Touchscreen oder Tastatur – im Bereich der Fast Moving Consumer Goods (FMCG) gehen die Beurteilungen nach wie vor auseinander. Wenn 99 Prozent der Ware problemlos über den Scanner erfasst und ein Artikel-Code nur im Ausnahmefall manuell eingegeben werden muss, erweist sich die Tastatur als die schnellere Variante. An den Checkouts der Discounter werden Tastaturen daher auch künftig zu finden sein. „Gerade im Lebensmitteleinzelhandel, wo es auf Schnelligkeit beim Kassieren ankommt, sind Tastaturen nach wie vor im Einsatz und werden auch bei Neuinvestitionen angefragt“, berichtet Thilo Freund, Geschäftsführer von Micros Retail Deutschland. Auf der EuroCIS 2014 haben Anbieter wie Micros, Preh Key Tec, Ergonomic Solutions, oder DigiPos ihr aktuelles Angebot an Tastaturen gezeigt.
Für den Dauereinsatz am POS allerdings müssen Tastaturen in Sachen Robustheit höchsten Ansprüchen genügen. Die Kontaktfolien-Technik macht Tastaturen resistent gegen Staub und Feuchtigkeit. Kommt es dennoch zu Funktionsstörungen, sollten Tasten einzeln ausgetauscht werden können. Profi-Tastaturen zeichnen sich zudem durch hohe Flexibilität aus. Zum Beispiel können einzelne Tasten frei programmiert und damit bestimmten Funktionen zugeordnet werden. PS/2-Schnittstellen erlauben es, bei Bedarf zusätzliche Peripherie wie Karten- oder Barcodeleser anzuschließen.
Insgesamt schlägt das Pendel klar zugunsten von Touch-Lösungen aus. Touch ist zwar kein Investitionsgrund an sich, kommt aber meist dann zum Zuge, sobald aus Altersgründen die Kassentechnik erneuert werden muss. Nach den Ergebnissen der EHI-Studie „IT-Investitionen im Handel“ liegt der Anteil der Handelsunternehmen, die Touchscreens als Eingabemedium benutzen, inzwischen bei rd. 90 Prozent.
In modischen und technischen Branchen hat der Touch immer auch eine Image-Komponente. Zu Lifestyle-Konzepten passt der Touch besser als eine Tastatur – zumal Dienstleiter wie Aures, Epson oder Elo Touch Solutions ihren Geräten ein schickes, futuristisches Design verpassen. Den wesentlichen Vorteil der Touch-Technik allerdings sehen die Händler in der Ergonomie und in der klaren Benutzerführung. Der Schulungsbedarf wird fast auf Null reduziert, da die Mitarbeiter intuitiv durch die einzelnen Prozessschritte geleitet werden. Dies hilft Kassierfehler zu vermeiden. Diese einfache Bedienbarkeit hat auch Vorteile bei komplexeren Vorgängen wie etwa bei der Gutschein-Abwicklung. Nicht zuletzt wird die Touch-Technologie obligatorisch, wenn der Checkout mobil werden soll. Auf der EuroCIS 2014 präsentierten viele Hersteller von POS-Systemen ihre Tablet-Lösungen, die wahlweise mobil zur Kundenberatung genutzt oder auf stationären, verschließbaren Docking-Stationen zur Bezahlung am Checkout aufgesetzt werden können. Micros zum Beispiel zeigte seine neue „mStation“. Auch Wincor Nixdorf stellte auf der Messe eine mobile Touch-Kassenlösung vor.
Erfassungsgeräte
Die mobile POS-Welt stellt auch an die Erfassungsgeräte neue Anforderungen. Nicht für die normale Artikelidentifikation, bei der die in den letzten Jahren weiter verbesserten 1-D- und 2-D-Scanner ihre Arbeit meist zur Zufriedenheit der Händler erledigen. Eine noch geringere Fehleranfälligkeit allerdings verspricht die elektronische Bildverarbeitung per Imager-Technologie. Sie bietet im Vergleich zur herkömmlichen Laser-Technik neben weniger Fehllesungen auch die Möglichkeit, mobiles Couponing in die Kasse zu integrieren. Denn um 2-D-Codes vom Display eines Mobiltelefons direkt an der Kasse abzulesen, werden leistungsstarke bildverarbeitende Scanner benötigt.
