Music Store professional, einer der ganz großen Händler in Europa für Musikinstrumente und musikalisches Zubehör, hat in Köln-Kalk seine logistischen Aktivitäten in einem neu errichteten Zentrallager gebündelt, um für den steigenden Wettbewerbsdruck in erster Linie durch den rasant wachsenden Online-Handel gewappnet zu sein. Die Regionalgruppe Rhein der Bundesvereinigung Logistik hatte bei ihrem 124. Treffen im Oktober die Gelegenheit zur Besichtigung des neuen Lagers.

Ursprünglich bestand das Unternehmen aus einem Einzelhandelsgeschäft in der Kölner Altstadt, das von einem Zentrallager mit Callcenter und 5 dezentralen Außenlagern versorgt wurde. Am neuen Standort Köln-Kalk sind nunmehr Zentrallager und Laden räumlich zusammengefasst.

Der Laden bietet von der Cowbell bis zur Diskothekeneinrichtung alles, wovon Rock- und Popmusiker träumen können. Das Sortiment ist mittlerweile auf über 70.000 Artikel angewachsen, eine Neuausrichtung der Logistik wurde erforderlich. Dabei hat das Versandgeschäft inzwischen einen Anteil von über 70 Prozent am Gesamtumsatz von 100 Mio. Euro pro Jahr erreicht. Die gesamt Lagerfläche beträgt 40.000 qm. Mit je nach Saison zwischen 300 und 350 Mitarbeitern bewältigt Music Store zwischen 1.500 und 5.000 Sendungen pro Tag, für die zwischen 10.000 und 20.000 Picks erforderlich sind. Davon sind etwa 30 Prozent für von den Kunden im Laden getätigte Bestellungen abzuziehen, die dort auch persönlich mitgenommen werden. Ausnahmen bilden Klaviere und Flügel, für die ein Spezialtransport erfolgt. Für den Kunden sind Bestellungen ab 25 Euro versandkostenfrei. Wer morgens bestellt, erhält seine Ware bis um 12 Uhr des folgenden Tages, ansonsten innerhalb von 48 Stunden. Die Retourenquote liegt bei lediglich etwa 10 Prozent.

Priorisierung der Kanäle

Hohe Warenverfügbarkeit und kurze Reaktionszeiten sind aufgrund des Wettbewerbsdrucks durch reine Online-Versender wie Amazon für Music Store elementar. Das hauseigene ERP-System und der Laden sind synchronisiert, dadurch kann Music Store Warenverfügbarkeit und Preisänderungen permanent abgleichen.

Das 24 m in die Höhe ragende Paletten-Hochregallager kann 14.000 Paletten aufnehmen. (Foto: Music Store)

Das 24 m in die Höhe ragende Paletten-Hochregallager kann 14.000 Paletten aufnehmen. (Foto: Music Store)

Die Sendungsbearbeitung im Lager erfolgt nach Priorisierung durch das ERP. Zuerst erhält immer der im Laden zur Abholung wartende Kunde seine Bestellung, danach kommen die Online-Bestellungen und dann die Ladenbevorratung.

Die für das Hochregallager (HRL) bestimmte Ware wird im Wareneingang nach der Kontrolle in mit Holzrahmen versehene Paletten gepackt. Zur Lagerung stehen zwei Bereiche zur Verfügung, das 24 m hohe Paletten-Hochregallager für 14.000 Paletten sowie ein automatisches Kleinteilelager für 15.000 Behälter und Kartons. Pro Tag werden im HRL durch Verdichtung etwa 130 Paletten aufgelöst, was die Zahl der Hin- und Hertransporte reduziert, die Auslastung beträgt durchschnittlich 83 Prozent.

Die Kommissionierung von den Paletten erfolgt, indem diese zunächst aus dem HRL auf Rollenbahnen in den Pickbereich gefördert werden, um anschließend wieder im HRL eingelagert zu werden. Die Kleinteile-Kommissionierung erfolgt an Pick-by-Light-Arbeitsplätzen, die von 6 Lagerautomaten aus dem Kleinteilelager mit Ware versorgt werden.

Die fertig kommissionierten Kartons gelangen über eine Förderanlage ins Erdgeschoss und werden dort für den Versand vorbereitet. Um das Transportvolumen zu minimieren, stehen 27 verschiedene Kartontypen zur Verfügung.

27 Kartontypen

Nachdem die fertig gepackten und verschlossenen Pakete ihr Versandetikett erhalten haben, gelangen sie über Teleskopförderbänder in die Ladebrücken der KEP-Dienstleister. Die Bestandsreichweite liegt im Durchschnitt bei 3-4 Monaten, auch weil ein großer Teil der Ware aus Fernost bezogen wird. Der wertmäßige Warenbestand des Lagers beläuft sich auf ca. 36 Mio. Euro, hinzukommen noch 2 Mio. Euro Transitbestand, da die Beschaffung überwiegend über Seecontainer erfolgt.

Die Investitionssumme betrug gut 7 Mio. Euro, die markantesten Einspareffekte haben sich durch die Auflösung der ursprünglich vorhandenen dezentralen Außenlager ergeben. Derzeit gibt es bei Music Store auch Überlegungen, die verbliebenen Kapazitätsreserven durch die Übernahme von logistischen Funktionen für andere Firmen auszufüllen.

Fotos (3): Music Store

Weitere Informationen: www.musicstore.de