Das Würzburger Unternehmen J.E. Schum ist ein Großhändler für 1-Euro-Artikel, der 180 eigene Filialen betreibt und darüber hinaus auch andere Handelsunternehmen beliefert sowie Shop-in-Shop-Lösungen anbietet. J.E. Schum wurde 1877 als Eisenwarenhandlung gegründet, das Kerngeschäft bestand zunächst im Vertrieb von Haushaltswaren. Anfang der 1990er-Jahre baute das Unternehmen den Geschäftsbereich Kleinpreis-Konzepte auf und verkaufte nach eigenen Angaben als erster in Europa Produkte zu 99 Pfennig.
Über das klassische Großhandelsgeschäft hinaus bietet das Unternehmen seinen Handelspartnern heute auch Verkaufskonzepte und Problemlösungen an. Der reine Großhandel macht heute noch 40 Prozent des Geschäftes aus, 60 Prozent werden erzielt durch Dienstleistung, Service und Verkaufsförderung. Die Waren werden von einem Zentrallager in Dettelbach bei Würzburg aus distribuiert. In Spitzenzeiten bearbeiten die Kommissionierer bis zu 20.000 Pick-Positionen pro Tag aus 500 Aufträgen. Seit 2007 verfügt das Lager über ein vollautomatisches Hochregallager und moderne Lagertechnik auf 100.000 qm. 2012 wurden die bisherigen 120.000 Palettenstellplätze um 28.800 Plätze in einem neuen Hochregallager erweitert. Im Herbst 2011 wurde bei J.E.Schum die beleglose Kommissionierung mit Handscannern eingeführt, um die Prozesse zu optimieren. Das primäre Ziel lautete Transparenz durch zeitnahe Verbuchung aller Lagerbewegungen sowie Fehlerreduzierung bei Einlagerung und Kommissionierung. Zudem erhoffte man sich eine Leistungssteigerung bei der Kommissionierung. In einer ersten Stufe wurden 50 Mitarbeiter des Zentrallagers mit Handhelds ausgestattet, zum Einsatz kommen Geräte von Casio. Die Mitarbeiter kommissionieren täglich rund 50.000 Verpackungseinheiten aus im Schnitt 10.000 Pick-Positionen.
Vor dem Einsatz der beleglosen Lösungen arbeitete man bei J.E. Schum mit Pick-Listen aus Papier. Es konnte bei Pick-Prozess leicht zu Verwechslungen kommen, da die Waren anhand der gelisteten Artikelnummer aus immer gleich aussehenden Kartons an den Lagerplätzen entnommen wurden. Aufgrund des annähernd gleichen Wertes jedes Artikels erwuchs daraus zwar kein finanzieller Schaden, jedoch konnte die Warenverfügbarkeit in den Filialen dadurch beeinträchtigt werden. Heute werden die Mitarbeiter von den Farbdisplays der Lager-Handhelds wegeoptimiert zu den einzelnen Entnahme-Positionen geführt, wo sie zur Kontrolle den Barcode des Entnahme-Fachs scannen. Zur Bestätigung, dass sie das richtige Fach gefunden haben, wird ihnen die Menge des entsprechenden Artikels angezeigt. Nach dem Picking bestätigt der Mitarbeiter die entnommene Menge auf der Tastatur des Handhelds, woraufhin die Online-Verbuchung im Lagerverwaltungssystem erfolgt.
Danach wird die nächste Pick-Position angezeigt. „Neben einer Reduzierung der Fehlerrate profitieren wir von der präziseren Bestandsführung, die durch die Umstellung auf Echtzeit-Verarbeitung erreicht wurde“, sagt David Kaiser, Projektleiter Online-Kommissionierung bei J.E. Schum. „Hinzu kommt, dass Zeitverluste durch den Medienbruch Papier-EDV ebenso vermieden werden wie Übertragungsfehler bei der Übernahme und Übergabe der Daten durch den Menschen.“
Pick-by-Scan
Bei der Suche nach einer optimalen Technologie wurden verschiedene Lösungen auf ihre Tauglichkeit für die Kommissionierung in den weitläufigen Hallen getestet. Der Einsatz eines Pick-by-Voice-Systems versprach zwar aufgrund der guten Dialogfähigkeit Fehlerreduzierung, die Investitionskosten für einen sicheren Betrieb im 25.000 qm umfassenden Kommissionierbereich erschienen den Verantwortlichen bei J.E. Schum jedoch sehr hoch. „Hinzu kam die Ablehnung unserer Mitarbeiter, tagtäglich mit einem Headset durchs Lager zu laufen“, so David Kaiser. Also blieb die mobile Datenerfassung mit Pick-by-Scan in Form von Handterminals mit direkter Kommunikation mit dem Lagerverwaltungssystem, das mit Microsoft Dynamics arbeitet. „Wir wollten unseren Mitarbeitern eine besonders ergonomische Lösung bieten, bei der das Terminal mit Display am Unterarm getragen wird und der Scanner wie ein Ring am Zeigefinger“, sagt Geschäftsführer Christian Schum.
Doch auch diese Lösung erwies sich nicht als praktikabel, weil die Mitarbeiter mit der am Arm angebrachten Technik an den Kartons hängenblieben. So fiel die Wahl dann auf das Lager-Handheld „DT-X8“ von Casio. Die Integration der Lösung wurde gemanagt von dem Systemhaus DataIdent, Seevetal. Laut Andreas Schapperer, Leiter Niederlassung Süd von DataIdent, empfanden die Kommissionierer bei J.E. Schum die Gehäuseform mit leicht nach unten gerichtetem Scannerkopf als ergonomisch. Der Barcodescanner liest laut DataIdent auch blasse Etiketten. „Eine weitere Anforderung an die Terminals war eine unkomplizierte Bedienung, die mit wenigen Tasten auskommt“, so Schapperer. „Zudem sollte das Gerät handlich und leicht sein und mit einer Akkuladung mehrere Schichten überstehen.“ Geliefert werden die Handhelds mit dem Betriebssystem Windows Embedded CE, das von DataIdent in einen „Kiosk-Modus“ versetzt wurde, um andere Anwendungen außerhalb der Web-basierten Applikation unter Microsoft Dynamics zu unterbinden. Bei Arbeiten, bei denen beide Hände benötigt werden, werden die Terminals in einen Gürtel-Holster gesteckt.
„Die Einführung der Online-Kommissionierung kann als gut gelungen betrachtet werden“, so das Resümee von David Kaiser. Schon nach einigen Monaten ließ sich laut Kaiser ein Rückgang der Fehlerquote konstatieren. Die Pick-Leistung ist laut Kaiser um 20 Prozent gestiegen. Man spricht bei J.E. Schum von einem ROI von neun Monaten. Laut Geschäftsführer Christian Schum kann man Liefertermine nun präziser planen und just-in-time liefern.
Der Autor ist Bereichsleiter Logistik bei der J. E. Schum GmbH & Co. KG in Würzburg.
Fotos: Pro Orga
Weitere Informationen: www.schum.de