Die Zukunft des Bezahlens ist mobil, so die vorherrschende Expertenmeinung. Vor allem kleinere Beträge, die die Mehrzahl der Handelstransaktionen ausmachen, sollen mit dem Smartphone deutlich schneller kassiert werden können als mit Bargeld oder Karte. Noch zahlt der deutsche Kunde am liebsten mit Scheinen und Münzen, aber der bargeldlose Anteil legt seit Jahren stetig zu und wird laut Prognose des EHI in zwei Jahren erstmals überwiegen.
Dabei spielt das mobile Zahlen bis heute eine verschwindend geringe Rolle, aus vielfältigen Gründen: Zum einen fehlt dem Verbraucher ein triftiger Grund, das moderne Zahlungsmittel einzusetzen, hat er doch bereits die Wahl zwischen Cash und Karte. Dazu kommen Sicherheitsbedenken, die in unserem Land besonders schwer wiegen. In jedem Fall besteht Aufklärungsbedarf, und es muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um das Vertrauen in die Sicherheit mobiler Zahlungen zu stärken.
Auch gibt es keine einheitliche Technik, die sich im mobilen Zahlungsverkehr bislang durchsetzen konnte. Unstrittig gilt die Nahbereichs-Funktechnik NFC (Near-Field-Communication) als die Zukunftslösung, doch sind bisher längst nicht alle Smartphones damit ausgestattet. Die aktuelle iPhone-Generation verfügt zwar über die Technik, aber der Hersteller erlaubt die Nutzung nur für das eigene Apple Pay. Deshalb setzen Anbieter alternativ auf einen vom Smarphone generierten QR-Code zur Kommunikation mit dem Kassensystem.
Da NFC auch beim kontaklosen Bezahlen mit der Karte zum Einsatz kommt, rollt der deutsche Handel bereits großflächig damit kompatible POS-Terminals aus und ist damit auch für Mobile Payment mit der Funktechnik vorbereitet. Laut Erhebung des EHI werden 60 Prozent der großen Handelsunternehmen bis Ende 2016 kontaktlose Zahlungen akzeptieren können.
AliPay
Es gibt zwar bereits eine gewisse Zahl an Anbietern des Mobile Payment im deutschen Markt, beipielsweise Valuephone – u.a. bei Edeka und Netto deutschlandweit im Einsatz – sowie die mobilen Wallets der Netzbetreiber Deutsche Telekom oder Vodafone. Die großen globalen Herausforderer wie Apple oder Google Pay sind hierzulande aber noch nicht aktiv. Allerdings können Touristen aus China an einer zunehmenden Zahl deutscher Kassen mit der AliPay-App bezahlen. Die Zahlungsplattform des chinesischen Amazon-Konkurenten Alibaba bedient im Heimatmarkt bereits 450 Mio. Nutzer, die nach Angaben des Anbieters 150 Mio. Transaktionen am Tag durchführen, davon 80 Prozent von Mobilgeräten aus.
Auch wenn solche Nutzerzahlen für Deutschland noch utopisch klingen, könnte sich das Verhalten an den Einzelhandelskassen bald nachhaltig verändern. Mit Payback Pay ist im Juni dieses Jahres das mit 28 Mio. Kunden führende Bonuspunkteprogramm angetreten, den Markt für mobiles Bezahlen in Bewegung zu bringen – und nicht zuletzt Apple, Google oder Samsung zuvorzukommen. Bei dm-Drogeriemarkt und Real ist es nun möglich, per Smartphone-App ohne Karte bargeldlos zu bezahlen und gleichzeitig Payback-Punkte zu sammeln.
