Allen Preisträgern ist gemeinsam, dass sie mit ihren Ansätzen Handelsunternehmen Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen bieten. In diesem Jahr haben der prominent besetzte Beirat und die Jury Arbeiten und Projekte ausgezeichnet, die sich mit alternativen Rohstoffen, automatisierten Logistik-Lösungen, Machine-Learning, Voice Commerce und messbaren Werbeausgaben beschäftigen. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 85.000 Euro dotiert.
Beste Start-ups: Papier aus Ananaspflanzen und automatisierte Intralogistik
Papier ist dann nachhaltig, wenn es aus alternativen Rohstoffen gewonnen wird, die entweder schnell nachwachsen oder Abfallprodukte sind. In Costa Rica werden heute 4,5 Mio. Tonnen Ananas-Abfälle chemisch behandelt und dann verbrannt. Das Start-up „eco:fibr” hat einen umweltfreundlichen Prozess entwickelt, bei dem aus diesen Ananasresten ein Zellstoff gewonnen wird. Damit kann der Papier- und Verpackungsindustrie eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Zellstoffen aus Holz angeboten werden. Die Anlagen von Ecofibr können umittelbar auf den Plantagen errichtet werden. Perspektivisch ist der Einsatz auch für heimische Pflanzen in Europa und den USA geplant.
Intralogistik mit verkürzten Ladezeiten und mehr Nutzfläche: Nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels ist die Nachfrage nach Automatisierung in der Intralogistik groß. Das Start-up Filics hat deshalb die sogenannte Filics Unit entwickelt. Sie besteht aus zwei vollautonomen, kufenförmigen Gabeln, die unter Ladungsträger wie Europaletten fahren und diese ohne menschliches Zutun bewegen können. Durch die kompakte Bauweise verschwindet die Filics Unit bei einem Transportauftrag unter dem Ladungsträger. Dies ermöglicht einen automatisierten Palettentransport mit Effizienzsteigerungen bei Platz-, Zeit- und Personalmangel.
Beste Dissertation: Content Marketing mit Machine-Learning optimieren
Content Marketing ist eine tragende Säule des digitalen Marketings von Handel und Konsumgüterindustrie. Es bezieht sich auf maßgeschneiderte Inhalte für SEO-Texte auf Webseiten. Bis dato ist dies für Unternehmen zeitaufwändig, kostspielig und fehleranfällig. Akademische Publikationen kämpfen mit zu wenig Literatur und einer geringen Zahl verfügbarer Daten. Dr. Martin Reisenbichler von der Wirtschaftsuniversität Wien entwickelte im Rahmen seiner Dissertation neuartige, teilautomatisierte Methoden zur Contentgenerierung in den Anwendungsbereichen Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Suchmaschinenwerbung (SEA). Die Dissertation löst die genannten Probleme erstmals mithilfe neuester Machine-Learning Technologien (GPT, PPLM). Das Verfahren lernt dynamisch aus Keyword-spezifischen, aktuellen Suchmaschinendaten und generiert daraus optimale Inhalte.
Beste Masterarbeit: Preisgestaltung bei Voice Commerce
Mit der Markteinführung von Sprachassistenten und der steigenden Popularität des Voice Commerce ergeben sich neue Chancen, Konsument:innen zielgerichtet anzusprechen und optimierte Preisstrategien zu etablieren. Sprachassistenten fungieren dabei als menschenähnliche Verkaufsberater. Im Zusammenhang von Voice Commerce untersucht Tatjana Heiser (Universität Mainz) in ihrer Masterarbeit das Behavioral Pricing sowie das Word-of-Mouth. Mit ihrer Analyse leistet sie einen wesentlichen Beitrag, welche Wirkungsweisen und Einflussfaktoren auf die Kaufabsicht der Kundschaft eine Rolle spielen.
Bestes Lehrstuhlprojekt: Messbare Effekte von Onlineseller-Werbeausgaben
Für Onlineseller ist es schwierig, ihr Werbebudget richtig zu bemessen. Häufig sind sie auf Erfahrungswerte angewiesen, bei denen nicht überprüft werden kann, ob höhere Werbeausgaben mehr Umsatz generieren oder ohne nennenswerten Effekt bleiben. Diese Unbekannten im Advertising Cost of Sales (ACoS) auf Online-Marktplätzen haben Prof. Dr. Bernd Skiera und Prof. Dr. Jochen Reiner (beide Lehrstuhl für Electronic Commerce, Goethe-Universität Frankfurt) durch eine Anwendung am Beispiel des Amazon Marketplace aufgedeckt. Die Jury ist vor allem von der Skalierbarkeit der Idee überzeugt, die eine hohe Relevanz für die Onlineseller erzielt.
Der Wissenschaftspreis wird unterstützt von Eye square, Ferrero, KPMG und Relex.