So auch bei Ikea: Dirk Rummel, Payments & Checkout Leader des Möbelhauses in Deutschland, erklärt: „Beim Self-Checkout akzeptieren wir derzeit keine Bargeldzahlung. Ein Anteil von etwa 15 bis 20 Prozent unserer Kundinnen und Kunden bevorzugt nach wie vor die Zahlung an einer regulären Kasse. Seit der Coronapandemie ist der Anteil von Bargeld weiter spürbar zurückgegangen, da die Kundinnen und Kunden die kontaktlose Zahlung für sich entdeckt haben. Unser Ziel ist es, den Bargeldanteil weiter zu reduzieren, um Risiken und Kosten zu minimieren.“
Auch Tegut akzeptiert am Self-Checkout nur Kartenzahlung. Oliver Unger, Leiter Treasury bei Tegut, erklärt: „Barzahlung akzeptieren wir nicht, weil wir davon ausgehen, dass Kundinnen und Kunden, die den SCO nutzen, technik- und kartenzahlungsaffin sind. Zudem lohnt sich ein Invest in Cashrecycler aufgrund der zu erwartenden geringen Nutzung nicht.“
Bar bleibt
Es gibt jedoch Gründe, auch beim Self-Checkout Barzahlung zu ermöglichen. Thomas Schade, Senior Account Manager bei Glory, sieht einen rückläufigen Trend bei bargeldlosen Zahlverfahren. „Der Anteil der Bargeldtransaktionen liegt in der Regel noch bei 40–60 Prozent“, erläutert er. „Die Situation wird meist anders wahrgenommen, da die Bargeldquote am Umsatz gemessen wird.“ Das Bargeldmodul am SCO könne zukünftig auch für den Cashback-Service genutzt werden. „Allerdings nutzen die Händler diese Möglichkeit bisher nicht“, sagt Schade. Martijn Termaten, Retail Sales Director beimniederländischen Anbieter für Kassentischeund Selbstbedienungs-Systeme Pan Oston: „In Deutschland hat Bargeld schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Inzwischen sehen wir, dass auch in anderen Ländern Barzahlung am Self-Checkout integriert wird. Der Grund dafür ist, dass die traditionellen Kassen mehr und mehr verschwinden und die Verbraucher die Wahl haben möchten, wie sie bezahlen. In Zeiten hoher Inflation wollen die Menschengenau wissen, was sie ausgeben. Deshalb sollten Einzelhandelsunternehmen auch am SCO ihren Kunden einen Mix von Zahlungsoptionen anbieten.“
Dirk Rummel erklärt: „Wir richten den angebotenen Mix an Zahlungsarten nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden aus und kalkulieren Kosten und Risiken mit ein.“ Oliver Unger: „Der Self-Checkout kann bei allen unseren Konzepten entweder über die Tegut-eigene Selfscanning-App oder an den SCO-Terminals mit Debit- und Kreditkarten erfolgen. Mit 80 Prozent ist die Girocard das beliebteste Zahlungsmittel am SCO.“
Kundenbindung an der Kasse
Spezielle Kartenterminals sind dafür nicht nötig. Rainer Birkner, Sales Lead Retail bei CCV, erklärt: „Kartenterminals am Self-Checkout sind identisch mit denen an den bedienten Kassen. In nahezu allen Fällen werden dort die gleichen Zahlverfahren akzeptiert.“ Die Nummer eins sei dabei die Girocard. „Wenn die Girocard mit einem Co-Branded-Debit-Verfahren von Visa oder Mastercard ausgestattet sind, so kann das Zahlverfahren vom Zahlungspflichtigen ausgewählt werden. Der Handel ist verpflichtet, dem Anwender die Auswahl zu ermöglichen.“
„Insbesondere im Zusammenhang mit mobilen Zahlungsmethoden können Apps eine wichtige Rolle beim Self-Checkout spielen“, sagt Ben Wedel, Head of Sales und Customer Relations bei Snabble. „Kunden können über Apps Zahlungen vornehmen, Treuepunkte sammeln oder spezielle Angebote erhalten. Gerade im Zusammenspiel mit Scan & Go spielen Apps eine Rolle, wenn es um ein personalisiertes und effizientes Einkaufserlebnis geht.“
Ikea ermöglicht seiner Kundschaft Self-Scanning via App. „Die App und der dort integrierte Self-Scanning-Service ,Shop & Go‘ hat derzeit einen Anteil von mehr als 10 Prozent an unseren stationären Transaktionen“, erläutert Dirk Rummel. „Die Shop & Go-Funktion kann aktuell als Prescanning-Option genutzt werden, um ohne Wartezeit alle Artikel im Einkaufswagen an die Kasse zu übertragen. Eine In-App-Payment-Funktion wird perspektivisch ebenfalls verfügbar sein.“ Rummel ist überzeugt: „Wenn unsere Kundinnen und Kunden die Vorteile einer bestimmten Zahlungsabwicklung erkennen und dadurch Zeit beim Checkout sparen können, dann ist die Akzeptanz hoch.“
Auch Unger sieht Perspektiven für die App: „Im Augenblick wird die App relativ selten genutzt. Unser Ziel ist es langfristig, die Nutzung der App attraktiver zu machen und dort neue, innovative Zahlungsmittel anzubieten, die man auch aus dem E-Commerce-Einkauf kennt.“
Christoph von Lingen vom Softwarehaus GK meint dazu: „Die Zahlungsfunktion in die App zu integrieren, kompliziert die Anwendung und erfordert komplexere Authentifizierungsroutinen. Auch setzt dies einen Qualitätssicherungsprozess mit dem Zahlungsdienstleister voraus.“ Ein weiterer Grund spricht dafür, die Zahlung an ein Terminal auszulagern: „Dieser Haltepunkt bietet eine Gelegenheit, den Vorgang zu prüfen und gegebenenfalls eine Aufsichtsperson zu informieren“, führt er an. „GK Software nutzt Künstliche Intelligenz, um Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Auch biometrische Verfahren können die Transaktionen am Self-Checkout sicherer machen. Weltweit bereits ein starker Trend, in Deutschland bisher schwer vorstellbar.“