Ermöglicht wird dies unter anderem durch die Fähigkeit der eingesetzten Lagersoftware, Versandprioritäten flexibel zu verändern und Aufträge zusammenzufassen. Das Umstellen von der papiergebundenen auf die durchgehend elektronische Auftragsabwicklung erfolgte bei laufendem Betrieb und startete im sächsischen Rossau, dem ersten von insgesamt 13 automatisierten Lagerstandorten. Von dort werden täglich 100 Filialen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg beliefert. Auf einer Fläche von ca. 16.000 qm lagern 1.500 verschiedene Artikel. Insgesamt bietet das Lager ca. 20.000 Palettenstellplätze, die mit rund 10.000 Europaletten und etwa 10.000 Paletten im Düsseldorfer Format belegt sind. Täglich werden von rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 1.000 Paletten mit einem Gesamtvolumen von 500 Tonnen kommissioniert. Gearbeitet wird durchgehend in drei Schichten an sechs Tagen in der Woche. Für den Transport zwischen Rossau und den Filialen sorgen Transportunternehmen.
Alle Versandinformationen werden in diesem Lager durch die Software „Zetes-Medea Logistics Execution“ aufbereitet und gesteuert. Die Middleware empfängt die Bestelldaten der angeschlossenen Norma-Filialen direkt aus dem Warenwirtschaftssystem und errechnet daraus die Kommissionierlisten und legt die Reserveplätze fest. Da nur die Waren bereitgestellt werden, die anschließend direkt verladen werden, wird die Versandfläche optimal ausgenutzt. Die Lagersoftware kommuniziert dabei direkt mit den Voice- und Staplerterminals sowie mit den Druckern. Zudem erstellt die Software eine Vorlage für die Versandreihen pro Filiale und Wochentag, unterschieden nach Tages- und Nachttouren. Dabei wird sichergestellt, dass die Kommissionier- und Nachschubaufträge zum Auffüllen der Kommissionierzone direkt an die zuständigen Mitarbeiter gehen.
Zentraler Bestandteil ist der „Kommissionierleitstand“. Eine grafische Bedienoberfläche informiert über die Auslastung der Mitarbeiter in den verschiedenen Lagerbereichen und den genauen Arbeitsfortschritt der Kommissionierung. Dabei erlaubt die webbasierte Lösung einen standortunabhängigen Zugriff auf alle Informationen. Somit können sich – auf der Basis eines Berechtigungskonzeptes – nicht nur die verantwortlichen Mitarbeiter vor Ort, sondern auch die einzelnen Filialen über den aktuellen Status ihrer Bestellungen informieren.
Kommissionierwellen
Vom Leitstand aus werden automatisch die Kommissionierwellen gebildet. Dabei stehen verschiedene weitgehend automatisierte Aktionen und Möglichkeiten zum Trennen und Zusammenfassen von Kommissionieraufträgen zur Wahl. Je nach Lagerbereich, Lagerbereichsgruppe, Kunden und Kollizahl erarbeitet die Software optimierte Vorschläge. Das sorgt für einen effizienten Personaleinsatz, indem die Kommissionieraufträge auf alle Mitarbeiter verteilt werden; ein manuelles Eingreifen durch den Lagerleiter ist jedoch jederzeit möglich.
Die Einsatzplanung erfolgt auf Basis der aktuellen Arbeitslast je Lagerbereich sowie nach dem tatsächlichen Arbeitsfortschritt. Dabei wird berücksichtigt, dass jede Palette in einem Arbeitsgang zugleich gepackt und verdichtet wird. Ein kurzfristiges Umplanen während einer bereits angelaufenen Kommissionierung sowie ein Festlegen neuer Rahmenbedingungen sind jederzeit möglich. Wenn sich eine Änderung ergibt, müssen die neuen Daten dann im System erfasst und im Nachgang an das Warenwirtschaftssystem übertragen werden.
Über ihre Pick-by-Voice-Terminals des Herstellers Vocollect erhalten die Mitarbeiter Angaben zu Artikel und Mengen. Auch der Warennachschub funktioniert sprachgesteuert. Sobald in der Pickzone eine bestimmte Artikelmenge unterschritten wird, lösen die Kommissionierer mit einem einfachen Kommando das Umlagern der betreffenden Ware aus. Diese wird dann mit einem Frontstapler entweder aus der Nachfüllzone oder direkt aus dem Wareneingang geholt. Der entsprechende Befehl landet automatisch auf einem der Fahrzeugterminals, die auf den Frontstaplern montiert sind. Zur optimalen Auslastung der Kommissionierstapler sind diese mit extra langen Gabeln ausgerüstet. Bis zu drei Euro-Paletten bzw. sechs Düsseldorfer Paletten können damit aufgenommen werden. Diese Konstellation dient – vor allem im Getränkebereich – dem effizienten Kommissionieren von Ganzpaletten.
Die langen Gabeln ermöglichen zudem das gleichzeitige Kommissionieren von Aufträgen für mehrere Filialen, wobei auch diese Art der „seriellen Mehrkundenkommissionierung“ durch das System gesteuert wird. Die Software berechnet dabei anhand von Palettengröße, Artikelvolumen und Gewicht den genauen Zeitpunkt, an dem der Hubwagen oder Ladungsträger seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Wenn dies der Fall ist, bekommt der Kommissionierer via Voice-Terminal den Befehl, in die Verladezone zu fahren. Jeder Ladungsträger wird mit einer eindeutigen Identifikationsnummer versehen. Das entsprechende Etikett mit den Daten aller tatsächlich gepackten Waren entnimmt der Kommissionierer einem von insgesamt 10 Citizen-Druckern in der Verladezone. Mithilfe dieses Etiketts kann Norma den Weg jeder einzelnen Kommissionierpalette bis in die Filiale (zurück)verfolgen.
Die exakten Paletten-Daten dienen aber nicht nur der Palettenverfolgung, sondern auch der vereinfachten Abrechnung der Logistikkosten. Norma hat keinen eigenen Fuhrpark, sondern rechnet mit dem Spediteur jede Sendung nach Aufwand ab. Über eine Schnittstelle zwischen der Lager- und der Frachtbriefsoftware werden Angaben zu Anzahl, Art und Pickzeiten der verladenen Paletten übertragen.
Fotos (2): Zetes
Norma: 13 automatisierte Lager in Deutschland
Der Lebensmittel-Discounter Norma verfügt über ein Netz von rd. 1.450 Filialen, das sich über Deutschland, Frankreich, Tschechien und Österreich erstreckt. Insgesamt 16 Niederlassungen leiten und versorgen die Filialen. Die deutschen Standorte werden von 13 automatisierten Lagern aus beliefert. Das Lebensmittelsortiment besteht aus rund 800 Artikeln, hinzu kommen Güter des täglichen Bedarfs und wöchentlich wechselnde Nonfood-Aktionsartikel. Gegründet wurde das Unternehmen 1921 in Fürth.
Weitere Informationen: www.norma-online.de