Im ersten Teil dieses Beitrags wurde die unbedingt notwendige Flexibilisierung der Handelslogistik dargestellt. Verantwortlich für die erforderlichen Änderungen sind Treiber wie neue Geschäftsfelder, rasche Sortimentswechsel, neue Vertriebskonzepte und -wege sowie das Multi-Channel-Retailing. All diese Einflüsse bewirken eine zunehmende Dynamisierung des Handels und seiner Logistik.
Unter diesen schwieriger werdenden Rahmenbedingungen künftig effizient zu agieren, stellt eine der zentralen Herausforderungen für Handelslogistiker dar. Vor allem deshalb, weil gleichzeitig Nachhaltigkeit in der Logistik gefordert wird. Es bleibt die Frage, wie ein Spagat zwischen Effizienz und Nachhaltigkeit möglich ist.
Mittlerweile ist das Thema Nachhaltigkeit bei Handelsunternehmen fest in der Unternehmens-
strategie verankert. Rund 87 Prozent der Teilnehmer an der Studie „Trends in der Handelslogistik 2011“ bewerten den Einfluss der Rahmenbedingung „Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie“ als sehr wichtig oder wichtig. Damit nimmt das Thema wie schon im letzten Jahr einen Platz in den Top drei der Rahmenbedingungen ein. Zudem schätzen rund zwei Drittel der Befragten die zunehmende Rohstoffknappheit als wichtig bzw. sehr wichtig ein. Dies zeigt, dass Umweltthemen im Entscheidungsprozess der Handelslogistiker nicht mehr wegzudenken sind, sondern zu wichtigen Einflussgrößen geworden sind.
Nachhaltigkeit strategisch verankert
Interessanterweise stufen die Befragten die Bedeutung gesetzlicher Bestimmungen in diesem Bereich als etwas geringer ein. Aufgrund steigender Anforderungen der Verbraucher und der Entwicklung nachhaltig orientierter Lebensstile scheinen die Unternehmen dem Gesetzgeber bereits einen Schritt voraus zu sein. Gesetzliche Bestimmungen zur Reduzierung von Emissionen erachten 79 Prozent der Teilnehmer als wichtige Einflussgröße für ihre Entscheidungen, was Platz 7 im Ranking der Rahmenbedingungen entspricht.
Ansatzpunkte für Maßnahmen in der Handels-
logistik, um den Spagat zwischen ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen zu schaffen, liegen im Lager- und Transportbereich. Wie in Teil 1 dieses Beitrags beschrieben, ist die Nutzung von Fuhrparkmanagement- und Tourenplanungsprogrammen eine zentrale Maßnahme zur Reduzierung der Transport-
kosten. Eine verringerte Anzahl von eingesetzten Lkw, reduzierte Wegstrecken und eine optimierte Fahrzeugauslastung bewirken eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Eine weitere Maßnahme sind wiederholte Fahrertrainings, die zu Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch und damit verbunden gleichfalls zu einer Senkung der CO2- und Feinstaubemissionen führen. 57 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf diese Maßnahme und elf Prozent planen, dies zukünftig zu tun.
Schwieriger gestaltet sich die Entwicklung bei Maßnahmen, die Investitionen erfordern wie zum Beispiel der Einsatz nachhaltiger Technologien. Hier bleibt der Umsetzungsgrad bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück, welche die Wichtigkeit des Themas und die mediale Präsenz erwecken. Der Einsatz regenerativer Energiequellen im Lager ist in diesem Zusammenhang noch als gut in der Umsetzung zu bewerten. Fast ein Viertel der Teilnehmer setzen bereits erneuerbare Energien ein, um ihre Lagerstandorte zu betreiben. Zudem planen weitere 36 Prozent der Unternehmen, dies zukünftig zu tun, 40 Prozent der Teilnehmer geben an, keine regenerativen Energien an ihren Lagerstandorten einführen zu wollen.
Weniger gut sieht es beim Einsatz alternativer Antriebstechnologien aus. Nur 9 Prozent setzen bereits neue Technologien ein, 34 Prozent der Teilnehmer planen, ihre Flotte ganz oder teilweise mit alternativen Antrieben auszustatten. Ein weiterer wichtiger Faktor im Themenbereich Nachhaltigkeit sind die Mitarbeiter. Bedingt durch den demografischen Wandel ist zu erwarten, dass sich das Angebot an qualifizierten Mitarbeitern verknappen wird. Für die Mehrheit der für die Studie Befragten stellt dieser Umstand, wie schon 2010, eine der wichtigsten Rahmenbedingungen der Handelslogistik dar und liegt damit im Ranking auf Platz 2 hinter den Transportkosten. Ein Mangel an qualifiziertem Personal wird von 32 Prozent der Befragten als sehr wichtig, von 60 Prozent als wichtig bewertet, 8 Prozent halten diese Rahmenbedingung für weniger wichtig, jedoch keiner der Befragten für gänzlich unwichtig.
Regenerative Energien
Demgemäß setzen die Unternehmen insbesondere auf Förderung und „Pflege“ der Mitarbeiter. Die Aus- und Weiterbildung in der Logistik steht bei der großen Mehrheit der Unternehmen im Vordergrund und nimmt im Ranking aller Maßnahmen Platz 1 ein. Derzeit führen 83 Prozent der Befragten solche Maßnahmen durch, weitere 13 Prozent planen es, lediglich 4 Prozent setzen keine derartigen Maßnahmen um. Vor dem Hintergrund einer alternden Belegschaft sind zudem die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen und die Durchführung von Gesundheitsprogrammen von hoher Bedeutung. Rund 60 Prozent der Unternehmen führen solche Maßnahmen bereits durch.
Weitere Maßnahmen wie die Schaffung von zusätzlichen Lohnanreizen, Anreize zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zusätzliche Recruiting-Aktionen werden von den befragten Unternehmen mehrheitlich noch nicht durchgeführt.
Foto: istockphoto/endopack
Der Autor ist tätig im Fraunhofer IML. Co-Autoren sind Christiane Auffermann vom Fraunhofer IML und Thomas Kempcke vom EHI Retail Institute.
Weitere Ergebnisse und Informationen zur Trendstudie Handelslogistik sind unter www.handelslogistiktrends.de zu finden. Die Studie kann außerdem über den Bücher-Shop des EHI käuflich erworben werden.
Studie: Trends in der Handelslogistik 2011
Welche Rahmenbedingungen, Trends und Zukunftsperspektiven beherrschen aktuell die Handelslogistik – Ergebnisse einer gemeinsamen Handelsbefragung von EHI und Fraunhofer IML in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Aktualisierung der erstmals im Jahre 2010 durchgeführten Studie.
Weitere Informationen: www.ehi.org/gb/verlag/shop-seiten
Format: 21 x 21 cm, Klebebindung, 81 Seiten
ISBN: 978-3-87257-369-8
Preis: 395,00 EUR inkl. MwSt und Versand
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