Der Roboter „zum Anziehen“ wird wie ein Rucksack umgeschnallt und mit Gurten an Brust und Oberschenkel befestigt.
Foto: Dachser

„Automatisierung und Nachhaltigkeit standen beim Neubau im Vordergrund.“ Voll automatisiert ist beispielsweise die Ein- und Auslagerung der Paletten. 400 Paletten pro Stunde oder 5.000 am Tag können über 22 Be- und Entladetore im Warenein- und -ausgang abgewickelt werden. Dafür sorgen unter anderem automatische Entladesysteme, eine automatische Palettierstation sowie acht schienengeführte Regalbediengeräte im Hochregallager.

Technologie Huckepack

Bei aller Automatisierung gibt es gerade im Warehouse immer noch viel körperliche Arbeit, denn ein Teil der Ware muss per Hand ausgeladen oder umgepackt werden. So gehen bei der Arbeit im Food Warehouse von Dachser in Langenau bei Ulm an einem Tag beim Kommissionieren der 25 Kilogramm schweren Sackware – zum Beispiel Backmittel und Fertigmischungen – von einer Palette auf eine andere bis zu 60 Tonnen durch die Hände und über die Rücken der Mitarbeiter:innen. Ein:e einzelne:r Kolleg:in bewegt so an Spitzentagen bis zu acht Tonnen. Solange sie jung seien, hätten die Mitarbeitenden kein Problem damit, sagt Michael Trunk, Contract Logistics Manager bei Dachser in Ulm. Mit dem Alter könnten sich die körperlichen Beschwerden jedoch mehren.

Um dem entgegenzuwirken, setzt die Firma mit Sitz in Kempten, die insgesamt rund 32.850 Menschen an weltweit 379 Standorten beschäftigt, unter anderem in der Niederlassung Langenau aktive, KI-basierte Exoskelette des Augsburger Robotikherstellers German Bionic ein.

Die Digitalisierung des Packprozesses erleichtert die Arbeit. In Zukunft können wir die Aufträge deutlich schneller abwickeln.

Stefan Nießen

Betriebsleiter, Hermes Fulfilment Haldensleben

Diese Roboter „zum Anziehen“ werden wie Rucksäcke umgeschnallt und mit Gurten an Brust und Oberschenkel befestigt. Bückt sich der oder die Mitarbeitende nach einem Sack auf der Palette, sorgt das Exoskelett dafür, dass der Rücken nicht zu krumm wird. Beim Wiederaufrichten registriert das Gerät die Absicht und hilft bei der Aufwärtsbewegung. Damit ist das Heben eines 30 kg schweren Gewichts in etwa so anstrengend wie das Heben von fünf Kilogramm. Das entlastet Bandscheiben, Schultern und die Rückenmuskulatur.

Für Kontraktlogistik-Leiter Michael Trunk ein wichtiger Faktor, u. a. Hinblick darauf, dass die Belegschaft im Lager immer älter wird, weil es zunehmend schwierig wird, junge Kräfte zu gewinnen. Das Gerät punkte mit einem gewissen „Coolness-Faktor“, so Trunk: „Damit kann man auf Job- und Ausbildungsmessen junge Menschen wunderbar ansprechen.“ Aktuell sind in Langenau zwei Exoskelette bei der Kommissionierung und beim Umpacken von Paletten im Einsatz. Da verschiedene Leute mit dem Gerät arbeiten, sind die individuellen Einstellungen hinterlegt und lassen sich per PIN abrufen. Geplant ist die Verwendung auch bei der Entladung von Containern.

Arbeit und Papier gespart

Hermes Fulfilment, eine Gesellschaft der international tätigen und zur Otto Group gehörenden Hermes Gruppe, digitalisiert gerade die Packplätze an den beiden Sorteranlagen im Versandzentrum Haldensleben. Dort wird das kleinvolumige Sortiment der Modemarke Bonprix logistisch abgewickelt. Papierbelege gehören damit der Vergangenheit an. Bislang mussten die Beschäftigten beim Packen der Pakete und Tüten Lieferscheine ausdrucken. Anhand der Positionen auf dem Papierformular wurde kontrolliert, ob die Sendung vollständig ist. Bei dieser Aufgabe unterstützt künftig eine Kamera. Sie scannt und prüft die Artikel bereits während des Packens automatisch.

