Pick-up-Stationen für online bestellte Lebensmittel | stores+shops

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Pick-up-Stationen für online bestellte Lebensmittel

Die europäischen Lebensmittelhändler suchen nach den richtigen Strategien für das Online-Geschäft. Eine denkbare Variante sind Pick-up-Lösungen. Auf der EuroShop 2014 wird erstmals eine automatische, IT-basierte Abhol-Station auch für gekühlte und tiefgekühlte Ware vorgestellt.

Der im Frühjahr 2012 gegründete Bundesverband Lebensmittel-Onlinehandel e.V. unterstreicht seine Existenzberechtigung mit der etwas gewagten Ankündigung, dass der Marktanteil von im Internet gekauften Lebensmitteln hierzulande bis 2015 auf 15 Prozent steigen wird. Marktforscher halten diesen Wert für utopisch. Die Beratungsgesellschaft A.T. Kearney etwa prognostiziert bis 2016 einen Online-Anteil bei Lebensmitteln von 1,5 Prozent. McKinsey geht von einer Quote von 5 Prozent bis zum Jahr 2020 aus.

Die Startbasis jedenfalls ist noch recht schmal: Im Jahr 2012 wurden in Deutschland Lebensmittel im Wert von rund 400 Mio. Euro online eingekauft. Der Marktanteil bewegt sich damit bei unter 0,3 Prozent. In Frankreich und in England ist das anders. Britische Online-Foodhändler erwirtschafteten im Jahr 2012, so das internationale Marktforschungsunternehmen IGD, rund 6,4 Mrd. Euro Umsatz. In Frankreich waren es rund 5 Mrd. Euro. Die Online-Marktanteile liegen damit schon heute bei rund 5 Prozent. Für beide Länder prognostiziert die IGD über 10 Mrd. Online-Umsatz im Jahr 2016.

Boom in Frankreich und England

Der Erfolg des Online-Geschäfts in diesen Ländern mag auf die vergleichsweise höhere Konsumenten-Akzeptanz zurückzuführen sein. Jedoch steht den Kunden auch eine deutlich bessere Infrastruktur zur Verfügung. Ob Casino, Leclerc, Auchan oder Carrefour in Frankreich, ob Tesco, Asda oder Sainsbury‘s in England: Schon seit Jahren bauen die dortigen Marktakteure ihre Online-Services kontinuierlich aus. Das betrifft Online-Geschäfte mit Lieferservice ins Haus, aber auch „Drive in“- bzw. „Click & Collect“-Lösungen, im jeweiligen Markt oder auch an externen Abhol-Stationen. (Eine EHI-Handelsdaten-Statistik zu Umsätzen mit online vertriebenen Lebensmitteln finden Sie hier.)

Sainsbury’s zum Beispiel bietet diesen Service in fast allen seiner rd. 1.000 Märkte, bei Tesco können die Kunden in rd. 1.500 Märkten ihre online bestellte Ware abholen. In Frankreich sind darüber hinaus „Drive in“-Stationen weit verbreitet, bei denen die Kunden sogar in ihrem Fahrzeug sitzen bleiben können, während ihre Bestellungen in den Kofferraum verladen werden. Carrefour, Leclerc oder Auchan offerieren diese Variante. 

Einzelne Tests mit Abhol-Konzepten

In Deutschland sind solche „Drive in”- und „Click & Pick“-Stationen noch die Ausnahme. Globus und Real testen diesen Kundendienst bislang an 2 Standorten. Auch ein Händler der Rewe betreibt in Köln eine externe Abholstation. Den Home-Lieferservice dagegen haben inzwischen die meisten bundesdeutschen Lebensmittel-Filialisten im Programm – von den Discountern abgesehen. Rewe („Rewe online“), Edeka („Edeka24“), Tengelmann („Bringmeister“) und Bünting („Mytime“) verschicken aus Zentrallagern oder Filialen, liefern in Eigenregie oder arbeiten mit Paketversendern wie DPD oder UPS zusammen.

