Zu Beginn des ersten Tages präsentierte Horst Rüter, Mitglied der EHI-Geschäftsleitung, die Ergebnisse der EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2023“. Demnach zahlen die Deutschen am liebsten mit Karte. Die Girocard belegt dabei den ersten Platz im Ranking der Zahlungsarten – und der Bargeldanteil sinkt weiter.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung gaben die Referenten auf der Bühne dem Fachpublikum neben der Vorstellung der EHI-Studie „Online-Payment 2023“ am zweiten Tag des Kongresses in verschiedensten Vorträgen und Podiumsdiskussionen Einblicke in Themenbereiche wie den digitalen Euro, Green Payment und den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Besonders beim mobilen Bezahlen gibt es Entwicklungen, die den gesamten Einzelhandel betreffen.
Mobiles Bezahlen per Wallet
Das Bezahlen mit dem Smartphone oder der Smartwatch an der Kasse statt mit der Karte wird in Deutschland immer beliebter, wie Payment-Experten berichten. Die Wallet wird also zu einem wichtigen Begleiter im Alltag der Verbraucher:innen in Deutschland und soll helfen, Zahlungen beim Checkout zu vereinfachen.
So zeigt Carolin Thomaß von der Payback GmbH auf, wie sich der Anteil der Nutzer:innen der Payback App in den letzten Jahren entwickelt hat. Demnach nutzen bereits rund 11 Millionen der insgesamt rund 31 Millionen Payback Kund:innen in Deutschland die App, um beim Bezahlvorgang Punkte zu sammeln. Aber nicht nur das Sammeln, sondern auch das Bezahlen ist mit der App von Payback möglich. Payback will die App laut eigenen Aussagen weiter zur interaktiven Brieftasche ausbauen, in der die Apps aller Partnerunternehmen von den Nutzer:innen unkompliziert angesteuert werden können. Geplant ist auch die Integration von Geld- und Kundenkarten in die Wallet.
Der digitale Checkout ist momentan für Kund:innen und Händler noch nicht ganz ideal gestaltet, meint Nicole Jaquemet von Google Pay & Google Wallet. Hier wird vor allem der Aspekt der Sicherheit beim Bezahlen betont. In den USA wurden laut Jaquement im vergangenen Jahr rund drei Millionen Karten- und Kontoinformationen beim Online-Checkout gestohlen. Ein weiteres Problem ist, dass die Kund:innen beim Checkout mit all den Informationen und Optionen oft überfordert sind – rund 80 Prozent der digitalen Warenkörbe werden wieder abgebrochen.
Google Pay will weg von langen digitalen Checkout-Prozessen und den Einkauf in zwei Schritten abschließen, wie das Unternehmen erklärt. Neben dem reinen Bezahlen will Google Pay künftig auch die Möglichkeit einführen, andere Wertgegenstände in der Wallet zu speichern. So sollen in Zukunft auch Flugtickets und andere Wertgegenstände hinzugefügt werden können. Diese werden über Google Pay bezahlt und in der Wallet gespeichert, am Flughafen muss dann beispielsweise das Flugticket nur noch digital statt ausgedruckt vorgezeigt werden.
Dr. Christian Pirkner von Bluecode sieht in der Integration von Kundenkarten in ein Wallet vor allem in Deutschland eine Chance, da die Deutschen gerne Karten sammeln, wie Pirkner erklärt. Damit das mobile Bezahlen per Wallet ein Erfolg wird, braucht es laut Pirkner von Bluecode aber drei Dinge: Sehr gute Technik, ein juristisches Konstrukt und ein funktionierendes Geschäftsmodell. Fehlt eines davon, so kann die Wallet für ihn nicht erfolgreich werden.
Bluecode ist eine Mobile-Payment-Lösung und präsentiert als neuestes Projekt die Wallet „Kaufland Pay“. Hier wird beim Checkout an der Kasse ein eindeutiger QR-Code in der Wallet generiert, der dann vom Kassierer gescannt wird. Dabei werden Kundenkarten und Coupons automatisch in den generierten QR-Code integriert und beim Bezahlvorgang abgebucht. Auf diese Weise will Bluecode den Bezahlvorgang so einfach wie möglich gestalten.
Bei der Sparkasse reagiert man auf den Trend zum mobilen Bezahlen mit einer eigenen, komplett virtuellen Sparkassen-Card. Diese richtet sich vor allem an Nutzer:innen, die keine Plastikkarte haben wollen und auch sonst alle Einkäufe digital abwickeln. Derzeit zahlen rund 12 Prozent aller Sparkassenkunden digital, während 88 Prozent analog mit Karte bezahlen, erklärt Tanja Moll, Bereichsleiterin Sales & Consulting bei der Sparkasse.
Welches Wallet am Ende beim Kunden beliebter ist, wird die Zukunft zeigen. In einem Punkt sind sich jedoch alle Anbieter von Mobile Payment Lösungen einig: Wer die Wallet kontrolliert, kontrolliert auch die Customer Journey. Denn die Kundendaten aus der Wallet verbleiben beim Anbieter der Wallets und können für weitere Touchpoints mit den Konsument:innen genutzt werden: für gezielte Marketingkampagnen oder Gutscheine.
Im nächsten Jahr findet der EHI Payment Kongress am 17. und 18. April 2024 statt.