Mit einer wachsenden Anzahl von technischen Geräten am POS wird es für die Mitarbeitenden in den Geschäften immer wichtiger, dass sie schnell und gezielt auf Warnmeldungen oder Nachrichten reagieren können. Leergutautomaten, die schon vor Erreichen ihrer Kapazitätsgrenzen ein Signal senden, smarte Regalsysteme, die untypische Artikelentnahmen bei diebstahlsgefährdeten Produkten melden, Videokameras, die Out-of-Stocks in den Regalen erkennen– über die Vernetzung von Geräten lassen sich Echtzeitdatengewinnen, die für die Optimierung von Prozessen genutzt werden können.
Für den Lebensmittelhandel zum Beispiel ist die reibungslose Funktion der Kühleinrichtungen in den Supermärkten von großer Bedeutung. Wenn ein Kühl- oder Gefrierschrankwegen Überhitzung auszufallen droht, muss schnell reagiert werden, damit die Ware umgelagert werden kann. Hier können Voice-Systeme proaktiv unterstützen.Das Kommunikationstool empfängt Signale von Sensoren der Kühlaggregate und sendet sie als automatische Sprachnachrichtan die Headsets der Filialverantwortlichen, wenn ein technischer Ausfall droht oder bereits eingetreten ist.
Push-Nachrichten auf Headsets
„Mit Voice-Systemen lassen sich alle Geräte in einem Geschäft vernetzen, vorausgesetzt sie verfügen über eine API-Schnittstelle“, sagt André Flasche von Vocovo, einem auf Voice-Systeme spezialisierten IT-Anbieter. Im Prinzip geht es immer um die Umwandlung unstrukturierter Daten in verwertbares Knowhow. Die Rohdaten können auch von Kamerasystemen generiert werden. Wenn eine Kamera entdeckt, dass eine Flasche Wein im Regal umgefallen ist und den Fußboden verunreinigt hat, geht eine Push-Nachricht an das Headset eines Mitarbeitenden heraus, der sich um die Reinigung kümmert. Kamerasysteme können auch dabei helfen, proaktiv die optimale Kassenbesetzung herzustellen, indem sie bei Erreichen einer bestimmten Kundenzahl im Markt eine Nachricht an den Filialleiter sendet: Bitte eine dritte Kasse öffnen.
Neben der Steigerung der Arbeitseffizienz steht der Aspekt der Sicherheit im Mittelpunkt der Anwendung von Voice-Systemen. Beispielsweise lässt sich die Technologie von Vocovo mit der Smart-Shelf-Technologie von Imco verbinden, die über Sensoren jede Produktentnahme aus dem Regal registriert und untypische Entnahmen identifiziert.Nimmt ein Kunde zum Beispiel drei oder vier Packungen Rasierklingen auf einmal aus dem Regal, geht eine Warnmeldung auf das Headset der Mitarbeitenden. Ein portugiesischer Supermarktfilialist soll mit dieser Technologie die Diebstahlrate von Thunfischreserven um 80 Prozent reduziert haben, berichtet André Flasche von Vocovo.
Mit Voice-Systemen lassen sich alle Geräte mit API-Schnittstelle in einem Geschäft vernetzen.
André FlascheAnalysefunktionen
In der Vergangenheit bedienten Instore-Kamerasysteme vor allem das Thema Sicherheitsüberwachung. „Heute nutzen wir die Metadaten von Kamerasystemen nicht nur für sicherheitsrelevante Anwendungen, sondern auch um das Kundenverhalten zu analysieren“, sagt Judith Kesseler von Bosch Energie und Building Solutions. Wie viele Personen betreten einen Store, sind es Erwachsene oder Kinder, Frauen oder Männer und zu welchen Zeiten? Wie lange halten sie sich auf und in welchen Gängen? Müssen zusätzliche Kassen geöffnet werden und sind noch genügend Einkaufskörbe da? Die Ergebnisse werden für die Storemanager:innen in einem Dashboard angezeigt.
Der Impuls für einen Workflow nach Feststellung eines Ereignisses muss nicht immer von einem Mitarbeitenden ausgehen, sondern kann auch mit Hilfe von generativer KI erfolgen. Der IT-Dienstleister Service Now bietet eine Plattform für Workflow-Automation an, mit einer zentralen Architektur, um Workflows effizienter zu gestalten. „Was wir in vielen Stores vorfinden, ist eine Basisinfrastruktur von Systemen, Sensoren und Technologien, die allesamt Daten erzeugen. Das Problem bei diesen Daten ist, dass sie meist in Silos bestehen und nicht miteinander verbunden sind. Damit fehlt letztendlich der gesamtheitliche Blick darauf, was auf der Verkaufsfläche um die Mitarbeiter und Kunden herum passiert“, sagt Philip Rienek von Service Now. Die Software von Service Now verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Unstrukturierte Rohdaten aus unterschiedlichen digitalen Quellen wie Kamerasystemen oder IoT-Sensoren auf einer zentralen Plattform zu integrieren und zu strukturierten Informationen zu transformieren. Rienek: „Dieses Wissen über die Ist-Situation befähigt uns dann, in die Aktion zu gehen.“ So kann beispielsweise automatisiert ein Workflow angestoßen werden, wenn ein Leerstand bei einem Produkt erkannt wird.