Millionen von Verbraucher:innen nutzen täglich Prepaid-Produkte. Ob Telefonkarten, Geschenkkarten, Prepaid Debitkarten, mit denen man im Internet surfen oder am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen kann, Ladekarten für Netflix, Spotify oder iTunes – die Bandbreite an Varianten ist sehr groß. Der Prepaid Verband Deutschland (PVD) schätzt den Markt für Prepaid- Produkte auf etwa 30 Mrd. Euro. Ein Teil des Kuchens entfällt auf City-Card-Konzepte, die gerade zu Corona-Zeiten eine wachsende Verbreitung gefunden haben.

City-Card-Konzepte haben gerade in Corona-Zeiten eine wachsende Verbreitung gefunden.

City-Card-Konzepte haben gerade in Corona-Zeiten eine wachsende Verbreitung gefunden.
Foto: PVD

Aus der Not heraus entstanden viele Initiativen, die den Händlern helfen sollten, mit Gutscheinsystemen Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Herausgeber von City Cards sind häufig lokale Gewerbevereine von Klein- oder Mittelstädten. Ziel ist es, den regionalen Handel zu fördern. City Cards erzeugen Kaufkraft, die exklusiv den teilnehmenden Händlern und Dienstleistern zufließt. Ein Beispiel ist Schramberg, eine Stadt im Schwarzwald mit 21.000 Einwohnern. Das 2018 ins Leben gerufene Gutscheinsystem arbeitet mit einer wiederaufladbaren Magnetstreifenkarte, die bei Mitgliedsunternehmen des Handels- und Gewerbevereins Schramberg als Zahlungsmittel eingesetzt werden kann.

Steuerfreie Sachbezüge

Das sind in Summe 60 Akzeptanzstellen aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsgewerbe, die in der City-Region ansässig sind. Finanziert wird die Schramberger City Card von 30 großen Arbeitgebern aus der Region im Rahmen des „steuerfreien Sachbezugs“. Das Einkommenssteuergesetz erlaubt es Unternehmen nämlich, ihren Angestellten eine Vergütung als Sachzuwendung auszuzahlen. Erst kürzlich wurde der Maximalbetrag für steuerfreie Sachbezüge von 44 Euro auf 50 Euro monatlich angehoben, brutto für netto. Auf die „Schramberger Jobkarte“ wurden im letzten Jahr erstmals über eine Mio. Euro Guthaben aufgeladen.

75 Prozent davon stammen von den Arbeitgebern aus der Region – als steuerfreies Extragehalt für die Angestellten. City Cards tragen dazu bei, die Kaufkraft in einer Region zu stärken. „Sie sorgen dafür, dass Geld in die Pipeline kommt“, sagte Volker Patzak, Geschäftsführender Vorstand des PVD, auf dem EHI Payment Kongress 2022. „Die Einlösequoten sind sehr hoch, das Geld wird ausgegeben und schlummert nicht“, so Patzak weiter. „Ein guter Grund, sodass auch filialisierte Supermärkte oder Drogeriemärkte sich mit dem Thema City Cards auseinandersetzen sollten.“

City Cards sorgen dafür, dass Geld in die Pipeline kommt.

Volker Patzak

Geschäftsführender Vorstand , PVD – Prepaid Verband Deutschland, Berlin

Technische Umsetzung

Bevor teilnehmende Handelsunternehmen in den Genuss von Zusatzumsätzen kommen, muss zunächst die Konnektivität zum Kassensystem hergestellt werden. Dirk Fischer von der AVS-Holding in Bayreuth, einer der führenden Technologiedienstleister im Bereich Kundenbindungsprogramme, nennt zwei Lösungsansätze: Entweder auf zusätzliche Anwendungen für die Erfassung von Gutscheinen am POS setzen oder es wird die vorhandene Infrastruktur des bargeldlosen Zahlungsverkehrs an der Kasse genutzt.

Bei der erstgenannten Lösung kommen Web Frontends zum Einsatz, die über mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones an der Kasse nutzbar sind. Der Fokus bei dieser Anwendung liegt auf KMU-Händlern. Die AVS empfiehlt Filialisten, die Zahlart „City Card“ in die Kassensysteme zu implementieren (s. Interview). Für das Clearing und die Verwaltung der Guthaben sind die Herausgeber der City Cards zuständig.

Das Geld fließt also in der Regel direkt vom Herausgeber an die Akzeptanzpartner. Filialisten, die mit ihren Verkaufsstellen bei mehreren City-Card-Initiativen mitmachen, erhalten ihre Umsätze von mehreren Konten, da hinter jedem Gutscheinprogramm ein separater Herausgeber steht. Damit muss sich der Händler arrangieren. Wenn die Hürde der Kassenintegration gemeistert ist, können City Cards auch für Filialisten ein spannendes Thema sein.

Zusatzumsatz mit wenig Aufwand

Dirk Fischer, Leiter Account Management bei AVS Abrechnungs- und Verwaltungs-Systeme in Bayreuth, empfiehlt Filialunternehmen die direkte Anbindung von Gutscheinsystemen an das Kassensystem.

Für die Erfassung von City Cards am POS nutzen teilnehmende Händler entweder zusätzliche Devices oder sie binden diese Zahlart an das Kassensystem an. Sie raten Filialisten zu der zweiten Lösung. Warum?

Die Implementierung ist anfangs sicher ein etwas höherer Aufwand, aber später im Betrieb die beste Lösung. Wenn gleich mehrere Filialen eines teilnehmenden Händlers an einem Standort in ein City-Card- System eingebunden werden sollen, kann bei Standard-Kassensoftware oftmals bereits auf bestehende Umsetzungen aufgebaut werden. Bei KMU-Händlern liegt der Fokus eher auf der Anbindung an Zahlungsverkehrsterminals, die bei fast allen Händlern und Dienstleistungsunternehmen im Einsatz sind. Aber auch hier ist teilweise alternativ eine Kassenanbindung per API möglich.

Was empfehlen Sie Händlern, die vor der Entscheidung stehen, ein City-Card-System technisch zu implementieren?

Vorab eine Kosten-/Nutzenabwägung mit einem Quick-Check der Lösungswege vorzunehmen, zusammen mit Händler-IT, Software-Partner und Gutscheinanbieter. Die Erfahrung zeigt: Meistens ist die Realisierung der Kassenanbindung einfacher als zunächst vermutet.

Warum lohnt es sich für Händler, an lokalen Gutscheinprogrammen teilzunehmen?

City-Gutscheine erzeugen eine Kaufkraft, die den teilnehmenden Händlern und Dienstleistern exklusiv zufließt. Der Verwaltungsaufwand für Händler ist minimal und kann jederzeit über die zentralen Serviceabteilungen organisiert werden.