Wolfgang Holthaus, Leiter der Bauabteilung bei Rewe Dortmund, ist der Überzeugung: „Es ist höchste Professionalität gefordert, um der Intelligenz der Einbrecher zuvorzukommen." Aufgrund der steigenden Zahl von Einbrüchen und Überfällen im Einzelhandel suchten Holthaus und seine Fachkollegen 2010 nach einem neuen, umfassenden Sicherheitskonzept für ihre neu zu eröffnenden Super- und Verbrauchermärkte. Die Dortmunder Bauabteilung ist der verantwortliche Ansprechpartner für alle bautechnischen Angelegenheiten, sowohl für die zentralen Objekte als auch für die der selbstständigen Rewe-Einzelhändler. Typischerweise werden neue Einzelhandels-Standorte von Investoren errichtet und dann von den Rewe-Händlern gemietet. Bereits im Vorfeld der Baumaßnahmen fließen die Vorstellungen und Vorgaben der Rewe-Bauabteilung in die Planung mit ein – seit 2011 nun auch das neue Sicherheitskonzept nach fest definierten Standards.
Weil generell für die verschiedenen Gewerke spezialisierte Fachleute und Ingenieure zu Rate gezogen werden, lag der Gedanke nahe, auch für die Sicherheitsfragen Spezialisten heranzuziehen. Dabei fiel in Dortmund die Entscheidung auf die Firma Telenot Electronic aus Aalen. Gemeinsam entwickelten Wolfgang Holthaus und seine Kollegen mit den Spezialisten von Telenot ein Anforderungsprofil für die Rewe-Sicherheitslösung. Alle Anforderungen, Prioritäten und technischen Standards mitsamt den genauen Baubeschreibungen wurden in einem Sicherheitshandbuch festgehalten.
Bereits bei der Projektierung neuer Objekte sitzt Telenot mit am Tisch und übernimmt den sicherheitstechnischen Part der Planung. „Dieses Vorgehen ist eine Win-win-Situation", sagt Holthaus. „Für uns bei der Rewe besteht der Vorteil darin, dass die Anlagen fachmännisch nach allen Vorschriften und Richtlinien projektiert werden und die Abnahme nach der Errichtung sicherstellt, dass alle Arbeiten fachmännisch ausgeführt worden sind." Gerade der letzte Punkt ist wichtig, wie Holthaus inzwischen aus Erfahrung weiß, denn nicht selten seien ganze Zonen im Markt schutzlos, etwa weil Handwerker aus Versehen einen der zahlreichen, überall im Markt angebrachten Signalgeber (Bewegungsmelder) versehentlich abgedeckt haben. Die Installationen werden von regionalen, aber durchweg von Telenot zertifizierten Fachfirmen ausgeführt. Bereits weit im Vorfeld der Bauphase wird im Grundriss des Objekts festgelegt, wo die technischen Vorrichtungen eingebaut werden, um eine optimale Kabelverlegung zu gewährleisten.
Das Sicherheitskonzept der Rewe Dortmund ist gekennzeichnet durch seinen ganzheitlichen Ansatz. Die Außenhaut der Immobilie, die Fläche im Gebäude, die Zwischendecken, Lager sowie alle kritischen Räume wie der Tresorraum werden systematisch und akribisch gesichert.
Dabei folgt man den Erfahrungswerten, wie professionelle Einbrecher typischerweise vorgehen: Zunächst baldowern sie das Objekt tagsüber genau aus, dringen dann bevorzugt über das Dach ein, bewegen sich zielgerichtet in der Zwischendecke, lassen sich von dort an einem zuvor als „sicher" identifizierten Punkt in die Verkaufsfläche hinab, steigen danach an anderer Stelle wieder in die Decke, bis sie von da schließlich in den gesuchten Sozial- oder Tresorraum gelangen. „Diese Profis sind so gewieft, dass sie jeden Bewegungsmelder umgehen, soweit das irgend möglich ist", sagt Holthaus. Die Kunst besteht nun darin, für jeden Punkt den jeweils optimalen Signalgeber auszuwählen und alle im Zusammenspiel so anzubringen, dass sie sich überdecken und dem Einbrecher keine Lücke lassen.
Erschütterungssensoren
Das Arsenal der technischen Sicherheitsmaßnahmen umfasst im Wesentlichen Bewegungsmelder in verschiedenen Ausführungen und Videoüberwachung im Außenbereich sowie im Personaleingang. Hinzu kommen integrierte Brandmelder und Sensoren, die Fenster und Türen auf Verschluss überwachen. Holthaus: „Über allem steht der Personenschutz, erst dann denken wir an die Ware." Deshalb sind im neuen Sicherheitskonzept Notruftasten an allen Kassen und in den Büros obligatorisch. Diese sind direkt an den beauftragten Wachdienst oder an die Polizei aufgeschaltet.
