Der filialisierte Einzelhandel hat im vergangenen Jahr erneut seinen Energieverbrauch gesenkt und konnte damit eine Kostensenkung um sechs Prozent erzielen. Die Kostensenkung wurde außerdem durch die (vorübergehend) gesunkene EEG-Umlage sowie durch ebenfalls gefallene Erzeugerpreise begünstigt. Dies geht aus der neuen EHI-Studie „Energie-Monitor 2015“ hervor. Vor allem die zunehmende Verbreitung verbrauchssparender Maßnahmen wie LED-Beleuchtung, effizientere Kältetechnik und die optimierte Regelung von Klima-, Lüftungs- und Heizungsanlagen werden als Gründe für die Verbrauchssenkung genannt.
Im Durchschnitt werden im Foodhandel 331 Kilowattstunden Strom pro Quadratmeter Verkaufsfläche pro Jahr verbraucht. Dieser Wert erfasst alle Neubau- und Bestandsfilialen der befragten Händler und schließt auch die typischerweise verbrauchsärmeren Betriebstypen Discounter und Cash-&-Carry-Märkte mit ein. Immer mehr Händler verwenden natürliche Kältemittel mit geringem Treibhauspotenzial. So setzen beinahe alle befragten Lebensmittelhändler in Neubauten moderne Verbundkälteanlagen auf Basis natürlicher Kältemittel ein. Für über 90 Prozent ist dabei CO2 das Kältemittel der Wahl, andere nutzen beispielsweise Propan. Die Kälteanlagen in Bestandsfilialen werden ebenfalls sukzessive ausgetauscht.
Kaum noch Wärmeenergie
Die durch Brennstoffe erzeugte Wärmeenergie macht mit 65 kWh pro Quadratmeter Verkaufsfläche nur 16 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs im Foodhandel aus. In Neubauten mit Gebäudehülle nach neuester EnEv oder sogar höheren Baustandards und einer für die individuellen Gegebenheiten dimensionierten modernen Kälteanlage mit Wärmerückgewinnung kann teilweise sogar schon komplett auf einen Gasanschluss bzw. eine andere Primärenergiezufuhr verzichtet werden.
Im Nonfood-Handel entfallen 115 kWh pro Quadratmeter Verkaufsfläche auf Strom und 55 kWh auf Wärmeenergie. Hier hat die Wärmeenergie mit 32 Prozent ein höheres Gewicht als im Food-Sektor, ist aber insgesamt immer noch relativ gering. Denn auch im Nonfood-Bereich wird Wärmerückgewinnung zum Beispiel aus Klima- und Lüftungsanlagen genutzt. Der Einsatz hocheffizienter Wärmepumpen ist gerade im Nonfood-Bereich stark zunehmend. Die Beleuchtung gibt ebenfalls Wärmeenergie an den Raum ab, und je nach Frequentierung der Ladenlokale ist auch die durch Personen abgegebene Wärmeenergie ein nicht zu vernachlässigender Faktor.
Zur Verbrauchssenkung haben vor allem die präventiven Maßnahmen bei der Beleuchtung, insbesondere die Umstellung auf LED-Technik beigetragen. Der Einsatz energieeffizienterer Kältetechnik wie die Verglasung von Kühlmöbeln im LEH oder eine optimierte Regelung von Klima-, Lüftungs- und Heizungsanlagen sowie eine verbesserte Gebäudeleittechnik konnten ebenfalls Verbräuche senken. Aber auch ein ausgebautes Monitoring, das Schwachstellen beim Verbrauch bzw. Energiefresser transparent macht, wurde als Grund für eine Senkung des Energieverbrauchs genannt.
Trotz mehr Geräten
Trotz einem erkennbaren Trend zu längeren Öffnungszeiten und vertriebsgesteuerten aufwändigeren Ladenkonzepten mit mehr Bedientheken, Kühlfläche und Backstationen etc. rechnet die Branche durch den professionellen Einsatz der beschriebenen energiesparenden Technologien mit weiteren Verbrauchssenkungen. Diese werden aber nach Einschätzung der Händler nicht mehr so stark ausfallen wie in den vergangenen Jahren, da die größten Potenziale bereits gehoben sind. Vor dem Hintergrund der ab 2016 steigenden Umlagen (insbesondere EEG-Umlage, KWK-Umlage, §19 StromNEV-Umlage und Offshore-Umlage) wird durch die noch zur Verfügung stehenden geringeren Energieeinsparpotenziale nach Einschätzung der Händler keine weitere Kostensenkung zu erzielen sein. Für die kommenden Jahre rechnen die Händler also wieder mit einem Anstieg der Energiekosten. Um diese Entwicklung zumindest abzumildern, ist die Bereitschaft, in energieeffiziente Anlagen zu investieren, weiterhin sehr hoch.
Ganz oben auf der Prioritätenliste standen sowohl im Food- als auch im Nonfood-Handel Maßnahmen für eine effizientere Beleuchtung. Alle befragten Händler aus dem Bereich Food und 72 Prozent aus dem Bereich Nonfood gaben die LED-Technik als Investitionsschwerpunkt für das Jahr 2015 an. Im Lebensmitteleinzelhandel investierten zudem mehr als 81 Prozent in moderne Kältetechnik und 45 Prozent in die Schließung von Kühlmöbeln. 36 Prozent der Food- und ein Drittel der Nonfood-Händler stuften Investitionen in Klima-, Lüftungs- und Heizungsanlagen (insbesondere Wärmepumpen) als besonders relevant ein.
An der Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2015“ haben sich 45 marktführende Handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt. Da es sich hierbei schwerpunktmäßig um große Filialisten handelt, sind mit der Befragung 24.000 Handelsfilialen bzw. etwa 35 Mio. qm Verkaufsfläche erfasst. Dem Nonfood-Bereich sind dabei 51 Prozent der Befragten, dem Food-Bereich 49 Prozent zuzurechnen. Für die Kostenbetrachtung wurden die Östereicher und Schweizer Filialen nicht berücksichtigt.
Foto: Fotolia / Alexander Raths
Grafiken (3): EHI
Weitere Daten und Statistiken zum Thema finden Sie auf Deutschlands spezialisierter Datenbank zur Handelsbranche des EHI Retail Institute: www.handelsdaten.de
EHI-Studie: Energie-Monitor 2015
Der Energie-Monitor 2015 behandelt neben den aktuellen
Entwicklungen der Energiekosten und -verbräuche auch derzeitige
energierelevante Trends aus der Handelsbranche.
Bereits umgesetzte Energieeffizienzmaßnahmen sowie zukünftige
Einsparpotenziale werden ausführlich beleuchtet.
Format: 21 x 21 cm, broschiert
ISBN: 978-3-87257-455-8
Preis: 930,00 € zzgl. gesetzl. MwSt.
E-Mail: vertrieb@ehi.org
Tel.: +49 221 5 79 93-64
Bestellmöglichkeit unter:
www.ehi-shop.de/energiemanagement