Der international agierende Mode-Filialist Charles Vögele, Pfäffikon (Schweiz), berichtet von wichtigen Rationalisierungserfolgen im Rahmen des Outsourcings von operativen logistischen Aufgaben an externe Dienstleister. Zu den damit verbundenen Maßnahmen gehört auch der Einsatz einer Software des IT-Spezialisten Stat Control, Hamburg, zur Durchführung von Stichproben-Inventuren in den beiden Hauptlagern im norddeutschen Peine sowie im österreichischen Graz. Laut Philip Schreiber, Head of Supply Chain Competence Center bei Charles Vögele, ist der Effizienzgewinn so bemerkenswert, dass überlegt wird, das System künftig auch für sämtliche Bestandsaufnahmen in den Filialen einzusetzen.
Das System ist so einfach, dass Inventurläufe kurzfristig angesetzt werden können.
Philip Schreiber
Vor der Einführung der Software führten bei Charles Vögele eigene Mitarbeiter in den Lagern einmal jährlich eine klassische Vollinventur durch. „Der Zeitaufwand betrug hier inklusive Vorbereitungsarbeiten circa eineinhalb Wochen, verbunden mit den typischen Nachteilen einer Vollinventur wie der operative Stillstand der Logistikstandorte und der Fehleranfälligkeit“, erinnert sich Schreiber. Aus diesem Grund suchte man ein vereinfachendes und Ressourcen sparendes Inventurverfahren. „Wir haben uns für ein System entschieden, das regelmäßige unterjährige Bestandsprüfungen unterstützt und direkte Schnittstellen zu unserer eigenen Software besitzt.“
Ein weiterer Grund für die Investition in die Software war laut Schreiber „die enge Verbundenheit von Stat Control mit den Wirtschaftsprüfern von PriceWaterhouseCoopers, die in einem Testat bestätigen, dass die Software eine ordnungsgemäße Inventur unterstützt.“
Die Software mit dem Namen „Stasam“ kam 2012 erstmals zum Einsatz. „Der organisatorische Aufwand kann durch die Anwendung des Systems auf einen Werktag reduziert werden“, beziffert Schreiber das Einsparpotenzial. Nach einer weiteren Stichprobeninventur im Jahr 2013 wurden dann noch im laufenden Jahr unterjährige Bestandsprüfungen durchgeführt, die laut Schreiber „fortlaufend intensiviert werden sollen“.
An den Betriebsablauf anpassen
Bei Charles Vögele werden je Lager 6 Inventur-Teams, bestehend aus je zwei Mitarbeitern, gebildet. Die Zählung bzw. Erfassung der Ware erfolgt mithilfe mobiler Datenerfassungsgeräte. Die von dem Stat Control-System errechneten Zählaufträge werden an die MDE übermittelt. Ein Zählauftrag betrifft einen bestimmten Lagerplatz, an dem sich ein definierter Artikel in einer Größe befindet. Jedes Team zählt zwischen 10 und 20 Positionen. Die Ergebnisse werden im MDE erfasst und an das System übermittelt. Schreiber: „Das System ist so einfach, dass Inventurläufe kurzfristig angesetzt und an die jeweiligen Auslastungen des operativen Betriebes angepasst werden können. Die Abläufe sind strikt vorgegeben und werden dokumentiert. Die errechneten Inventurmengen lassen sich zudem in mehrere Inventurläufe aufteilen.“
Hochrechenverfahren erfordern einen Zählaufwand zwischen fünf und zehn Prozent der Bestände.
Jörg Ökonomou
Das System lässt in einem bestimmten Rahmen Abweichungen zwischen Soll-Beständen und ermittelter Inventurmenge zu, die Abweichungstoleranz ist vorgegeben. „Wenn der erlaubte Wert überschritten wird, werden die betroffenen Positionen identifiziert und das Zählergebnis überprüft. Häufig wird schon damit der Grenzwert wieder eingehalten. Ansonsten werden vom System weitere Positionen gezogen, um die geforderte Aussagequalität zu erreichen“, erklärt der Logistik-Experte.
Stichprobeninventuren basieren entweder auf einem Hochrechenverfahren oder auf einem sogenannten Sequenzialtest. „Die von Wirtschaftsprüfern genehmigten Hochrechenverfahren eignen sich für alle per IT geführten Bestände und erfordern lediglich einen Zählaufwand zwischen fünf und zehn Prozent der Bestandspositionen“, erklärt Jörg Ökonomou, Geschäftsführer von Stat Control.
Ein Sequenzialtest erfordert eine höhere Genauigkeit der Bestandsführung, kommt dafür im Idealfall aber mit nur 30 Stichproben aus. Voraussetzungen sind hierfür besonders korrekte Buchungen, eine hohe Prozessdisziplin und ein besonders leistungsfähiges Warenwirtschaftssystem. „Ein Sequenzialtest wird oft bei automatischen Lagern und Hochregallagern eingesetzt, aber auch, wenn unbewegte Bestände oder unangebrochene Gebinde aufgenommen werden sollen“, so Ökonomou. Wichtig: In einem Lager können die verschiedenen Inventurverfahren je nach Unternehmenssituation miteinander kombiniert werden. Organisatorisch kann die Stichprobeninventur als Stichtagsinventur oder als permanent statische oder dynamische Inventur durchgeführt werden.
Foto: shutterstock / monkey business images
Weitere Informationen: www.charles-voegele.de
Die Inventur-Partner
Charles Vögele: Das Unternehmen wurde im Jahr 1955 von Charles und Agnes Vögele in Zürich gegründet. Heute ist die Charles Vögele-Gruppe einer der führenden vertikalen Fashion-Retailer in Europa. Sortimentsschwerpunkt ist „aktuelle und preiswerte Mode zum Wohlfühlen“. Zum Unternehmen gehören heute rund 800 Filialen in der Schweiz, in Deutschland, Liechtenstein, den Niederlanden, Belgien, Österreich, Slowenien, Polen, Ungarn und Tschechien. Charles Vögele beschäftigt 6.730 Mitarbeiter (ohne Auszubildende). Der Netto-Umsatz belief sich zuletzt auf 927 Mio. CHF. Seit 2012 arbeitet man bei Charles Vögele mit einer IT-gestützten Stichprobeninventur.
Stat Control: Das Unternehmen wurde 1991 gegründet als Spinoff der PriceWaterhouseCoopers Wirtschaftsprüfung und hat sich seitdem ausschließlich auf statistische Methoden für Inventuren und Bestandskontrollen fokussiert. Die Systeme werden in enger Abstimmung mit Wirtschaftsprüfern regelmäßig aktuellen Anforderungen der Unternehmenspraxis angepasst. Dabei werden auch Entwicklungen wie MDE- und RFID-Technik berücksichtigt. Zu den Kunden gehören sowohl börsennotierte Konzerne als auch mittelständische Unternehmen. Die Stat Control-Lösungen sind laut Unternehmensangaben mit allen ERP-, Warenwirtschafts- und Lagerverwaltungssystemen kompatibel.