Das EHI hat dazu von April bis Mai für den Forschungsbereich Energiemanagement eine Online-Befragung im Handel durchgeführt, an der sich 28 Fuhrpark-Expert:innen beteiligten, davon 24 aus deutschen Handelsunternehmen. Diese repräsentieren einen Umsatzanteil von 15,3 Prozent bezogen auf den Gesamt-Nettoumsatz des deutschen Einzelhandels i. e. S. für 2021. 92,9 Prozent von ihnen betreiben ein stationäres Ladengeschäft und 82,1 Prozent E-Commerce.
Die am häufigsten vertriebenen Sortimentsbereiche der Studienteilnehmenden sind Nahrungs- und Genussmittel (53,6 Prozent) sowie Drogerie- und Parfümerieartikel (50,0 Prozent) vor DIY & Garten, Consumer Electronics sowie Fashion & Accessoires mit Anteilen zwischen gut 32 und knapp 36 Prozent. Die dominierend im Fuhrpark eingesetzten Fahrzeugtypen sind – alle mit einem Gesamtgewicht über 7,5 t – Zugmaschinen mit Anhänger (82,1 Prozent), Fahrzeuge mit Sattelauflieger (75,0 Prozent) sowie Solofahrzeuge (57,1 Prozent).
Bei 53,5 Prozent der befragten Unternehmen besteht der Fuhrpark aus einem bis 199 Fahrzeugen, bei den übrigen ist die Zahl höher. Fuhrpark-Kooperationen werden bei den teilnehmenden Handelsunternehmen großgeschrieben, denn nur 3,6 Prozent verfügen ausschließlich über Eigenfahrzeuge, während bei 39,3 Prozent der Fuhrpark bis zu einem Drittel aus Fremdfahrzeugen besteht und immerhin 32,1 Prozent angaben, exklusiv Fremdfahrzeuge einzusetzen.
Umrüstungen in naher Zukunft
Ein knappes Drittel der Unternehmen (32,0 Prozent) erwartet eine Umrüstung auf alternative Antriebe innerhalb der kommenden fünf Jahre, immerhin knapp 18 Prozent aber auch erst später, bei 28,6 Prozent ist die Umstellung bereits angelaufen. Bei zwei Aspekten herrscht im Handel derzeit noch eine gewisse Unsicherheit über die richtige Vorgehensweise, zum einen hinsichtlich der Frage, ob die Umorientierung zu einem fixen Zeit punkt oder in einem fließenden Prozess stattfinden soll und zum anderen, ob man sich künftig auf eine neue Technologie festlegen oder sich für den Paralleleinsatz mehrerer Alternativen entscheiden sollte.
Über die erste Frage wurde bei 35,7 Prozent noch nicht endgültig entschieden, zur zweiten Frage hat man immerhin in 57,1 Prozent der teilnehmenden Unternehmen bereits Klarheit erlangt. Eine Frage nach der Gewichtung der Bewertungskriterien für eine Antriebstechnologie ergab, dass aus Sicht der Befragungsteilnehmenden die Wirtschaftlichkeit im laufenden Betrieb vor den Aspekten Nachhaltigkeit und vorhandene Infrastruktur (z. B. Netz an Tankstellen oder Ladestationen) an erster Stelle steht.
Bei der Frage, welche Alternativen für das eigene Unternehmen als bestens geeignet gesehen werden, entfallen die ersten beiden Plätze mit einigermaßen deutlichem Abstand auf die reine Elektro- sowie die Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellen-Technologie, während die Verwendung von Oberleitungen zur Stromversorgung der Fahrzeuge (E-Highway) aus Handels-Perspektive als einzige Alternative mehrheitlich als ungeeignet bewertet wird. Vermutlich dürften in diesem Fall die systembedingt nicht individuell festlegbaren Routen der entscheidende Nachteil sein. E-Fuels konnten von 35,7 Prozent der Teilnehmenden noch nicht beurteilt werden. Hier steht nach wie vor die Frage im Raum, ob sie in Zukunft überhaupt zu akzeptablen Kosten hergestellt werden können.
Pluspunkte für den Elektroantrieb
Eine weitere Frage in der Erhebung behandelte die vermeintlichen Vorteile der jeweiligen Antriebstechnologien gegenüber den Alternativen aus Sicht der Logistik-Expert: innen. Im Hinblick auf den Aspekt Ökologie/Nachhaltigkeit gingen die Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellen-Technologie und die reine Elektro-Technologie als klare Sieger hervor, hingegen waren es beim Kriterium Investitionskosten die Hybrid-Technologie sowie der Antrieb per herkömmlichem Erdgas, jedoch mit einem wesentlich geringeren Vorsprung.
Überwiegend betrug der Anteil derjenigen Befragten, die zu den einzelnen Antrieben keine Bewertungen abgeben wollten, zwischen etwa 18 und 32 Prozent, was auf den noch vorhandenen hohen Informationsbedarf schließen lässt. Schließlich wurden die Teilnehmenden nach ihrer Einschätzung bzgl. des Zeitraums befragt, bis es zu einem flächendeckenden Einsatz der jeweiligen Technologie kommt.
Bei der reinen Elektro-Technologie sowie dem herkömmlichen Erdgas-Antrieb gehen 60,7 bzw. 50 Prozent von einem Zeitraum innerhalb der nächsten fünf Jahre aus, während 64,3 Prozent für den Wasserstoff-Antrieb sechs bis 10 Jahre veranschlagen. Aus den bereits oben genannten Gründen wird sich nach Einschätzung von 60,7 Prozent der Befragten der E-Highway zumindest für den Handel nicht durchsetzen.