s+s: Warum sind Kälteanlagen so wichtig? Könnte man in manchen Fällen auch darauf verzichten?
TOMSKI: Egal ob Supermarkt, Fleischerfachgeschäft, Tankstelle, Getränkemarkt, Gastronomie, Großküche oder Großmarkt, überall finden Sie kleine und große Kälteanlagen, sie sind wichtiger Teil der Kühlkette. Diese sichert die Qualität aller gekühlten und gefrorenen Lebensmittel. Heute geschieht dies in den überwiegenden Fällen über sehr weite Strecken, wir brauchen also auf dem Landweg, auf dem Seeweg und in der Luft Kältetechnik. In der globalisierten Welt ist Kältetechnik nicht mehr wegzudenken. Die Alternative wäre, auf gepökelte, geräucherte, konservierte oder ausschließlich regional und jahreszeitlich verfügbare Produkte beim Einkauf zurückzugreifen. Das ist natürlich nicht mehr realistisch, wenngleich es sich möglicherweise gesund und ein bisschen romantisch anhört. Doch wer will schon ernsthaft auf seinen Kühlschrank verzichten.
s+s: Wenn also ein Verzicht kaum infrage kommt, welche Möglichkeiten bietet die Industrie, um Anlagen möglichst sparsam und ökologisch betreiben zu können?
TOMSKI: Die Studie „Energiemanagement im Handel“ des EHI Retail Institute hat in diesem Jahr erneut sehr transparent aufgezeigt, dass im Lebensmitteleinzelhandel große Innovationsbereitschaft für nachhaltige Kältetechnik besteht. Nicht zuletzt deshalb, weil hier auch besonders große Einsparpotenziale für den Handel liegen. Für unser Unternehmen ist dies die Herausforderung, energieeffiziente Komponenten und Lösungen für Kühlmöbel, Kühlzellen, Lager oder andere stationäre sowie auch mobile Kältesysteme zu entwickeln und auch bestehende Anlagen weiter zu verbessern.
s+s: Können Sie ein Beispiel nennen?
TOMSKI: Ein entscheidendes Bauteil in jeder Kälteanlage ist der elektrisch angetriebene Verdichter. Dieser soll nur dann arbeiten, wenn er gebraucht wird, und das dann so effizient wie möglich. An diesem Punkt setzen wir mit neuen Hubkolbenmodellen an, die besonders sparsam sind. Deren besondere Technologie dient dem energieeffizienten Anlagenbetrieb und der vorausschauenden Wartung. Wir bieten auch alternative Verdichtertechnologien an, beispielsweise einen sogenannten digitalen Digital Scroll-Kompressor für eine stufenlose Leistungsregelung. Damit können auch mehrere Verdichter zu einer Verbundanlage zusammengeschaltet werden.
s+s: Wie steht es unter ökologischen Gesichtspunkten um die heute verwendeten Kältemittel?
TOMSKI: Was die Ökologie anbelangt: Neben der Einsparung an Strom, also an Primärenergie und CO2-Emissionen, geht es darum, möglichst umweltschonende Kältemittel zu verwenden. Hier hat die Industrie in den vergangenen 25 Jahren sehr viel getan. Heute gibt es in diesem Bereich verschiedene Wahlmöglichkeiten, die nur geringes oder gar kein Treibhaus-Potenzial mehr haben. Jeder Stoff hat aber seine Vor- und Nachteile. Zu diesem Thema haben wir kürzlich eine Studie, per E-Mail erhältlich unter: press.ecteu@emerson.com, veröffentlicht, die bei der Abwägung helfen kann. Es obliegt am Ende dem Anwender zu entscheiden, welches Kältemittel für seine Anwendung die richtige Wahl ist. Dies kann, muss aber nicht immer ein natürlicher Stoff sein. Leider ist auf diesem Gebiet eine einfache Lösung nicht möglich, wenngleich dies immer wieder gewünscht wird. Es muss also jedes System individuell betrachtet und bewertet werden. Dann sind präzise Aussagen möglich.
+s: Wenn sie von Ihren Kunden sprechen, wen meinen Sie damit genau? Arbeitet Ihr Unternehmen direkt mit dem Handel zusammen?
TOMSKI: Unser Kunde ist der Planer bzw. der Kälteanlagenbauer. Oft handelt es sich um einen großen Subunternehmer, der das Gewerk Kälte plant bzw. ausführt und den Service sicherstellt. Wir haben also keine direkte Geschäftsbeziehung zu dem Betreiber der Anlage wie einem Handelsunternehmen. Allerdings zählt es zu unseren Dienstleistungen, Lösungsvorschläge zu machen. Wir arbeiten auf Wunsch bereits in der Konzeptionsphase eines Systems mit. Nach der Fertigstellung bieten wir Serviceleistungen an, zum Beispiel die Fernüberwachung der Kälteanlage eines Marktes. Falls eine Störung auftritt, kann damit sehr genau eingegrenzt werden, wo die Ursache liegt. Dadurch können Ausfälle minimiert, vielleicht sogar vermieden werden. Außerdem wird frühzeitig erkannt, falls eine Anlage nicht mehr optimal arbeitet. All das wirkt sich positiv auf die Betriebskosten einer Anlage aus.