Datalogic zeigte auf der EuroCIS 2014 mit „Magellan 9800i“ einen Imager, der mit einem speziellen Modul für das mobile Couponing ausgerüstet ist. Dieses Modul ist dem Kunden zugerichtet, liest den Coupon-Code vom Mobiltelefon ab und leitet die Information direkt an die Kasse weiter.
Zahlungsterminals
Eingebaute NFC-Schnittstellen, integrierte NFC-Leser – die Hersteller von Zahlungsterminals haben ihre neuen Geräte-Generationen gerüstet für den Fall, dass sich die Bezahlung per Smartphone oder per funkender Kreditkarte in den nächsten Jahren durchsetzen wird. Ihre in dieser Hinsicht ersten Praxistests haben die Geräte bestanden, ob bei der Smartphone-Bezahlung in den Filialen der Edeka-Tochter Netto oder beim Großversuch der Sparkassen mit der NFC-Kartenzahlung in der Region Hannover.
Ansonsten arbeiten die Anbieter von Zahlungsterminals an Detailverbesserungen in Sachen Robustheit, Funktionssicherheit und Stromverbrauch. Vorteile für den Händler bietet die Verlagerungen von Funktionalitäten in die Cloud. Bezahlvorgänge, die ansonsten im Terminal selbst verarbeitet werden, werden dabei an einen Server des jeweiligen Anbieters übertragen. Dies erhöht für den Händler die Ausfallsicherheit, außerdem bleiben ihm durch den externen Service dezentrale Software-Downloads und Gerätekonfigurationen erspart. Mit ihrem „ManagedIQ-Service“ hat zum Beispiel Telecash seit einiger Zeit einen solchen Cloud-Dienst im Programm. „Es gibt keine Vorbehalte gegen die Daten-Auslagerung, die Akzeptanz der Händler ist sehr hoch“, berichtet Jörg Stahl, Director Produkt- und Marktmanagement. Zum Standard-Angebot der Hersteller gehören auch mobile Geräte. Unternehmen mit Lieferservice setzen solche Terminals ein, ansonsten hält sich die Nachfrage aus dem Handel bislang in Grenzen. Jörg Stahl ist allerdings überzeugt, dass sich dies künftig ändern wird: „Tragbare Geräte sorgen für zusätzlichen Kundenservice auch im stationären Geschäft, etwa durch Kartenzahlung direkt am Regal oder zum Abbau von Wartezeiten vor der Kasse.“ Bei Telecash hat man beobachtet, dass ausgerechnet Apotheken hierbei eine Vorreiterrolle übernehmen.
POS-Drucker
Auch POS-Drucker werden zunehmend aus der Wolke bedient – mit denselben Vorteilen wie bei den Zahlungsterminals. Auf der EuroCIS stellte zum Beispiel Epson ein webbasiertes Drucksystem mit der Bezeichnung „TM-T88V-DT“ vor. Das Gerät kann, neben seiner Hauptaufgabe, aus Webapplikationen und ohne weitere Treiber auch Peripheriegeräte wie Scanner, Kundendisplays und Kassenschubladen steuern. „Dies reduziert die Anzahl der nötigen Geräte am POS und hilft Handelsunternehmen, ihre Kosten für Strom, Wartung und Services zu senken“, so Michael Rabbe, Manager System Devices von Epson Deutschland.