„In den Payment-Markt einzusteigen ist nicht das primäre Ziel von Payback. Vielmehr wollen wir die gesamte Nutzenkette am Point of Sale abbilden“, erklärt Payback-Geschäftsführer Dominik Dommick. „Das beginnt beim Finden der Filiale und geht über das Punktesammeln, Couponing und Bezahlen bis zum elektronischen Kassenbon sowie den After-Sales-Maßnahmen. Vom Kunden her gedacht begleiten wir digital diesen gesamten Prozess. Mobiles Zahlen bedeutet dabei nur eine weitere Funktion. Das unterscheidet Payback Pay von anderen Mobile-Payment-Initiativen.“
Mit den Zahlungsanbietern ist sich der Payback-Geschäftsführer einig, dass in 20 Jahren wohl keiner mehr Geld auf den Tresen der Händler legen wird. In welcher Form genau das Bezahlen dann durchgeführt wird, weiß auch er heute nicht. In jedem Falle wird es verstärkt digital ablaufen. Auch die Prognose, wie schnell die Digitalisierung des Bezahlens im Handel voranschreiten wird, ist derzeit unsicher.
Bezahlen als Mehrwert
Wenn man eine möglichst schnelle Verbreitung und Durchsetzung anstrebt, kommt sehr schnell die Idee auf, Mehrwerte anzubieten. „Loyalty, die Kernkompetenz von Payback“, so Dommick, „ist ein solcher Mehrwert und bereits mit einer hohen Nutzungsrate versehen. Heute setzen bei unseren Partnern mehr Kunden die Payback-Karte als ein bargeldloses Zahlungsmittel ein.“ Daran dann die Zahlung anzuhängen, ist aus Dommicks Sicht der einfachere Weg und derjenige, der dem Kunden den höchsten Nutzen stifte. Umgekehrt ein komplexes Loyaltyprogramm an die Zahlung anzuknüpfen, sei sicher nicht so leicht.
Der Kunde erwartet eine „bruchlose“ Einkaufserfahrung. Dabei gibt es Prozessschritte, die der Kunde tun muss und solche, die er tut, weil er sie für sinnvoll erachtet. Das Bezahlen ist ein Element, das jeder Kunde gerne weglassen würde. Dagegen ist die Nutzung eines Loyalty-Progamms ein freiwilliger Schritt, von dem sich der Anwender einen Nutzen verspricht.
„Genau genommen gibt es den Markt für mobiles Zahlen nicht“, sagt der Payback-Geschäftsführer. „Wir reden hier von einer Zukunftsvision, die alle Fachleute in seltener Einigkeit für sicher halten. Wir alle glauben, dass Mobile Payment irgendwann einmal Realität sein wird. Beim Verbraucher ist dies aber heute noch nicht angekommen. Wenn man davon ausgeht, dass irgendwann einmal 60 bis 70 Prozent der Zahlungen mobil sein werden, wird dieser Markt dann auch verschiedene Anbieter vertragen, aber auch nur eine gewisse Zahl. Irgendwann wird es zu den üblichen Konsolidierungen kommen“, so seine Prognose.
Noch ist der Start der neuen Payback-App nicht lange her, aber Payback ist bereits sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Der Dienstleister gibt an, fast zehn Mio. Downloads gezählt zu haben. Davon haben 90 Prozent der Kunden das Update gemacht und somit die neue App mit Bezahlfunktion auf ihren Smartphones. „Beim mobilen Bezahlen liegen wir über unseren Erwartungen“, so Dommick.
Mehr mobile Nutzung
Payback beobachtet einen starken Anstieg der mobilen Nutzung. Das gilt für das Lesen des Newsletters genauso wie für den Zugriff auf die Webseite. Laut Dommick nutzen immer mehr Anwender in den Filialen der Payback-Partner die App statt der Karte. Auch Coupons werden immer mehr mobil aktiviert. Die Auswertungen zeigen jeden Monat einen Anstieg. Digitale Nutzung ist inzwischen mehrheitlich mobil. Wenn der Kunde sich entscheidet, einen Coupon digital zu nutzen, dann tut er dies vornehmlich mit dem Smartphone.
