Tengelmann „e-day“: From Zero to Hero | stores+shops

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Bühne frei für innovative Startup-Konzepte: Michael Wayne aus den USA präsentiert die von ihm entwickelte Internet-Plattform „Kin Community“.

Tengelmann „e-day“: From Zero to Hero

Der Tengelmann „e-day“ in Mülheim/Ruhr hat sich in den letzten Jahren zu einer der führenden Plattformen für den Austausch von „Old Economy“ und „New Economy“ entwickelt. Zum mittlerweile 6. Mal gab die Tengelmann Ventures GmbH neu gegründeten und bereits etablierten Startup-Unternehmen die Bühne frei für die Vorstellung ihrer Geschäftsmodelle.

In der New Economy pflegt man einen lockeren Umgangston. „Hallo, ich bin die Julia“, begrüßt die Start-up-Unternehmerin Julia Bösch das Auditorium, nachdem sie die Bühne betreten hat. Julia hat einen Koffer mitgebracht, dessen Inhalt sie – assistiert von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub – dem Publikum präsentiert: Zwei Oberhemden, ein Anzug, T-Shirts, Wäsche und ein Paar Herrenschuhe.

„Wir wollen Männer glücklich machen“: Julia Bösch von Outfittery mit Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub

„Wir wollen Männer glücklich machen“: Julia Bösch von Outfittery mit Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub

„Wir wollen Männer glücklich machen“, zitiert Julia Bösch das Motto des Berliner Startups Outfittery (www.outfittery.com). Und zwar solche Männer, die wenig Zeit oder wenig Interesse haben, sich selbst um ihre Garderobenausstattung zu kümmern, aber Wert legen auf einen typgerechten passenden Style. Outfittery hat sich auf „Curated Shopping“ spezialisiert: den Online-Handel mit Herrenmode kombiniert mit einer telefonischen Style-Beratung. „Wir verbinden die persönliche Beratung mit Data Intelligence“, erklärt Bösch das Geschäftsprinzip. Angaben wie Körpermaße, Alter, Konsumverhalten und Markenpräferenzen werden per Fragebogen eingeholt, bevor es zum Beratungsgespräch kommt. „Über die Interaktion mit dem Kunden bekommen wir deutlich mehr Daten als andere Händler.“ Die Bereitschaft, sich am Telefon mitzuteilen, sei sehr hoch, so die Internet-Unternehmerin. Die Kundendatei von Outfittery umfasst nach eigenen Angaben bereits 300.000 Personen, Ziel sei eine Million. Bei der Neukundengewinnung spielt die Mund-zu-Mund-Propaganda eine wichtige Rolle: Rund 30 Prozent kommen auf Empfehlung. Die Produkte werden ohne Rabattierung zum „Vollpreis“ angeboten. Der größte Wettbewerber für die Fashion-Plattform bleibt der stationäre Einzelhandel, denn 90 Prozent des Umsatzes mit Männermode wird nach wie vor offline abgewickelt. Auch stationäre Läden gehören zum Geschäftsmodell von Outfittery: In Berlin befindet sich ein Show-Room, am Hamburger Flughafen ein Shop. „Die Offline-Welt ist sehr spannend, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen“, sagt Bösch.

Expansion im Zeitraffertempo

Während der stationäre Einzelhändler in der Regel Schritt für Schritt expandiert, gehen viele Start-ups gleich in die Vollen. Ausgestattet mit den Venture Capital-Millionen potenter Investoren, heißt es für viele Jungunternehmer der New Economy, vom Start weg möglichst schnell zu expandieren und die Marktführerschaft in dem jeweiligen Marktsegment zu erlangen.

Diese Strategie schließt von Anfang an die Internationalisierung mit ein – wie bei der Global Fashion Group (GFG, www.global-fashion-group.com), einer Online-Fashion-Plattform, die sich auf die Emerging Markets spezialisiert hat. Nils Chrestin, CFO des 2012 gegründeten Startup-Unternehmens, zitierte in seinem Vortrag die Ergebnisse einer Marktpotentialanalyse: Während in den hochentwickelten Märkten Nordamerikas und Westeuropas im Durchschnitt mehr als 100 Outlets auf eine Million Einwohner entfallen, sind es in den von GFG bearbeiteten Emerging Markets wie Brasilien, Indien, Indonesien und Russland nur 4 Outlets. Für den Online-Handel in diesen Ländern ergeben sich daraus gute Marktperspektiven, allerdings sind auch die Einstiegsbarrieren sehr hoch. Damit die online bestellten Mode-Artikel die Empfänger in den oft weit abgelegenen Zielorten erreichen können, müssen oft Tausende Kilometer zurückgelegt werden. Die hohen logistischen Herausforderungen lassen sich nur mit großen international operierenden Logistikunternehmen überbrücken. GFG unterhält Headquarters in London und Singapur und ist in 27 Ländern mit Vertriebsniederlassungen und Warenlägern präsent. Das Online-Sortiment umfasst 3.000 Marken.