Hinsichtlich der unterschiedlichen Drucktechnologien hat der Handel seine Entscheidung längst getroffen. Der Nadeldruck, bei dem die Tinte eines Farbbandes über Nadeln auf Normalpapier gestanzt wird, spielt mit seinem archaischen Schriftbild und wegen seiner Langsamkeit keine Rolle mehr. Tintenstrahler, die aus einer Tintenpatrone auf Normalpapier drucken, kommen nur noch dort zum Einsatz, wo ein schicker, eventuell vierfarbiger Beleg mit gestochen scharfem Schriftbild gefragt ist. Dagegen ist Thermodruck die dominante Technologie. „Bei Neuinstallationen schätze ich den Anteil an Ein-Station-Thermodruckern auf mittlerweile über 95 Prozent“, sagt Jörk Schüßler, Sales and Marketing Manager bei Citizen Systems Europe. In Sachen Druckgeschwindigkeit ist der Thermodrucker mit rund 200 mm pro Sekunde mindestens doppelt so schnell wie der Tintenstrahldrucker. Die Schnelligkeit, dazu eine längere Lebensdauer und eine deutlich höhere Zuverlässigkeit – diese Pluspunkte wiegen nicht nur für den FMCG-Handel den im Vergleich zum Nadeldrucker höheren Anschaffungspreis und die aufgrund des teureren Thermopapiers höheren Betriebskosten auf.
Die Integration wechselbarer Systemschnittstellen (USB, seriell, parallel) für eine problemlose Anbindung an die Kassenlandschaft gehört zum Pflichtprogramm der Geräte. Für künftige mobile Anwendungen sollte außerdem ein Ethernet-Lan-Anschluss vorhanden sein, um den Drucker auch von mobilen Endgeräten aus ansteuern zu können. Toshiba Tec zum Beispiel hat seinen Bondrucker „4610 SureMark“ entsprechend nachgerüstet. Mit seiner „iMZ“-Serie zeigte Zebra Technologies auf der EuroCIS mobile Drucker, die für die Verwendung mit iPad, iPod und iPhone zertifiziert, aber auch mit anderen Smartphone-Betriebssystemen wie Android oder Windows Mobile kompatibel sind. Bei Kaufabschlüssen am Regal kann somit der Bondrucker mit dem Tablet direkt angesteuert werden.
Daneben konzentrieren sich die Hersteller auf Detailverbesserungen: Zum Beispiel wird die Bedienerfreundlichkeit beim Rollenwechsel verfeinert und an der Verlängerung von Lebensdauer und Wartungsrhythmen gearbeitet. Kaum mehr ein Thema sind die vor einigen Jahren auf den Markt gebrachten Geräte, die Vor- und Rückseite des Bons bedrucken, um Papier einzusparen. Der Handel hat daran ebenso wenig Interesse gezeigt wie an Lösungen, die den Bon mit Zusatzfarben und der Einbindung grafischer Elemente zum Werbeträger machen wollen. Schließlich verbindet der Kunde den Bon mit Geldverlust, und somit ist der Bon vermutlich kein besonders positiv besetzter Werbeträger.
Fotos (4): Acardo (1), Datalogic (1), Micros (1), Zebra (1)
Digitale Kassenbons: Einheitliches System fehlt
Bestimmte Kundenzielgruppen werden auch künftig auf den ausgedruckten Kassenbeleg Wert legen – damit werden Bondrucker auch auf lange Sicht nicht vom POS verschwinden.
Die bisherigen Ansätze, unter anderem von Anbietern wie Reposito oder NuBon, einen digitalen Kassenbon auf das Smartphone der Kunden zu bringen, kommen jedoch recht vielversprechend aus den Startlöchern. NuBon zum Beispiel hat mit Görtz, Hagebau, Toys R Us, Edeka Südwest, Baby Walz oder den Q1-Tankstellen schon einige namhafte Handelsunternehmen unter Vertrag. Seit Herbst letzten Jahres gehört dazu auch der Modefilialist Wöhrl. In insgesamt 38 Wöhrl-Häusern und dem U-eins Concept Store haben Kunden seither die Möglichkeit, neben dem herkömmlichen Papierbon einen digitalen Beleg auf das Smartphone zu erhalten (siehe Bild).
Für Händler sind die digitalen Lösungen insbesondere interessant, weil sie Kunden binden und zusätzliche Kundendaten gewinnen. Auch immer mehr Verbraucher schätzen die einfache digitale Aufbewahrung und Verwaltung ihrer Kaufbelege. Generelles Wachstumshemmnis für den digitalen Bon jedoch: Ein einheitliches, händlerübergreifendes System ist nicht in Sicht. Der Kunde muss somit vorerst für verschiedene Händler verschiedene Angebote nutzen und ist gezwungen, sich auf mehrere Systeme einzustellen.