Brandschutz: Eine Frage der Planung | stores+shops

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Eine umfassende Brandschutz-Prävention ist wichtig.
Foto: vm/istockphoto.com

Brandschutz: Eine Frage der Planung

Im Ernstfall Schäden zu verhindern, das ist die große Aufgabe des Brandschutzes. Die Richtlinien sind komplex, und schon kleine Abweichungen können zu Geschäftsschließungen führen. Wichtig sind daher eine verantwortungsvolle Planung und von Anfang an das Hinzuziehen von Fachleuten.

„Feuer zerstört Supermarkt: Millionenschaden“ – titelte Ende Oktober der NDR. Es handelte sich um eine Aldi-Filiale, der Verdacht der Brandstiftung steht im Raum. „Feuer bei Inkoop: Technischer Defekt im Kassenbereich als Ursache“, berichtete im September die Kreiszeitung Delmenhorst. Der Ernstfall – ausgeschlossen ist er nie, auch wenn Axel Wieczorek, Geschäftsführer des Katag Versicherungsdienstes mit Sitz in Bielefeld, berichtet: „Ein Anstieg von Schadensfällen ist nicht zu verzeichnen.“

Und woran liegt es, wenn’s passiert? Elektrizität ist die häufigste Schadensursache bei Bränden in Immobilien, meldet das Prüfunternehmen DPS. „Vielfach sind Brände in Handelsbetrieben auf Nichtbeachtung der einfachsten Gebote des Brandschutzes zurückzuführen“, heißt es im Leitfaden „Brandschutz im Handel“ der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik, der im Internet zum kostenlosen Download bereitsteht.

Das Nichtausschalten von Elektrogeräten zählt dazu, das Ignorieren von Rauchverboten oder das unsachgemäße Entleeren von Aschenbechern. Auch von Handwerker-Arbeiten gehen mitunter Gefahren aus, darauf weist Axel Wieczorek hin. So können beispielsweise durch Heißarbeiten wie Schweißen und Löten Brände entstehen. Das kann auch von einem Nachbargebäude ausgehen. In solchen Fällen sind nach entsprechenden Arbeiten Brandwachen empfehlenswert. Tatsächlich ist auch Brandstiftung ein häufiger Auslöser.

Schwieriger Wiederaufbau

Wenn keine Menschen zu Schaden gekommen sind und der Versicherungsschutz greift, kann noch von Glück im Unglück gesprochen werden. Und dennoch kann ein Feuer existenzielle Auswirkungen haben. Oftmals entstehen durch Betriebsunterbrechungen Umsatzverluste, und es kann zum Abwandern von Kunden oder Mitarbeitern kommen. „In letzter Zeit kommt es verstärkt zu Verzögerungen bei der Wiederherstellung, die aus erhöhten Auflagen und mangelnder Verfügbarkeit von Handwerkern resultieren“, stellt Axel Wieczorek fest, der zudem bemerkt, dass u. a. aufgrund gestiegener Handwerkerkosten die Schadensummen höher werden.

Eine umfassende Brandschutz-Prävention ist also wichtig. Es geht darum, im Brandfall eine Gefährdung des Gebäudes zu verhindern, einer schnellen Brandausdehnung entgegenzuwirken, vor allem aber die Flucht bzw. Rettung von Personen zu ermöglichen, die unter Umständen ohne Ortskenntnis oder gehandicapt sind – Panik ist ein zusätzliches Risiko zum eigentlichen Brandereignis. Organisatorische, bauliche und gegebenenfalls anlagentechnische Maßnahmen müssen daher optimal zusammenwirken.

Was die Lage erschwert: „Die Normen-Landschaft ist sehr komplex und nicht in jedem Punkt von einem Land auf ein anderes übertragbar, selbst innerhalb der EU nicht“, sagt Reto Jegen, Geschäftsführer der Jegen AG aus Effretikon/Schweiz. Die Jegen AG baut Retail und Gastroflächen, entwickelt und fertigt aber auch maßgeschneiderte Brandschutzlösungen und bietet Brandschutztüren und -tore an.