Das Geschäftsmodell der US-amerikanischen Internet-Plattform Kin Community (www.kincommunity.com) ist primär auf den heimischen Markt ausgerichtet. Michael Wayne, Mitbegründer und CEO des 2007 gegründeten Start-ups, produziert „womens life style content“ für junge, urbane Zielgruppen. Für die Kommunikation der Werbeinhalte – angeboten werden Produkte aus den Bereichen Food, Fashion & Beauty, Home & DIY und Health & Wellness – rekrutiert Kin Communities junge Frauen, die den aktuellen urbanen Lifestyle überzeugend verkörpern und besonders aktiv in den sozialen Medien unterwegs sind. In kurzen Videos präsentieren sie Verwendungssituationen der beworbenen Produkte im häuslichen Umfeld und berichten über ihre Erfahrungen. Die Plattform wird von etwa 100 Werbepartnen finanziert. Die durchschnittliche Betrachtungsdauer von 4 Minuten pro Video sei ein überzeugendes Argument für die Werbeindustrie, ihre Produkte auf Kin Community  zu promoten, sagt Michael Wayne.

Mit 3 Clicks zur Mahlzeit

Beide Start-up-Unternehmen, Global Fashion Group und Kin Community, gehören zum Beteiligungs-Portfolio von Tengelmann Venture, ebenso wie Delivery Hero (www.deliveryhero.com), ein Lieferservice für verzehrfertige Mahlzeiten. Das Berliner Startup mit „Lieferheld“ als deutschem Ableger arbeitet in verschiedenen Ländern mit Restaurants zusammen, neuerdings in Deutschland auch mit der Fast Food-Kette Burger King. 80 Prozent der Konsumenten haben keine Lust zu kochen, umreißt Niklas Östberg, Co-Founder und CEO von Delivery Hero, das Marktpotenzial. Nach drei Clicks im Online-Bestellformular dem Bezahlvorgang bekäme der Kunde sein Essen ins Haus geliefert – nach durchschnittlich 31 Minuten.

Die restlichen 20 Prozent haben Lars Christian Wilde und Marius Till Fritzsche mit ihrem Start-up „Springlane“ (www.springlane.de) ins Visier genommen: Konsumenten, die Spaß am Kochen haben und kultivierte Esskultur gerne im häuslichen Umfeld pflegen. Das Sortiment des im Jahr 2013 gegründeten E-Commerce-Unternehmens vertreibt Küchenbedarfs-Artikel. Rund 15.000 Artikel können online bestellt werden, vom Alles-Schneider bis zur Zitrus-Presse. Das Konzept von Springlane ist eine Verbindung aus Shop und digitalem Online-Magazin, skaliert nach den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Die beiden Unternehmer möchten in weniger als 8 Jahren die Gewinnzone erreichen und setzen hier nicht zuletzt auf ihr wachsendes Eigenmarkensortiment. 

Der Aus- und Weiterbildung von Nachwuchskräften für den E-Commerce haben sich die Unternehmen „Career Foundry“ und „Startup Teens“ verschrieben. Career Foundry (www.careerfoundry.com) ist ein Online-Bildungsprogramm, das IT-Spezialisten in 6-Monatskursen ausbildet. Jeder Teilnehmer wird während der Ausbildung bis zum Job-Einstieg von einem Mentor begleitet und bewertet. Ausbildungsschwerpunkt ist Web-Design. Die A-Rundenfinanzierung durch Tengelmann Venture sei gerade abgeschlossen, berichtete Raffaela Rain. Seit der Gründung im März 2014 hätten 1.500 Personen die Ausbildung abgeschlossen.

Startup Teens (www.startupteens.de) hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen im Alter von 14 bis 19 Jahren an die New Economy heranzuführen. Über Online-Trainingsprogramme und Events möchte die Berliner Initiative potenzielle Startup-Unternehmer auf ihre berufliche Selbständigkeit vorbereiten. Laut Verena Pausner, die das Geschäftsmodell in Mülheim präsentierte, unterstützen bereits 150 Unternehmen die Initiative, unter anderem mit einem Business-Plan und Startgeld für den Einstieg. Die „Portfolio Pitches“ der jungen Startups machten einmal mehr deutlich: An guten Geschäftsideen herrscht in der Young Economy kein Mangel. Um die Marktfähigkeit ihrer Geschäftsidee beweisen zu können, sind die Gründer auf das Risiko-Kapital finanzstarker Investoren angewiesen. Dabei gilt es zunächst, die „Business Angels“ von der Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells zu überzeugen. „Die ersten beiden Finanzierungsrunden waren die schwersten“, blickt Julia Bösch auf die Anfänge zurück und verlässt unter großem Applaus das Podium.

Fotos (4): EHI (1), Tengelmann (3)

Weitere Informationen: www.tev.de 

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