Vor der Einführung des Sicherungssystems belasteten laut André Riethmüller vierstellige Fehlbeträge durch Ladendiebstahl das Umsatzergebnis: 2020 verzeichnete Rewe Riethmüller in seinen beiden Märkten in Göttingen und Hannoversch Münden, die monatlich von rund 80.000 Kund:innen frequentiert werden, einen beträchtlichen Anstieg an Warendiebstählen.
In den Rewe-Riethmüller-Märkten in Göttingen und Hannoversch Münden kaufen monatlich rund 80.000 Kund:innen ein.
Bei einem monatlichen Aufkommen von insgesamt ca. 80.000 Kunden stand Ende des Jahres für den Geschäftsführenden Gesellschafter André Riethmüller fest, dass etwas dagegen unternommen werden sollte: „Vierstellige Fehlbeträge im Monat durch Langfinger sind einfach zu viel. Das lässt auf große Mengen pro Raub schließen.“ Da etwa der Göttinger Markt über einen offenen, von den Kassen nicht gänzlich einsehbaren Eingangsbereich zugänglich ist, lag die Vermutung nahe, dass mitunter volle Wagen unbezahlt aus dem Gebäude gefahren wurden.
Audiovisuelles Signal plus Blockade
Auf der Suche nach einer wirksamen Lösung wurde der Inhaber fündig: eine einkaufswagenbasierte Sicherung, die einen audiovisuellen Alarm auslöst, sobald ein gefüllter und unbezahlter Einkaufswagen an den Kassen vorbei aus dem Markt geschoben wird. Zusätzlich blockieren die Räder automatisch und ein Weiterschieben ist nicht möglich. Anhand der Lösung namens „Purchek“ des Unternehmens Gatekeeper Systems GmbH aus dem schwäbischen Eislingen wurden die insgesamt 250 Wagen in den zwei Supermärkten mit funkgesteuerten Rollen ausgestattet und Induktionsschleifen am Eingang, im Kassenbereich sowie in allen Ein- bzw. Ausgängen im Boden verlegt. Diese liefern Signale an die Rollen.
Einkaufsdauer frei wählbar
Treten Kund:innen bei einem typischen Einkauf mit dem Wagen bei Rewe Riethmüller ein, wird das Rad-System durch die im Boden angebrachten Sensorschleifen in Gang gesetzt. Nach dem Bezahlen wird es deaktiviert, sodass der Wagen den Einkaufsbereich im Rahmen einer frei anpassbaren Zeitdauer verlassen kann. So bleibt genügend Zeit, um Einkäufe zu verstauen oder andere Dienstleistungen vor Ort in Anspruch zu nehmen.
Will jedoch ein Dieb mit einem vollen Wagen durch einen nicht autorisierten Ausgang – z. B. Notausgang, Eingangsanlage, offene, aber nicht besetzte Checkout-Terminals – am Kassenbereich vorbei den Markt verlassen, blockieren die Räder und ein audiovisueller Alarm informiert das Personal.
Abschreckender Effekt
Im Boden der Märkte sind Sensorschleifen angebracht, die mit den Rollen der Einkaufswagen verbunden sind.
Foto: Rewe Riethmüller
„Das System funktioniert diskret, da es unbemerkt im Hintergrund arbeitet. Dadurch unterstützt es die offene und freundliche Atmosphäre unserer barrierefreien Märkte sowie das ungestörte Einkaufserlebnis unserer ehrlichen Kunden“, erklärt Riethmüller. Infolge des neuen Tools sind die Verluste durch Diebstahl nach Aussage der Geschäftsführung um die Hälfte zurückgegangen, was im Fall von Rewe Riethmüller einem fünfstelligen Eurobetrag im Jahr entspricht.
„Ausschlaggebend für den verzeichneten Diebstahlrückgang in unseren Märkten ist nicht nur die jeweilige Verhinderung der Delikte, sondern vor allem auch der Abschreckungseffekt auf Wiederholungstäter oder professionell agierende Diebe“, so Riethmüller.
Interview: Technik schafft Wertschätzung
POS-Technologie optimiert den Kundenservice. Bei Edeka Ueltzhöfer, einer der Top-Adressen unter den Lebensmittel-Kaufleuten, steht aber immer auch das eigene Team im Fokus. Denn Technik-Investitionen, so Prokurist Florian Ueltzhöfer, können und sollen auch Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden sein.
Kamerasysteme: Den Eingang im Blick
In Lebensmittelmärkten werden zunehmend offene Eingangsbereiche ohne Schranken umgesetzt. Diese laden allerdings auch Langfinger dazu ein, gefüllte Einkaufswagen unbezahlt aus dem Store zu fahren. KI-basierte Kamerasysteme können bei der Diebstahlprävention und -aufklärung dieser sogenannten Pushouts unterstützen.