Unterschiedliche Verordnungen

In Deutschland wiederum scheint es in Hamburg und in München unterschiedlich zu brennen. Zwar gibt es die Musterbauordnung (MBO) und das Muster der Verkaufsstättenverordnung (MVkVO), die ab 2.000 qm Verkaufsfläche gilt. Teils weichen die Bauordnungen der Bundesländer jedoch erheblich davon ab. Die gültigen Verordnungen finden sich im Internet (VKVO und das Bundesland eingeben). Weitere Hürde: Verschiedene Anforderungskomplexe wie etwa die Denkmalpflege in historischen Innenstädten einerseits und der bauliche Brandschutz andererseits können sich widersprechen. Ohnehin liegt Manches im Ermessen der unteren Bauaufsichtsbehörden. Darüber hinaus sind stets gesonderte Brandschutz-Regelungen zum Arbeitsschutz zu beachten.

Reto Jegen rät Bauherren dazu, lokale Partner einzubeziehen, „die profundes und aktuelles Know-how in Sachen Brandschutz mitbringen.“ Zugunsten eines ganzheitlichen Ansatzes halten es Experten ebenso für wichtig, dass in der frühestmöglichen Phase alle Beteiligten zusammenkommen: Betreiber, Architekten, Versicherer, Brandschutz-Experten und auch die Sachverständigen, die für die Prüfung der Anlagen nach Inbetriebnahme zuständig sind. Nachträglich erforderliche Änderungen sind immer aufwändig und teuer.

Brandschutzauflagen

Die wichtigsten Brandschutz-Aspekte aus konstruktiver Sicht: Es ist auf die Wahl der Baustoffe zu achten. Im Geltungsbereich der MVkVO müssen beispielsweise die tragenden Wände, Pfeiler und Stützen feuerbeständig ausgeführt werden.

Trotz umfangreicher Löscharbeiten konnte dieser Supermarkt nicht mehr gerettet werden.

Trotz umfangreicher Löscharbeiten konnte dieser Supermarkt nicht mehr gerettet werden.
Foto: EHI

Leicht entflammbare Baustoffe dürfen grundsätzlich nicht verwendet werden, es sei denn, sie sind in Verbindung mit anderen Baustoffen widerstandsfähiger. Räume mit erhöhter Brandgefahr müssen abgetrennt und größere Flächen in einzelne Brandabschnitte unterteilt werden. Besondere Anforderungen gelten für Kabeldurchführungen. Lüftungskanäle müssen mit automatisch schließenden Feuerschutzklappen versehen sein. Zum baulichen Brandschutz zählen auch Rettungswege, feuersichere Treppenhäuser und Notausgänge, die zudem ordnungsgemäß zu kennzeichnen sind. Zum organisatorischen Brandschutz wiederum gehört, die Fluchtwege auch im laufenden Betrieb freizuhalten und nicht einzuengen.

Und natürlich spielt der anlagentechnische Brandschutz eine Rolle, dessen Spektrum von Brandmeldeanlagen über Sicherheitsverstromungsanlagen und Anlagen der Rauchableitung bis hin zu Löschanlagen reicht. Sprinkleranlagen sind das meistgenutzte automatische Löschsystem, das sich häufig auch schon in kleineren Verkaufsstätten lohnt. Laut Bundesamt Technischer Brandschutz werden 70 Prozent der gemeldeten Brände mit nur ein bis zwei Sprinklern gelöscht. Zudem schaffen Sprinkleranlagen architektonischen Spielraum, da sie größere Brandabschnitte ermöglichen.

Erfreulicherweise sind anspruchsvolles Design und Brandschutz heute kein Widerspruch mehr, längst kann Brandschutztechnik beispielsweise farblich der räumlichen Umgebung angepasst oder sogar versteckt werden, zum Beispiel durch Undercover-Rohre. Vertiefende weitere Informationen zum Thema vermittelt der Leitfaden des dlv – Netzwerk Ladenbau „Sicherheitslösungen für den Retail“.

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