Markenartikel des Sportfachhandels gehören im Vergleich mit dem übrigen Textilhandel zu den über-
durchschnittlich diebstahlgefährdeten Produkten. Insbesondere für Händler mit Geschäften in 1a-Lagen größerer Städte gehört daher die Videoüberwachung des Verkaufsraums neben anderen Maßnahmen zum Präventions-Standard. Allerdings sind häufig alte analoge Anlagen installiert, die der Abschreckung dienen und dabei helfen, Täter in flagranti zu erwischen. Aufgrund begrenzter Detektionsfunktionen und unzureichender Bildqualität erweisen sich diese Systeme für eine intensivere Recherche des Tathergangs aber nur als eingeschränkt nutzbar.
Die Intersport-Zentrale bietet ihren angeschlossenen Handelspartnern in Kooperation mit dem Dienst-
leister Security Consult aus Roßhaupten (Bayern) ein neues Sicherheitskonzept – basierend auf modernen Anlagen der Videoüberwachung, die über hohe Bildqualität und verschiedene Auswertungs-
möglichkeiten verfügen. Rund 40 Intersport-Händler mit insgesamt 60 Geschäften sind inzwischen mit dem System ausgerüstet. Eingesetzt werden IP-Dome-Kameras „D12“ und „D24“ der Firma Mobotix (HD-Qualität, mit 2.048 x 1.536 Pixel Auflösung und mit Wechselobjektiven für Super-Weitwinkel 90 Grad bis zu Tele 15 Grad). „Hohe Bildqualität bei hoher Tiefenschärfe und ausreichender Zoom-Funktion sind die Grundvoraussetzungen für eine gezielte Ereignis-Detektion und für eine eindeutige Ereignis-Dokumentation“, so Rainer Weidenbach, Geschäftsführer von Security Consult.
Gespeichert werden die Videosequenzen auf einem NAS (Network Attached Storage)-Server. Ein HP-Server dient als Rechnerplattform. Herzstück der Lösung ist die Track & Trace-Software „Uniserve Winston Trace“. „Die Software verfügt über einfache Bedienbarkeit und hohe Detektions-Qualität“, so Weidenbach.
Die Software eignet sich für die sogenannte forensische Suche, das bedeutet das Auf wird das Videoarchiv anhand von festgelegten Parametern durchforstet. Ein Suchbereich kann zum Beispiel der Regalplatz sein, an dem sich ein gestohlener Artikel befand. Per Bewegungsdetektion werden innerhalb kurzer Zeit alle historischen Videosequenzen herausgefiltert, die der Suchanfrage entsprechen. Die detektierten Sequenzen werden dem Benutzer in einer scrollbaren Bildergalerie angezeigt. In der Praxis kann man daraus oft schnell das Bild identifizieren, das den Diebstahlvorgang zeigt.
Forensische Suche
Handelt es sich bei dem Dieb um einen Stammkunden, besteht eine realistische Chance, dass er bei seinem nächsten Besuch im Geschäft identifiziert werden kann. So geschehen in einem Intersport-Haus nahe der dänischen Grenze. Mitarbeiter bemerkten dort 14 Tage nach Inbetriebnahme der Videoüberwachung, dass drei bestimmte Oberteile fehlten. Über die Bewegungssuche im relevanten Bereich wurde die Videosequenz mit dem Diebstahlvorgang selektiert: Die Täterin hatte fünf Teile in die Umkleidekabine mitgenommen, dort an drei Teilen die Etikettensicherung entfernt und die übrigen zwei wieder zurückgehängt.
Die Vorher-Nachher-Bilder ihrer mitgeführten Tragetasche lieferten eindeutige Indizien, dass sich die entwendeten Teile darin befanden. Die Täterin besuchte zwei Tage später das Geschäft erneut und wurde von Mitarbeitern erkannt. Konfrontiert mit den Videoaufnahmen, gab sie den Diebstahl zu. Die Polizei wurde informiert, ein Strafverfahren eröffnet und die Täterin erhielt Hausverbot.
Ein weiterer Fall aus einem Intersport-Haus in Rheinland-Pfalz: Dort fielen der Filialleiterin vier junge Männer auf, die alle mit weißem T-Shirt und knielanger Hose bekleidet waren sowie eine Umhängetasche trugen. Am Bildschirm im Hintergrund verfolgte sie die Bewegungen und Diebstahlaktivitäten der Männer. Die umgehend benachrichtigte Polizei konnte die Bande, eine Gruppe rumänischer Staatsbürger, noch im bzw. vor dem Geschäft fassen. Die Gruppe war bis zu diesem Tag rund drei Monate in Deutschland unterwegs gewesen und verursachte laut polizeilicher Ermittlung eine Schadensumme von 5.000-6.000 Euro täglich. Gegen eine Person liefen außerdem Ermittlungen wegen Körperverletzung – er wurde aufgrund der Video-Beweise noch am selben Tag in Untersuchungshaft genommen.
Dies zeigt den Wert einer leistungsfähigen Videoüberwachung. Denn: „Polizei und Gerichte erkennen einen Video-Beweis nur bei ausgezeichneter Bildqualität an, die den Diebstahlvorgang deutlich zeigt und die Identifikation des Täters zweifelsfrei ermöglicht“, erklärt Rainer Weidenbach von Security Consult, dessen Unternehmen Konzepte für Videoüberwachung außer bei Intersport auch in Katag-Häusern und beim Uhren-Schmuck-Filialisten Ehinger Schwarz realisiert hat.
Personaldiebstahl sinkt schlagartig auf Null.
Rainer Weidenbach
Eine solche Videoanlage ist nicht billig. Zur lückenlosen Überwachung einer 600 qm großen Verkaufsfläche werden 6 IP-Kameras ein Bildspeicher mit 4 Terabyte Kapazität sowie ein Rechner benötigt, was Kosten zwischen 8.000-10.000 Euro erfordert. Auf der Haben-Seite steht zunächst ein Rückgang des internen Schwunds. „Mit Einführung der Videoanlagen, das zeigen die bisherigen Erfahrungen, sinkt der Personaldiebstahl schlagartig auf Null“, versichert Weidenbach. Das kann in einigen Unternehmen bis zu 0,3 Prozent vom Umsatz ausmachen.
Wie schnell sich das System darüber hinaus auszahlt, liegt auch am Grad der Nutzung und Auswertung. Weidenbach: „Wird die Anlage intensiv genutzt in Form von Beobachtungen in Echtzeit und in Form von historischer Recherche, kann sich die Investition unter Umständen innerhalb von sechs Monaten bezahlt machen.“ Auch in der Intersport-Zentrale ist man vom Nutzen überzeugt. Die Zentrale empfiehlt ihren selbstständigen Intersport-Partnern solche Systeme. „Die Tatsache, dass schon über 60 Installationen getätigt wurden, spricht sich unter den Partnern herum“, erklärt Volker Behrendt, Leiter der Abteilung Ladenbau bei Intersport. Aus seinen Gesprächen mit Anwendern erfuhr Behrendt, dass die Inventurdifferenzen im Einzelfall um mehr als 0,5 Prozentpunkte gesenkt worden seien.