Auf den ersten Blick präsentiert sich der Kaarster Ikea so, wie man es von den anderen Standortender schwedischen Möbelhaus-Kette gewohnt ist: Ein hallenartiges Gebäudeensemble in den CI-Farben Blau und Gelb empfängt die Besucher vom Pkw-Parkplatz mit seinen 1.300 Stellplätzen und der Ikea-typischen, nicht immer übersichtlichen Wegeführung. Die besonderen Merkmale des Architekturkonzepts erschließen sich dem Ikea-Kunden, sobald er sich der Eingangsfassade nähert. Eine vorgelagerte, teilüberdachte Plaza empfängt und entlässt die Besucher des 25.000 qm großen Einrichtungshauses: Eingang und Ausgang an derselben Stelle – das gibt es in keinem anderen deutschen Ikea-Haus.
Die vier Gebäudeteile mit Möbelausstellung, SB-Markthalle, Food und Verwaltung sowie das Lager sind durch begrünte Terrassen miteinander verbunden. Fensterflächen an den Fassaden lassen viel Tageslicht ins Haus. Davon profitieren vor allem die „Room-Settings“ der Möbelausstellung, die sich den Kunden je nach Tageszeit in natürlichem Licht präsentieren. Ein Highlight ist das direkt von der Produktausstellung aus begehbare Dachcafé. Vom höchsten Punkt des Hauses hat der Besucher einen guten Blick auf die Spiel- und Sportmöglichkeiten auf dem Außengelände. Ein großer Spielplatz, ein Street-Basketballfeld sowie ein Grillplatz laden die Menschen aus Kaarst und Umgebung auch außerhalb der Öffnungszeiten zum Besuch ein. Ikea-Mitarbeiter können ihre Pausen auf einer eigenen Dachterrasse verbringen, einen Kochbereich oder einen Relax- und Sportraum nutzen.
Als internationales Pilotprojekt soll das neue Ikea-Haus „die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales bestmöglich in Einklang bringen“, sagte Johannes Ferber, Expansionschef Ikea Deutschland, anlässlich der Eröffnung vor sechs Monaten. Ein besonderer Schwerpunkt in der Produktausstellung wird auf nachhaltige Artikel gelegt.
Auf die Besucher warten dabei viele Tipps für ein nachhaltiges Leben zu Hause, die in insgesamt drei jeweils 100 qm großen Kuben präsentiert werden. Hier erfahren die Besucher beispielsweise, wie man aus Konservendosen praktische Kräutertöpfe herstellt oder wie Obst und Gemüse selbst angebaut wird. Auf der Ebene des Ikea-Restaurants (440 Sitzplätze) informiert eine Ausstellung zum Thema Recycling.
Beim Energiekonzept für das neue Einrichtungshaus setzt Ikea auf eine Kombination aus effizienten und ressourcenschonenden Technologien:
Photovoltaik
Auf einer Fläche von rund 4.000 qm ist das Dach des Einrichtungshauses mit einer Photovoltaik-Anlage belegt. Die Solarzellen erzeugen nach Angaben von Ikea 273.000 Kilowattstunden pro Jahr. Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 so viel erneuerbare Energie zu erzeugen, wie an allen Standorten weltweit verbraucht wird.
Blockheizkraftwerk
Ein Blockheizkraftwerk sorgt für Beheizung und Kühlung des Einrichtungshauses. Es erzeugt beim Betrieb Wärme und gleichzeitig mit Hilfe eines großen Generators Strom. Unter dem Strich soll das Kraftwerk eine jährliche CO2-Ersparnis von bis zu 503 Tonnen bewirken.
LED-Beleuchtung
In allen Bereichen des Einrichtungshauses ermöglicht der Einsatz von LED-Lampen eine energiesparende Beleuchtung. Ein tageslichtabhängiges Lichtsteuerungssystem befindet sich derzeit noch im Test. Oberlichter sorgen für Tageslicht in der SB-Halle des Einrichtungshauses.
Regen- und Abwassernutzung
Anfallendes Regen- und Abwasser wird unter anderem für die Bewässerung der Außenanlagen genutzt. Ein Teil des auf dem Dach gesammelten Regenwassers wird zudem in einer Zisterne gesammelt und für die Sanitäranlagen verwendet, ebenso wie das Abwasser aus den Wasserbecken.
Solarthermie
Die über die Solarkollektoren gewonnene Wärme wird im Sommer bzw. den Übergangszeiten zur Erwärmung des Trink-Warmwassers genutzt. Auch die Abwärme aus den Kältemaschinen in der Küche wird genutzt, um Trinkwasser vorzuwärmen.
Wertstoffentsorgung
Der im Einrichtungshaus entstehende Abfall wird in rund 20 einzelnen Fraktionen getrennt, um eine maximale Recyclingquote zu erreichen. Auch der Kunde wird bei seinem Einkauf angeregt, seine Abfälle zu sortieren. Zu diesem Zweck hat Ikea gemeinsam mit einem externen Designbüro eine Reyclingstation entwickelt.
E-Mobilität
Bis 2020 sollen alle Ikea-Einrichtungshäuser in Deutschland über E-Tankstellen verfügen. Das Aufladen ist für die Besucher kostenlos und erfolgt während des Besuchs im Möbelhaus. Für die Kunden im Ikea-Haus Kaarst stehen 8 E-Tankstellen zur Verfügung. Ikea hat in den „More Sustainable Store“ in Kaarst rund 100 Mio. Euro investiert. Für den Konzern ist der neue Standort eine Testfiliale, die das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet. Bis 2022 soll in jedem der 29 „Ikea-Länder“ ein Haus nach dem Muster von Kaarst enstehen. Einzelne Elemente sollen sich auf neue Ikea-Einrichtungshäuser wie in einer Art Baukastenprinzip übertragen lassen.
Fotos (3): Ikea Deutschland
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