Die ersten digitalen Packplätze wurden Ende 2022 in Betrieb genommen.

Die ersten digitalen Packplätze wurden Ende 2022 in Betrieb genommen.
Foto: Hermes Fulfilment

Ein kurzer Druck auf den Monitor, und schon wird das Versandetikett direkt am Packplatz ausgedruckt. Der anschließende Versand erfolgt beleglos. „Die Digitalisierung des Packprozesses erleichtert die Arbeit. In Zukunft können wir die Aufträge deutlich schneller abwickeln. Darüber hinaus sparen wir in großem Stil Papier“, sagt Stefan Nießen, Betriebsleiter von Hermes Fulfilment in Haldensleben. Die ersten digitalen Packplätze wurden Ende 2022 in Betrieb genommen. Schritt für Schritt werden weitere Touch-Monitore, Scanner-Systeme und Drucker für die Versandetiketten installiert. Das Investitionsvolumen liegt bei acht Mio. Euro. Bis Ende dieses Jahres soll rund die Hälfte der insgesamt 430 Packplätze umgerüstet und bis 2025 die Umstellung komplett abgeschlossen sein.

Im Jahr 2024 wird Baur Hermes Fulfilment am Standort Altenkunstadt ein 16.300 qm großes voll automatisiertes Shuttle-Lager in Betrieb nehmen. Die Anlage hat eine Kapazität von 840.000 Wannenplätzen, worin etwa sieben Mio. Artikel lagern.

Mithilfe von rund 1.000 Shuttles werden die Wannen über Förderbänder zu 48 Kommissionierplätzen transportiert. Dort wird den Beschäftigten auf Bildschirmen angezeigt, welche Artikel sie aus einer Wanne herausnehmen und in eine andere hineinlegen sollen. „Das Shuttle-Lager mit seinem hohen Automatisierungsgrad wird die Produktivität erhöhen und die Durchlaufzeiten verkürzen“, so Kamil Christoph Kasprowicz, CEO von BHF. Ziel ist die Auftragsbearbeitung innerhalb weniger Stunden und der taggleiche Versand an die Endkund:innen. In das Projekt werden mehr als 150 Mio. Euro investiert.

Wie von selbst

Amazon hat seit 2019 mehr als 400 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung gesteckt und mehr als 550 neue Technologien in seinen europäischen Logistikzentren eingeführt. Dahinter steht das europäische „Advanced Technology Team“ des Unternehmens. Als Teil eines weltweiten Forschungsteams wurde es 2019 am europäischen Innovationslabor von Amazon in Vercelli, Italien, gegründet und konzentriert sich auf die Hard- und Software-Entwicklung sowie auf Technologietests für Industrieroboter, autonome Fahrzeuge und automatisierte Verpackungs- und Sotiertechnologien. Zu den wichtigsten Neuentwicklungen gehören voll automatische Sortieranlagen. Diese sollen für körperliche Entlastung sorgen, weil das Personal nicht mehr in den Transportbehältern nach Artikeln suchen muss.

Außerdem setzt Amazon in seinen deutschlandweit 20 Logistikzentren Palettierroboter ein, die ganze Paletten bewegen können und so den Einsatz von Gabelstaplern für den Transport von Artikeln überflüssig machen. Hinzu kommt eine speziell entwickelte Maschine, die Transportbehälter anhebt und automatisch auf Förderbänder platziert.

Beispiel Nummer vier sind Roboter, die durch den Standort fahren und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den manuellen Transport von Gegenständen abnehmen. Die Entwicklung und Einführung dieser und weiterer Technologien ist Teil der 100-Mrd.-Euro-Investition, die Amazon seit 2010 in Europa getätigt hat. „Das Spannende ist, dass wir erst am Anfang stehen“, sagt Stefano La Rovere, internationaler Direktor Robotics Advanced Technology bei Amazon.

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