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Foto: EHI / Schoplick

Handel fordert mehr Wettbewerb

Die Regulierung der Kartengebühren war das zentrale Thema auf dem EHI-Kartenkongress 2015 in Bonn. Vor 670 Zuhörern im alten Plenarsaal des Bundestages teilten Vertreter aus Handel, Kreditwirtschaft und Zahlungsdienstleistung erste Erfahrungen aus der Gebührenliberalisierung.

Der Handelsverband Deutschland sieht nach wie vor einen notwendigen Anpassungsbedarf bei der vom Bundeskartellamt initiierten neuen Entgeltregelung im Girocard-Verfahren. Seit dem 1. November dürfen die Banken auf Druck der Wettbewerbsbehörde nur noch zwischen Banken bzw. sogenannten Konzentratoren und Händlern vereinbarte Entgelte für EC-Cash-Zahlungen erheben. Zwar habe die Umsetzung der Verordnung auf Handelsseite zu sinkenden Kosten bei den Zahlungstransaktionen geführt, bestätigte HDE-Experte Ulrich Binnebößel, doch die Kartenherausgeber seien immer noch in der Lage, die Preise zu diktieren, da in der Praxis kein Weg an der EC-Karte vorbeiführe. Die dem Handel angebotenen Entgelte seien nicht nachvollziehbar, ein Schub für Kartenzahlung sei bislang nicht erfolgt.

Von der Einbindung netzbetreiberunabhängiger Konzentratoren in die Entgeltverhandlungen (Phase II der Umsetzung) verspricht sich der HDE mehr Wettbewerb und im Ergebnis akzeptable Konditionen. Mit Blick auf die im März verabschiedete EU-Verordnung der Deckelung der Interbankenentgelte (MIF-Verordnung) erläuterte Binnebößel die derzeit diskutierten Optionen für Anpassungen an  nationale Gegebenheiten. Für Kreditkartenzahlungen dürfen die MIF maximal 0,3 Prozent des Umsatzes betragen, für Debitkarten maximal 0,2 Prozent. Es führe kein Weg daran vorbei, Electronic Cash als marktführendes System in die europäische Regulierung einzubeziehen, fordert Binnebößel. Der HDE plädiert bei der Deckelung von Debitkarten für die Festlegung auf einen maximalen Festbetrag pro Transaktion in Kombination mit einem maximalen Höchstprozentsatz von 0,2 Prozent des Transaktionswertes. Eine prozentuale Gebühr komme als Umsetzungsoption nicht in Frage, da sie, so Binnebößel, jeder wirtschaftlichen Grundlage entbehre. Ein fixes Entgeld bedeute darüber hinaus auch einen Anreiz für eine Verschiebung von Bargeld zu Debit-Kartenzahlungen.

Die Substitution von Bargeld- durch Kartenzahlung liegt auch im Interesse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Das Potenzial der Girocard  mit 105 Mio. ausgegebenen Karten eines der führenden europäischen Kartenzahlungssysteme sei noch längst nicht ausgereizt, erklärte Sybille Strack, Direktorin für den Bereich Zahlungsverkehrs- und Kartenstrategie, in ihrem Vortrag. Das neue Entgeltmodell bedeute für den Deutschen Sparkassen- und Giroverband eine große Herausforderung, sagte Strack. Mittel- und langfristig würden die Vorteile des Modells der bilateral verhandelten Entgelte überwiegen. Zurzeit arbeite man an Projekten mit dem Ziel, neue Einsatzbereiche für die Girocard zu erschließen. Beispiele sind Mobile Payment und die Nutzung der Girocard als Zahlungsmittel beim Online-Einkauf. 

Neben den Konsequenzen von EU-Interchange-Deckelung und Entgeltverhandlungen auf nationaler Ebene griff der EHI-Kongress weitere topaktuelle Branchenthemen auf. So standen am zweiten Veranstaltungstag die aktuellen Entwicklungen bei Online- und Mobile-Payment im Vordergrund. Vieles deutet derzeit darauf hin, dass die NFC-Technologie dem mobilen Bezahlen am POS zum Durchbruch verhelfen wird. Fazit nach zwei Kongresstagen: Die Rahmenbedingungen für stationäres Bezahlen, aber auch für Online- und Mobile Payment werden sich spürbar verändern.

Fotos (4): EHI / Schoplick

Der Kartenkongress 2016 findet am 26. und 27. April statt.

Weitere Informationen: www.kartenkongress.de

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