Insgesamt aber wird das Geschäft bisher eher auf halber Kraft betrieben. Möglichst kurze Wege, damit schnelle Lieferung und die Sicherstellung der Produktqualität bei Frisch- und Kühlware stellt die Händler vor organisatorische und logistische Probleme, außerdem treibt es die Kosten. In den „weiter entwickelten“ Online-Märkten wie in England investieren die Anbieter in sogenannte Dark Stores. Tesco zum Beispiel betreibt in London vier solcher Märkte, die an strategisch günstigen Standorten errichtet werden und zu denen Kunden keinen Zutritt haben, sondern die allein als Präsenz-Lager für die Auslieferung auf kurzen Wegen dienen.

„Store Pick“-Service in Frankreich

Der reine Lieferservice wird auch künftig seine Berechtigung haben, zum Beispiel für in ihrer Mobilität eingeschränkte Kundengruppen bzw. für Kunden, die aus Bequemlichkeit bereit sind, die Mehrkosten der Lieferung zu tragen. Die Mehrzahl der Kunden aber, das zeigen die Erfahrungen aus England, Frankreich, den Niederlanden und Belgien, tendieren zu „Pick“-Lösungen.

Wie schnell der E-Food-Markt wachsen wird, kann auch der Handel mit dem Ausbau seiner Pick-up-Services beeinflussen.

Michael Reichelt

Geschäftsführer, Cold Boxes UG

Vorteil für den Händler: Wenn Kunden online bestellen und ihren zwischenzeitlich kommissionierten Warenkorb im Markt oder an einer externen Station abholen, hält sich der organisatorische und logistische Aufwand für den Händler in Grenzen. Alle großen französischen Händler bieten den „Store Pick“.

Während dabei üblicherweise ein Mitarbeiter die Ware aushändigt, werden in England schon die ersten automatisierten Abholstationen getestet – im Prinzip vergleichbar mit den Schließfach-Anlagen in Bahnhöfen. Eine entsprechende, in Deutschland entwickelte Lösung wird erstmals auf der Messe EuroShop (16. bis 20. Februar 2014 in Düsseldorf) vorgestellt. Das Münchener Start-up-Unternehmen Cold Boxes präsentiert dort „Emmas Box” – ein Abholsystem für einen Standort im oder am Markt, aber auch geeignet als externe Abholstation. Entwickelt wurde die Lösung von jungen Absolventen der TU München, die das Unternehmen mit öffentlichen Fördergeldern aufgebaut haben.

Abholstationen mit IT-Anbindung

„Emmas Box“ ist ein modulares Box-System mit Modulen für gekühlte und tiefgekühlte Ware. Somit kann das gesamte Frische-Sortiment inklusive gekühlter und TK-Ware in den Boxen aufbewahrt werden. Mit einem Bedien-Element kann sich der Kunde, etwa über einen QR-Code, per Handy an der Abholstation authentifizieren und „seine“ Aufbewahrungsfächer freischalten.

Hinter der Fächer-Front verbirgt sich intelligente Technik. Jede einzelne Box ist an eine zentrale Datenbank angebunden, die Bestückungen und Entnahmen registriert. Die Kältetechnik jeder Station und die Temperatur jeder einzelnen Kühl-Box werden ebenfalls von einer eigenen Datenbank gesteuert und überwacht. Die Warenwirtschaft des Händlers wird über standardisierte Schnittstellen in das System eingebunden. Online-Bestellungen können somit im Markt kommissioniert, gescannt und in die vorgegebene Box eingestellt werden. „Gerade Berufstätige, die abends ihren Einkauf tätigen, sparen dadurch viel Zeit“, meint Michael Reichelt, einer der Gründer von Cold Boxes.

Händler wie etwa Ahold in den Niederlanden oder Casino in Frankreich, die Abholstationen in vielen ihrer Märkte betreiben, verweisen auf deutliche Umsatzsteigerungen im Online-Geschäft. Für bundesdeutsche Händler wäre eine Automaten-Lösung jedoch eher der zweite Schritt. Im ersten Schritt müsste den Kunden zunächst einmal die konventionelle „Store Pick“-Lösung nahegebracht werden. Dies wäre eine Vorleistung, die deutsche Händler trotz des bislang geringen Online-Marktanteils zunächst erbringen müssten.

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Weitere Informationen: www.emmasbox.de und www.handelsdaten.de

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