Viele Anbieter von Wärmebildkameras haben die Sensortechnologie in ihre Einlasskontrollgeräte integriert, so dass auch kein weiteres Bedienpersonal benötigt wird und die Kontrollen kontaktlos erfolgen können.
Noblex beispielweise, Hersteller aus Thüringen, bietet mit seinem „Thermal Tablet“ ein System, das die thermografische Erfassung mit einer optischen Kamera kombiniert und nach eigenen Angaben auf Basis von Wärmebild-Technologie kontaktlos und bis auf 0,1 Grad genau die Körpertemperatur von Personen misst. Ist der – z. B. vom Händler – eigens definierte Temperaturgrenzwert überschritten, erfolgt eine Meldung auf dem Display sowie optional eine Audiowarnung, um mögliche Risikopersonen direkt dokumentieren zu können.
Mithilfe von künstlicher Intelligenz erkennt das Thermal Tablet auch, ob die erfassten Personen Schutzbekleidung wie etwa Mund-Nasen-Masken tragen oder nicht. „So kann in besonders sensiblen Bereichen der Zugang nur mit entsprechender Schutz-Bekleidung gewährt werden oder direkt per Tablet auf die fehlende Ausrüstung hingewiesen werden“, erläutert Hubert Bodächtel von Noblex.
Körpertemperatur-Check: DSGVO-konform?
Nach Angaben der verschiedenen Hersteller erfolgt der Einsatz der Wärmebildkameras zur Messung der Körpertemperatur datenschutzkonform, da keine Daten gespeichert werden. Rechtlich ist dies jedoch umstritten:
„Der Einsatz von Wärmebildkameras, die pauschal Körpertemperaturen aufnehmen, dürfte datenschutzrechtlich nicht unproblematisch sein. Derzeit scheinen die Aufsichtsbehörden ohne eine Einwilligung der Betroffenen eher von einer Unzulässigkeit auszugehen. Am Ende hängt die Zulässigkeit des Einsatzes von Wärmebildkameras aber entscheidend davon ab, ob dies einen maßgeblichen Beitrag zur Pandemiebekämpfung darstellt. Dies dürfte wissenschaftlich derzeit noch nicht abschließend geklärt sein“, so Prof. Dr. Sascha Herms, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht bei Raue PartmbB in Berlin.
Einsatz im Einkaufszentrum Scandinavian Park
Am Eingang des Shopping-Centers Scandinavian Park in Handewitt bei Flensburg befindet sich seit Neustem die „Fever Detection Camera“ des Hamburger Biometrie-Spezialisten Dermalog, deren Sensorik aus einer Entfernung von bis zu 2 m bei bis zu 5 Personen gleichzeitig das Gesicht erfassen und so die Körpertemperatur der Konsumenten ermitteln kann. Wird eine erhöhte Temperatur festgestellt, löst das System ähnlich wie bei anderen Anbietern auch Alarm aus oder verwehrt sogar den Zutritt – z. B. dann, wenn es Bestandteil einer automatischen Zugangskontrolle ist. Auch auf die Maskenpflicht weist das System im Einkaufszentrum in Handewitt hin.
Sowohl stationär als auch mobil lässt sich das Körpertemperatur-Screeningsystem des hessischen Software-Entwicklers ICS Group einsetzen: Per Infrarot-Scan misst ein MDE-Gerät nach Herstellerangaben mit einer Genauigkeit von rund 0,2 Grad Celsius innerhalb von zwei Zehntelsekunden. Aus einem Abstand von rund 0,5 m erfolgt der Prozess automatisiert, d. h. ohne zusätzliches Personal. Es besteht die Möglichkeit, einen mehrstufigen Zugangsprozess durchzuführen.
Im Fall einer Nachweispflicht lassen sich die Messungen in einem Statistik-Webbackend vollständig anonymisiert darstellen. „Unsere Systemkonfiguration entspricht den geltenden Datenschutzbestimmungen und es werden keine personenbezogenen Daten gespeichert. Das optionale Webbackend steht lediglich für anonymisierte statistische Auswertungen zur Verfügung, mit denen Anwender der Dokumentationspflicht nachkommen“, so Oliver Moser, Chief Digital Officer der ICS Group.
Per App lässt sich das Android-basierte Tablet „Tauri“ des Unternehmens Glorystar aus Hong Kong steuern. Innerhalb von einer Sekunde misst der Infrarot-Detektor die Körpertemperatur innerhalb einer Entfernung von 0,5-1 m. Der Bildschirm zeigt das Gesicht des Verbrauchers sowie dessen ermittelte Körpertemperatur mit einer Toleranz von + 0,5 Grad Celsius an. Wie bei allen bereits erwähnten Geräten ertönt bei überschrittenem Grenzwert ein Warnton. Personendaten werden nicht gespeichert. Die IR-Kamera kann auch separat installiert und mit einem bis zu 2 m langen USB-Kabel mit dem Display verbunden werden. Auch das „Checkvue“-Tablet der Crystal Display Systems Ltd wird per App gesteuert.
Das spanische Unternehmen Salto kombiniert die kontaktlose Messung der Körpertemperatur und den Masken-Check mit einer elektronischen Zutrittskontrolle. Registriert das gemeinsam mit dem luxemburgischen Partner Beweng Security Solutions hergestellte System eine erhöhte Körpertemperatur einer Person, werden schickt die Managementsoftware automatisch in Echtzeit eine Benachrichtigung an zuvor definierte Empfänger, die umgehend passende Maßnahmen einleiten können.
Auch der deutsche Digital Signage-Anbieter Bütema hat die Temperaturmessung nachträglich in seine vor einem Monat gelaunchte Kundenampel zur Einlasskontrolle integriert, die die Kundenanzahl mithilfe eines 3D-Sensors erfasst. Ein kompakter Sensor ermittelt das Ergebnis innerhalb von 0,7-2 Sekunden. Registriert das Gerät eine zu hohe Temperatur bei einer Person, schaltet die Anzeige automatisch auf „Stop“ um. Andernfalls gibt ein grünes „Go“ das Zeichen zum Betreten des Geschäfts. Die Verknüpfung mit weiteren Einlasskontrollen wie beispielsweise Drehkreuzen ist ebenfalls automatisch möglich. Händler können die Informationen auf ihrem Display auf Wunsch CI-konform darstellen. Wird die digitale Kundenampel in der Zeit nach der Krise nicht mehr benötigt, kann sie als digitaler Wegweiser, Digital Signage Bildschirm oder Digital Counter Card genutzt werden.