Vor allem in diesen Bereichen der Branche werden für dieses und nächstes Jahr neue Entwicklungen in technologischer Hinsicht beobachtet und weitere Fortschritte erwartet:
24/7-Mikromärkte
Selbstbedienungsräume ohne Ladenschlusszeiten, in den die Kunden eintreten, ihre Produkte manuell auswählen und anschließend kontaktlos bezahlen können, sind eine technologiegestützte Mischung aus Verkaufsautomaten, Selbstbedienungscafé und Lebensmittelladen. Diese Mikromärkte, wie beispielsweise der Laden von Roberta Goods in Stuttgart, sind ein wachstumsstarkes Segment im Vending-Bereich, denn sie können Kunden wie Betreibern Vorteile in Bezug auf Auswahl Hygiene, kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten und Zugänglichkeit bieten.
Komplette Automatenstores
Vollautomatische Shops wie die flexibel einsetzbaren Container-Einkaufssysteme von Latebird oder die Minimärkte des Magdeburger Herstellers Flavura, können kleine, traditionell geführte Läden in ländlichen, strukturschwachen Regionen ergänzen oder ersetzen, sind aber auch an frequentierten Plätzen zu finden.
„Mit Ihrem Warensortiment auf den jeweiligen Standort abgestimmt, bieten sie eine Grundversorgung mit Artikeln des täglichen Lebens. Teilweise kann der Kunde via App schon seine Produkte vorbestellen“, erläutert Torben Dankers, Sales Lead Vending der CCV GmbH, einem der Pionier-Dienstleister auf dem Sektor elektronische Payment-Lösungen.
Nachrüstungen für mehr Nachhaltigkeit
Nachhaltige Geschäftspraktiken könnten der stärkste Trend des Jahrzehnts sein – und das in allen Branchen. Eine Möglichkeit, wie auch die Vending-Branche ihren Teil dazu beitragen kann, ist das effiziente Nachrüsten von Automaten.
Die Technologien ändern sich zwar schnell, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass man alte Automaten ausmustern muss. Wer ältere Automaten mit der neuesten Technologie ausstattet – einschließlich Touchscreens, modernen Zahlungsgeräten und Internet-of-Things (IoT)-Funktionen – kann Abfall und Schrott reduzieren, während er gleichzeitig dem Kunden einen Mehrwert bietet und Wartungskosten senkt.
App-gesteuerte Zahlungsgeräte auf Android-Basis
Mit der Einführung solcher neuartiger Kartenlesegeräte, die als digitale Terminals ohne Pin-Pad funktionieren und ein Smartphone-ähnliches Design aufweisen, ändert sich das Erscheinungsbild des traditionellen Bezahlterminals. Die App-gesteuerten Zahlungsgeräte lassen sich in die Tasche stecken und bieten potenziell unbegrenzte Funktionen, zentral auf einem Gerät und sowohl an unbewachten wie an bewachten Standorten.
Denkbar sind etwa mobile Kassen-Apps, Pay-to-Table-Apps oder Apps für Personalmanagement, Lagerverwaltung oder Treueprogramme. Die Android-basierten Terminals können Einrichtungs- und Wartungskosten für die Betreiber reduzieren und eine Schnittstelle bieten, die die Nutzer:innen bereits kennen. Bei der Bereitstellung solcher Technologien für den Zahlungsverkehr können Stores auf IT-Anbieter wie CCV zurückgreifen, der internationale Retail-Kunden mit elektronischen Payment-Systemen versorgt.
Mehr technologische Möglichkeiten
Die Interaktion mit den Kund:innen geht bei den Verkaufsautomaten von heute über den Bezahlvorgang hinaus. Ausgestattet mit neuen Technologien können sie ein umfassenderes Einkaufserlebnis bieten – mit einer einfacheren Produktauswahl, Fehlersuche und Kundendienstmöglichkeiten. Die technologischen Vorteile kommen dabei nicht nur der Kundschaft zugute, sondern intelligente, telemetrisch gesteuerte Verkaufsautomaten bieten den Betreibern eine einfachere Wartung, eine bessere Lagerverwaltung und eine höhere Kosteneffizienz.
