Die Dohle Handelsgruppe, die in Deutschland rund 100 Hit-Märkte betreibt, hat vor einigen Jahren ihre heterogenen Warenwirtschaftssysteme durch eine SAP-Plattform abgelöst. Mit dieser Standardsoftware steuert das Unternehmen seitdem alle Abläufe vom Einkauf über Bestellungen, Lieferungen und Qualitätskontrolle bis zur Auswertung der Unternehmensdaten. Dohle hat das System von Anfang an durch einen externen Dienstleister betreiben lassen. Es gab zwar immer wieder – zum Beispiel anlässlich einer Migration – Überlegungen, den Betrieb wieder zurück ins Unternehmen zu verlagern. Doch: „Es rechnet sich nicht“, sagt Manfred Wenzel, Leiter IT/Organisation Zentralsysteme bei Dohle, „die Personalkosten hätten den Rahmen gesprengt.“  

Als das familiengeführte Unternehmen 2008 11 Verbrauchermärkte im Raum München als Kooperationspartner gewann, erhöhten sich Datenvolumen und -verkehr des SAP-Systems um 10 Prozent – neue Kapazitäten mussten schnell bereitgestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt und aus diesem Anlass wechselte Dohle dann den IT-Dienstleister für das System und lässt die SAP-Infrastruktur von HP betreiben. Gewechselt wurde dabei auch das Service-Liefermodell: Dohle bezieht die SAP-Infrastruktur jetzt als sogenannte Utility-Services, ein Cloud-ähnliches Modell.

Kostentransparenz

Hit sourct IT-Dienstleistungen aus

Dabei handelt es sich um standardisierte und modularisierte IT-Dienste, die nach Bedarf bezogen und nach Verbrauch bezahlt werden. Für die erforderliche Serverleistung vereinbarte Dohle mit HP eine Mindestabnahmemenge für einen Zeitraum von 5 Jahren. Die Speicherkapazität wird nach dem tatsächlich benötigten Speichervolumen bezahlt. Werden Zusatzleistungen in Form neuer IT-Ressourcen benötigt, werden diese nach einem Standardkatalog innerhalb von 10 Arbeitstagen zur Verfügung und in Rechnung gestellt.

IT-Leiter Manfred Wenzel erinnert sich: „Wir wollten eigentlich einen Dienstleister, der wie wir aus dem Mittelstand kommt. Deshalb waren wir HP gegenüber zunächst skeptisch eingestellt. Doch schon im ersten Gespräch war klar, dass die Chemie stimmt. Außerdem kam uns das standardisierte Liefermodell sehr entgegen. Dadurch haben wir Kostentransparenz und vor allem die Gewissheit, mit der IT schnell auf Veränderungen reagieren zu können.“ 

Kostentransparenz und schnelle Veränderungsmöglichkeiten.

Manfred Wenzel

Leiter IT/Organisation Zentralsysteme, Dohle Handelsgruppe

HP konnte auch das Vertrauen von Dohle gewinnen, was das Problem eines reibungslosen Übergangs von dem alten System auf das neue anging. „Für uns ein ganz wesentlicher Punkt“, sagt Wenzel, „da unsere Systeme 7 mal 24 Stunden zur Verfügung stehen müssen, damit unsere Märkte bei den Lieferanten Ware ordern können.“ Die Transition fand an einem Pfingstwochenende statt anhand eines 600 Einzelschritte umfassenden Projektplans. Am Nachmittag des Pfingstmontags waren alle SAP-Systeme wieder produktiv.

Reduzierte Datenmenge

Die Daten aus den Oracle-Datenbanken wurden in das HP-Rechenzentrum in Böblingen übertragen. Dort erfolgte eine automatische Datenbank-Reorganisation mit der Folge, dass allein im ERP-System nur noch 2,6 statt zuvor 3,6 Terabyte Daten vorlagen. Um ein weiteres Terabyte reduzierte HP das Datenvolumen durch eine Komprimierung der Datenbanken.  

Dohle spricht von Kosteneinsparungen im zweistelligen Prozentbereich, die man durch das HP-Utility-Modell erziele – und dies bei einer Performance-Steigerung von 30 Prozent, heißt es. Für alle wichtigen Systeme wurde mit HP eine Verfügbarkeit von 99,5 Prozent vereinbart. HP überwacht diesen Service-Level und sendet entsprechende Auswertungen an Dohle.  

Ein Erweiterungsprojekt für das SAP-System steht bei Dohle bereits an: Damit alle Verbrauchermärkte künftig über ein Portal auf sämtliche Anwendungen zugreifen können, ist die Einführung von „SAP Net Weaver Portal“ geplant. Darüber sollen dann auch die täglichen, mit „SAP BI“ generierten Berichte für die Filialleiter publiziert werden, die heute noch per E-Mail an die Filialleiter gehen.  

Weitere Informationen: www.hit.de

Fotos (2): Dohle

SAP-Systeme bei Dohle

Derzeit ist bei Dohle „SAP ERP 6.0“ für Finanzbuchhaltung, Controlling, Anlagenmanagement, Immobilienmanagement, Warenwirtschaft und Human Ressources im Einsatz. Mit „SAP for Retail“ steuert Dohle seine Handelsprozesse wie die automatische Disposition von rund 15.000 Artikeln. Über das Forecasting- und Replenishment-Tool werden außerdem Prognosen und Logistikinformationen für die einzelnen Verbrauchermärkte erstellt. „SAP BI“ liefert Analysen zu allen wesentlichen Kennzahlen. Darüber hinaus nutzt Dohle „SAP Process Integration“ für den reibungslosen Datentransfer zu den Lieferanten sowie eine Archivierungslösung von „Ixos/Open Text“.

Markttrends

Gartner beobachtet im „Magic Quadrant for Data Center Outsourcing and Infrastructure Utility Services, Europe“ vom Juli 2011 derzeit vier Haupttrends im Markt für Rechenzentrums-Outsourcing:  

1. Wachstum in Economies of Scale und Business: Durch den Kostendruck steigt das Interesse an der Industrialisierung von Infrastruktur-Services einschließlich Cloud Computing, die Skalenerträge liefern. Nach einer weltweiten Umfrage sind Ansätze wie Infrastructure Utility Services und Infrastructure-as-a-Service stark nachgefragt, weil sie CIOs helfen, ihre Hauptziele zu erreichen: die Realisierung flexibler Infrastrukturen, die Ausführung von Wachstumsprojekten und die Reduzierung von IT-Kosten.  

2. Mehr integrierte Services: Kunden erwarten von den Dienstleistern kostengünstige Möglichkeiten für die Lieferung integrierter Services, die verschiedene Technologien abdecken einschließlich Rechenzentrum, Desktop, Kommunikation und Help-Desk-Services.  

3. Industrialisierte Services: Diese sind zum De-facto-Standard im Markt geworden. Nachdem Infrastructure-Utility-Services, wie solche für SAP, die Machbarkeit und den Erfolg industrialisierter Dienstleistungen belegt haben, sorgt Infrastructure-as-a-Service via Cloud derzeit für eine Beschleunigung des Trends, aber auch für Konfusion bei den Anwendern.  

4. Aufkommende Preismodelle: Während 80-90 Prozent des Volumens traditioneller Rechenzentrums-Outsourcing-Verträge über Festpreise abgedeckt waren, ist dieser Anteil auf 55-65 Prozent gesunken. Dies bewirkt für die Kunden eine höhere Flexibilität hinsichtlich Variabilität der Volumina und der Möglichkeit des Pay-per-use.