Im Herbst werden nach dm-Drogeriemarkt und Real weitere Partner das mobile Zahlen mit Payback Pay anbieten: Im Oktober folgen Aral, Galeria Kaufhof und Alnatura, Anfang 2017 kommen dann Rewe und Thalia dazu. An den Aral-Tankstellen werden Kunden die App erstmals auch mittels NFC-Technologie nutzen könnnen.
Dommick ist der Überzeugung, dass die Diskussion über Mobile Payment zu oft über die Technologie geführt wird. „Glaubenskriege bringen uns nicht weiter“, sagt er. „Ein sinnvoller Dienst sollte immer technologie-agnostisch gedacht werden. Dann muss man sehen, wie dieser in der aktuellen Situation unter den technischen Gegebenheiten am besten realisiert werden kann. Die jetzige Lösung, wie sie bei dm und Real umgesetzt ist, widerlegt alle Unkenrufe, dass mobiles Zahlen mit QR-Code nicht funktioniert. Im Gegenteil, wir sehen hier einen der glattesten Prozesse auch im weltweiten Vergleich.
Über den Erfolg des mobilen Bezahlens wird, unabhängig von der Technologie, letztlich der Konsument entscheiden. Die Kunden müssen einen Vorteil erkennen und den neuen Prozess verstehen und annehmen. Auch die aktuelle EHI-Payment-Studie zeigt, dass die Kunden der entscheidende Faktor beim Aufbau des mobilen Bezahlens sind.
Fotos (2): Payback
Weitere Informationen: www.payback.de
Der One-Scan-Checkout
Dirk Königsfeld, Leiter Marketing Real erläutert, was das Unternehmen dazu bewogen hat, als eines der ersten das Bezahlen mit Payback einzuführen und wie die ersten Erfahrungen sind.
Welche Beweggründe haben Real dazu geführt, als einer der Ersten am Payback Pay-Programm teilzunehmen?
Für Real ist Payback ein Werkzeug, das dazu beitragen soll, dass sich der Kunde besser wertgeschätzt fühlt. Kunden, die eine Real-Karte in Händen haben, gehen eine Eins-zu-Eins-Beziehung mit uns ein, sie sind gewissermaßen Fans. Ihnen wollen wir etwas zurückgeben und unsere Leistungen individuell zuschneiden. Mit der neuen App und der Pay-Funktion bieten wir unseren Kunden etwas in Deutschland bisher Einmaliges an. Wir können den gesamten Checkout digital abbilden, ein „One-Scan-Checkout“, wie wir ihn nennen.
Wie sieht dieser Prozess aus, und was genau hat der Kunde davon?
Die Kunden müssen an der Kasse lediglich die Waren auf das Band legen und ihr Smartphone zum Scannen herüberreichen. Damit ist der Vorgang für sie erledigt. Im Hintergrund bekommen sie ihre Payback-Basispunkte, aktivierte Coupons und digitale Treuemarken gutgeschrieben. Sie haben digital bezahlt und einen elektronischen Kassenbon erhalten, den sie mit einem Klick in die Einkaufsliste übertragen können. Für den Kunden geschieht das alles papierlos und digital in einem einzigen Prozess, der nicht mehr mit Systembrüchen behaftet ist. Er muss nicht mehr mit Kundenkarte, Coupons und Bankkarte oder Bargeld jonglieren.
Bei Real ist mobiles Bezahlen in allen Märkten seit Anfang Juni möglich. Wie kommt der Service bei Ihren Kunden an und welche Zukunft sehen Sie für das neue System in Deutschland?
Das System funktioniert einwandfrei, ist schnell und einfach. Bei unseren Kunden kommt es noch besser als erwartet an. Wir kommen vom Service-Gedanken und nicht, um einen Standard zu setzen. Kunden wollen einen einfachen, bruchlosen Ablauf. Darüber hinaus ist Vertrauen wichtig. Als Multi-Partner-Programm ist Payback in jedem zweiten deutschen Haushalt präsent. Wir investieren in etwas, an das wir glauben und sehen uns als Pioniere, denn einer muss schließlich anfangen loszulaufen.