Weitere Trends im Vending, die in der Branche bereits vor der Corona-Pandemie beobachtet werden konnten, wirken offenbar weiter fort:
Bargeldloser Zahlungsverkehr
Schon vor der Pandemie konnte ein Wachstum bargeldlose Zahlungen in der EU beobachtet werden. Durch die Hygieneanforderungen infolge von Covid-19 ist die Zunahme des elektronischen Bezahlverkehrs weiterhin ungebrochen. Nach Angaben der EZB ging die Gesamtzahl kontaktloser Transaktionen im Jahr 2020 zwar zurück, der Wert dieser Zahlungen stieg jedoch um 8,7 %. Da bargeldloses Bezahlen erwünschter ist als je zuvor, musste der Einzelhandel Schritt halten, vor allem mit neuen Technologien, die das Bezahlen in vielfältiger Form unterstützen. Davon können auch Betreiber von Automaten profitieren.
Mobiles Bezahlen und Fernzahlung
Nicht nur die bargeldlose Zahlung, auch das mobile Bezahlen nimmt Fahrt auf: Im Jahr 2020 wuchs die Zahl der Nutzer mobiler Zahlungsmittel in Westeuropa nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Emarketer um 18,7%. Angetrieben durch mobiles Banking und weit verbreitete NFC-Technologien erwarten die Verbraucher offenbar, dass sie überall mit dem Handy bezahlen können – auch an Automaten. Mittlerweile sind diese Möglichkeiten immer weiter verbreitet. Doch auch hier steht eine Weiterentwicklung an: mobile Fernzahlung. Damit können Kunden Produkte bestellen und mit ihrem Handy schon bezahlen, noch ehe sie ihre Bestellung später am Automaten abholen.
Vielfältigere Standorte, Benutzer:innen und Produkte
Standen früher nur Snackautomaten an Bahnhöfen oder Tankstellen, gibt es mittlerweile an vielen Orten Verkaufsmöglichkeiten per Automat, vom High-End-Bereich bis hin zum Direktverkauf. Damit einher geht eine Veränderung und Erweiterung der Produktpalette. Die Automaten verkaufen auch gesunde Snacks, vegane und glutenfreie Lebensmittel. Auch Regenschirme und Kosmetika sowie Eier, Milch und Fleisch, also frische Produkte, werden heute angeboten.
Für Automatenhändler bedeutet das neue Anwendungsfälle und neue Geschäftsmöglichkeiten. Immer mehr Landwirte, die Frischprodukte direkt vertreiben wollen, stellen im ländlichen Raum Selbstbedienungsautomaten auf, wie z.B. die sogenannten Regiomaten der Firma Stüwer aus Baden-Württemberg. Andere Anbieter, etwa das westfälische Unternehmen Hensing, verkaufen die Automaten nicht nur, sondern vermieten oder leasen sie auch.
Mit den Produkten haben sich auch die Anforderungen an die Verpackungen verändert: Dank der aktuellen europäischen Vorschriften scheint Plastik auch im Automatenbereich auf dem Rückzug zu sein. Klimafreundlicheres Verhalten wird wohl auch in den kommenden Jahren von Bedeutung bleiben.
Personalisierung
Dank Smartphone-Erkennung und der Verwendung von biometrischen Daten können einige Verkaufsautomaten bereits die bevorzugte Sprache oder das Lieblingsgetränk der Kund:innen erkennen. Auch wenn die Zunahme an personalisierten Vending-Automaten in Europa offenbar langsamer fortschreitet als in anderen Teilen der Welt, arbeitet die Branche auch hierzulande an der Schaffung von Mehrwerten: So ermöglicht etwa Touchscreen-Technologie Marketing-Ansprache der Kundschaft z. B. auf Grundlage des aktuellen Wetters, der Jahreszeit und der Tageszeit, während neue Funktionen den Betreibern die Möglichkeit geben, Prämien, Treueangebote und Gutscheine zu verbessern.
Der Gastautor Torben Dankers ist Sales Lead Vending der CCV GmbH.