Omnichannelfähige Zahlungsarten haben in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen. In diesem Zuge haben sich auch die Erwartungen der Verbraucher:innen hinsichtlich der angebotenen Zahlverhalten verändert und die Diskussion zu omnichannelfähigen Zahlungsmitteln im Einzelhandel angetrieben, berichten die Teilnehmer der EHI-Session. „Viele Kunden haben sich an die Bezahlprozesse aus dem E-Commerce gewöhnt und wollen diese auch am POS nutzen“, berichtet Boris Bongartz, Direcor Sales Key Account bei der Zahlungsplattform Unzer, der in seinem Vortrag Learnings und Insights branchenspezifischer Payment-Lösungen vorgestellt hat. Aufgrund der Vielzahl an Zahlungsarten sei es besonders wichtig, einen reibungslosen Bezahlprozess über die verschiedenen Kanäle, also online, offline und mobil, zu ermöglichen, sagt Caroline Coelsch, Projektleiterin Online- und Mobile-Payment im EHI.
Reibungsloser Bezahlprozess
„Die Konsumenten wählen am POS die Zahlungsmethode, die am schnellsten geht“, sagt Carolin Brunner, Strategic Sales Director bei Worldpay von FIS. Die Payment-Expertin warf in ihrem Vortrag einen Blick auf Shopping- und Bezahltrends, die von der Pandemie stark beschleunigt wurden. „Wenn ein Kunde mit dem Handy zahlen will, am Ende aber das Portmonee zücken muss, kann dies zu Unzufriedenheit führen“, so Brunner. An diesen Ansatz knüpft die Zahlungslösung „SoftPOS“ von Worldpay an: Mitarbeiter:innen können Zahlungen auf Basis von NFC Zahlungen über ein Tablet oder Mobiltelefon unabhängig von der Kasse auf der gesamten Fläche annehmen.
Die Zahlungsplattform Adyen will Omnichannel-Payment mit dem „Unified Commerce“-Ansatz einen Schritt weiterdenken. „Unternehmen, die ein Omnichannel-Konzept umsetzen, bieten ihrer Kundschaft bereits kanalübergreifende Erlebnisse. Hinter den Kulissen sind die einzelnen Systeme allerdings oft nicht miteinander vernetzt“, sagt Alexa von Bismarck, Country Managerin Deutschland bei Adyen. Bei dem Unified-Commerce-Ansatz werden alle Verkaufskanäle und Systeme miteinander vernetzt und alle Zahlungsdaten in dasselbe System übertragen. „So können Unternehmen Zahlungsdaten auswerten und datenbasierte Lösungen einführen, zum Beispiel ein Treueprogramm, das mit der gewählten Bezahlmethode des Kunden verknüpft ist“, erklärt von Bismarck.
Die Konsumenten wählen die schnellste Zahlungsmethode.
Carolin BrunnerStarke Kundenauthentifizierung
„Stichwörter wie In-App-Commerce, Self-Checkout und Zahlung per NFC oder QR-Code fallen, wenn es um die Zukunft des POS geht. Beim Bezahlen heißt das, aus POS-Transaktionen werden E-Commerce-Zahlungen“, sagt Kai Ahrend, Key Account Manager bei dem Payment Service Provider Computop. Eine starke Kundenauthentifizierung (Strong Customer Authentication, SCA) soll hier vor Betrug schützen. In ihrem Vortrag haben Claudia Klein und Kai Ahrend, Key Account Manager bei Computop, den Status quo von 3D-Secure und SCA sowie Use Cases vorgestellt, mit denen Händler gesetzeskonform ihre Konversion am POS und im E-Commerce optimieren können. „Die Kunden möchten einen reibungslosen Kanalwechsel zwischen Online und Offline“, sagt Claudia Klein von Computop.
Seit der EU-weiten Einführung der Payment-Services-Directive 2 (PSD2 am 14. September 2019) müssen sich Kunden sowohl beim Online-Banking als auch bei Zahlungen im Online-Shop über zwei verschiedene, voneinander unabhängige Faktoren authentifizieren. Händler sind dazu verpflichtet, den Checkout-Prozess für Kartenzahlungen im Onlineshop mit einer starken Kundenauthentifizierung durch den Sicherheitsstandard „3D-Secure 2“ abzusichern. Mit der verpflichtenden Einführung des 3D-Secure 2-Protokolls seit 2021 befürchten viele Online-Händler mehr Kaufabbrüche bei Kreditkartenzahlungen im Onlineshop, da Kunden teilweise zu zusätzlichen Authentifizierungsschritten aufgefordert werden. Die Verwendung von Ausnahmen von der starken Kundenauthentifizierung (SCA) erlaubt Händlern, die Anwendung des 3D-Secure 2-Protokolls für bestimmte Kreditkartentransaktionen zu steuern, zum Beispiel bei Transaktionen mit einem Wert von unter 30 Euro.
Aus POS-Transaktionen werden E-Commerce-Zahlungen.
Kai Ahrend„Buy now, pay later“
Der Kauf auf Rechnung ist kein neues Phänomen, sondern wurde bereits in den 1950ern vom Handelsunternehmen Otto eingeführt. Der Rechnungskauf zählt auch heute zu den beliebtesten Zahlungsarten – und das auf allen Kanälen. Ein wichtiges Thema beim Rechnungskauf ist das mögliche Betrugs- und Zahlungsausfallrisiko des Kunden. „Betrugsversuche werden immer intelligenter“, sagt Denny Morawiak, Chief Commercial Officer bei Ratepay. Der Payment-Lösungsanbieter hat daher eine KI-basierte Risikoanalyse entwickelt, die die Identität und die Solvenz der Kundin oder des Kunden überprüft.