Dass Händler und IT-Dienstleister damit einen stabilen wie höchst zukunftsrelevanten Trend fokussieren, zeigen verschiedene Studien. Eine gerade veröffentlichte Untersuchung des ECC Köln hat herausgefunden, dass zum Beispiel Instore-Serviceleistungen wie der Online-Verfügbarkeits-Check bei 70 Prozent der befragten Kunden auf hohes Interesse stoßen. Auch die Bestellung bei Nicht-Verfügbarkeit im Ladengeschäft sowie die Möglichkeit, online bestellte Produkte im stationären Geschäft abholen zu können („Click & Collect“), sind für jeweils rund 60 Prozent der Konsumenten interessant.
Und nicht nur das: Eine aktuelle Studie von Deloitte für Ebay zeigt, dass Omnichannel-Händler relevante Zusatz-Umsätze generieren können. Beispiel Haushaltsgeräte: Die Analyse bei vier führenden deutschen Omnichannel-Händlern in diesem Segment wies nach, dass 98 Prozent der Online-Verkäufe „on top“ zum stationären Umsatz erzielt wurden. „Omnichannel bietet einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber Händlern, die diese Strategie nicht verfolgen“, resümiert Till Guthmann, Director bei Deloitte.
Diesen Wettbewerbsvorteil wollen sich immer mehr Handelsunternehmen sichern. Mit ihren Referenzprojekten spiegelten die Aussteller auf der EuroCIS diese Entwicklung. Um einige Beispiele zu nennen: NCR hilft unter anderem Morrisons bei der Umsetzung von Omnichannel-Prozessen, Wincor Nixdorf ist bei Marks & Spencer und bei Benetton aktiv, auch die GK Software betreut mehrere nationale und internationale Handelskunden. „Generell sind die Omnichannel-Aktivitäten in angloamerikanischen Ländern schon weiter fortgeschritten als etwa in Mitteleuropa“, berichtet Stefan Clemens, Area Solution Leader Retail bei NCR. Aber auch hierzulande rüsten die Händler auf. Salt Solutions zum Beispiel betreut den Düsseldorfer Start up „Emmas Enkel“, Oxid installiert Omnichannel-Prozesse bei Edeka 24 oder bei Lodenfrey, auch Dienstleister wie Bison unterstützen verschiedene deutsche und schweizerische Handelsunternehmen bei ihren Omnichannel-Aktivitäten.
Die Vorträge und Gespräche auf der Messe machten allerdings auch deutlich, wie dick die Bretter sind, die viele angehende Omnichannel-Händler sowohl organisatorisch wie technisch zu bohren haben. Idealtypisch wird den IT-Prozessen im Handelsunternehmen eine Plattform-Anwendung vorgeschaltet, über die alle Omnichannel-Funktionalitäten zwischen den einzelnen stationären und mobilen Touchpoints installiert und gesteuert werden – so sind die Lösungen der IT-Dienstleister konzipiert.
In der konkreten Umsetzung allerdings können sich die Probleme potenzieren: Wer als Händler nicht mit offenen Systemen arbeitet, die eine problemlose Verknüpfung der einzelnen Funktionen erlaubt, wer außerdem kein konsistentes Artikel- und Kundendaten-Material bereitstellen kann, muss zunächst aufwändige und kostenintensive Basisarbeiten verrichten. Angesichts begrenzter IT-Etats tasten sich daher die meisten Händler eher vorsichtig, durch die Umsetzung einzelner Funktionalitäten, in die Omnichannel-Welt vor. Damit werden Projekte übersichtlich und ihre Kosten planbar gehalten. „Händler brauchen eine klare Strategie für die Migration in die Multichannel-Welt, die sie sukzessive realisieren können“, sagt Stefan Clemens von NCR.
Weitere Informationen: www.eurocis.com