Auf der Verkaufsfläche verbreiten sich zunehmend Robotertechnologien – und das in jedem Bereich, von der Kundenbetreuung über die Kontrolle von Preisbeschilderung bis hin zur Inventur oder der Reinigung. Einige Beispiele: In 50 Walmart-Märkten in Arkansas übernimmt ein Roboter das Shelf-Scanning. Im Berliner Sneaker-Store Solebox holt ein Roboter Schuhe aus dem Regal und reicht sie dem Kunden, während „Tory" die Inventur bei den Modemärkten von Adler übernimmt.
Herausforderung Sprachinteraktion
Eine Barriere im Verkaufseinsatz ist die Sprachinteraktion zwischen Menschen und Roboter. „Eine stabile und robuste Spracherkennung ist für eine gelungene Interaktion entscheidend", betont Dr. Ulrich Reiser, Geschäftsführer der Mojin Robotics GmbH. Seit 2016 rollt Roboter und Verkaufsassistent „Paul" durch den ersten Testmarkt von Saturn in Ingolstadt und berät Kunden oder führt sie zum gewünschten Produkt. Inzwischen ist er in vier weiteren Märkten im Einsatz. Der Algorithmus muss bei einem Gespräch viele komplexe, natürliche Sprachphänomene beachten und auswerten. So kommt es, wie Praxisbeispiele demonstrieren, immer noch zu missverständlichen Unterhaltungen mit dem Roboter. „Der Dialog wird in den kommenden Jahren aber natürlicher", ist sich Dr. Reiser sicher.
Der „Workerbot" von „pi4 Robotics" kombiniert Fertigung und Verkauf in einem. Unter dem Namen Gisela ist der Kioskroboter im Bikini Berlin als humanoider Verkaufs-Roboter täglich 11 Stunden im Einsatz und verkauft einen 3D-Spielzeugroboter im Puzzle-Design. Rund 6 Minuten braucht Gisela, um einen Roboter zusammenzustecken. „Das unterhält den Kunden und bietet ein zusätzliches Erlebnis", sagt Matthias Krinke, Geschäftsführer von Pi 4 Robotics. In den kommenden Monaten ist der Verkauf weiterer Produkte geplant. Gisela ist bald sogar im Fernsehen zu sehen: Im Tatort am 16. September spielt sie eine Hauptrolle, steht allerdings unter Mordverdacht.
Autonomer Lieferservice
Nicht nur im Lager oder am POS, auch auf den Gehwegen finden sich bereits Robotertechnologien, die eigenständig Lebensmittel oder Ware ausliefern. „Die Online-Händler in China liefern sich einen Wettbewerb um die autonome Belieferung", erklärt Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsführung des EHI. In Shanghai und Peking liefern autonome Fahrzeuge von JD oder Alibaba Ware zum Kunden. In den USA bringt das selbstfahrende Auto „Robomart" Obst und Gemüse nach Bestellung per App.
Unter dem Titel „Wir sind gekommen um zu bleiben" fand im Nachgang der R4R-Konferenz ein dreistündiger Workshop mit Teilnehmern des Handels und Mitgliedern der R4R-Initiative statt, um das Feedback der Beteiligten zu den wichtigsten Punkten eines EHI-Positionspapiers einzuholen.
Einen ausführlichen Nachbericht zur Konferenz können Sie in der kommenden Ausgabe 4/2018 der rt-retail technology lesen.
Weitere Informationen: www.robotics4retail.de
Foto (1): EHI/Hauser