Am Tresor sind zusätzlich Erschütterungssensoren angebracht. Der Wareneingang ist gesondert gesichert und lässt sich unabhängig vom übrigen Markt von befugten Personen separat deaktivieren, etwa, um Nachtanlieferungen zu ermöglichen. Die Verbindung der Anlage zum Sicherheitsdienst ist redundant, also doppelt ausgelegt. Schafft es der Einbrecher beispielsweise, die Kabelverbindung auszuschalten, schlägt die parallele Funkverbindung Alarm. Die Funktion der Datentransfers wird rund um die Uhr laufend automatisch geprüft.
Über allem steht der Personenschutz, erst dann denken wir an die Ware.
Wolfgang Holthaus
Im Falle eines Alarms kann der Händler das weitere Prozedere nach einer Prioritätenliste festlegen: Entweder wird er selber oder direkt die Polizei und/oder ein Wachdienst alarmiert. Der Wachdienst wiederum hat ebenfalls verschiedene mit dem Händler vereinbarte Optionen. Er kann mit eigenen Fahrzeugen und Mitarbeitern zum Tatort fahren, den Händler alarmieren oder die Polizei rufen. Diese individuelle Organisation ist Sache des Händlers.
Der Installationsaufwand für eine solche elektronische Meldeanlage (EMA) liegt bei etwa 15.000-20.000 Euro, je nach Größe des Marktes. Holthaus: „Das ist kein Diskussionspunkt mit dem Generalunternehmer, denn wir übernehmen schließlich das schlüsselfertige Objekt.“ Im Übrigen sei eine EMA schon aus versicherungsrechtlichen Gründen Pflicht. Hinzu kommen Kosten für die Wartung der Anlage, die möglichst zweimal im Jahr erfolgen sollte.
Aus den bisher mit diesem Konzept gesicherten 8 neuen Märkten und im Vergleich zu älteren, weniger professionell gesicherten Märkten hat man bei Rewe Dortmund die Erfahrung gewonnen, dass potenzielle Täter das Vorhandensein einer guten EMA erkennen und die Anlage einen hohen Abschreckungseffekt hat. „Einbrecher erkennen jede Schwachstelle sofort“, sagt Wolfgang Holthaus. „Sie erkennen aber genauso schnell, wenn das Risiko für sie aufgrund konsequenter Sicherheitsmaßnahmen zu hoch ist.“
Foto: Schramm/EHI
Genossenschaft
Die Rewe Dortmund Großhandel eG ist eine eigenständige, regional tätige Genossenschaft unter dem Dach der Rewe Group. Sie ist ein Zusammenschluss von über 300 selbstständigen Einzelhändlern und beliefert circa 540 Märkte. Das Absatzgebiet ist Nordrhein-Westfalen mit den Schwerpunkten Ruhrgebiet, Niederrhein, Sauerland und Münsterland. Die Supermärkte bieten, abhängig vom jeweiligen Standort, ein Sortiment von 12.000-20.000 Artikeln. Alle Märkte verfügen über eine Bedienungstheke mit Wurst, Fleisch, Käse und teilweise Frischfisch. Ein besonderes Interesse gilt der Vermarktung von Produkten aus der Region, um die lokale Wirtschaft zu unterstützen und Transportwege möglichst kurz zu halten. 2011 erwirtschaftete die Genossenschaft einen Umsatz im Großhandel von 1.989 Mio. Euro. In den Geschäften des angeschlossenen Einzelhandels sind mehr als 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter rund 540 Auszubildende.
Sicherheits-Lösungen
Telenot ist seit gut 40 Jahren einer der führenden Hersteller elektronischer Sicherheitstechnik mit Hauptsitz im schwäbischen Aalen. Hier und am Standort Pflach in Österreich sorgen rund 300 Mitarbeiter für die komplette Entwicklung, Produktpflege und Fertigung. Die Unternehmensbereiche umfassen Hard- und Softwareentwicklung, Konstruktion und Musterbau, Produktion und Prüffeld, Vertrieb und Key-Account sowie Schulung und anwendungstechnische Beratung. Telenot unterzieht sich im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems DIN EN ISO 9001 regelmäßigen Audits. Nahezu alle Produkte verfügen über Einzelanerkennungen der VdS Schadenverhütung. Sicherheits-Lösungen von Telenot finden sich in allen Industriezweigen und Branchen, von kleinen und mittleren Unternehmen bis zu Großbetrieben.