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Zum 1.10.2020 müssen laut Kassensicherungsverordnung alle Kassen mit einem TSE-Modul ausgerüstet sein.
Foto: nmann77/adobe.stock.com

Fiskalisierung: Die Zeit drängt

Zurzeit haben Händler andere Sorgen, als sich um die fiskalische Zertifizierung ihrer Kassen zu kümmern. Doch noch steht der gesetzlich vorgeschriebene Termin 1. Oktober. Die Software-Häuser arbeiten fieberhaft an der Einbindung der Regularien in bestehende Systeme, die Corona-Krise aber gefährdet die Zeitpläne.

Key Facts

  • Zum 1.10.2020 müssen laut Kassensicherungsverordnung alle Kassen mit einem TSE-Modul ausgerüstet sein.
  • Bislang vom BSI zertifiziert sind die Hardware-basierten TSE-Lösungen von der Bundesdruckerei, Diebold Nixdorf, Epson und Swissbit.
  • U. a. GK Software hat eine Cloud-Lösung entwickelt, die im Sommer 2020 zertifiziert sein soll.
  • Die Anbieter von Kassensoftware arbeiten momentan mit Hochdruck daran, TSE-Module in ihre Lösung zu integrieren.
  • Das Finanzministerium sieht momentan keinen Anlass, den Stichtag aufgrund der Corona-Krise nochmals zu verschieben.

Zum 1. Oktober 2020 sollen laut Kassensicherungsverordnung alle Kassen in Deutschland manipulationssicher sein. Mithilfe eines sogenannten TSE-Moduls (Technische Sicherungseinrichtung) muss jeder Geschäftsvorfall eindeutig erfasst, codiert, signiert und archiviert werden.

Von der fiskalisch korrekten Abbildung von eingelösten Pfandbons bis zum Transfer von Kassenbeständen in den Backoffice-Tresor – eine Vielzahl einzelner Vorgänge muss zunächst mit den Anforderungen der Verordnung abgeglichen und in der Software abgebildet werden. In Labor- und Feldtests müssen die Anpassungen danach auf Praxistauglichkeit geprüft werden. Schließlich erfolgt die Erprobung beim Handelskunden, der im letzten Schritt dann den Rollout der Lösung in alle Filialen und für alle Kassenplätze durchführen muss.

„Diese Prozesse benötigen ihre Zeit“, stellt Ulrich Völlmecke, Principal Business Development bei Diebold Nixdorf, fest. Dies gilt für Hardware- wie für Cloud-basierte Lösungen. „Der Entwicklungs- und Zertifizierungsprozess für eine Fiskal-Cloud ist recht aufwändig“, sagt Dr. Rene Schiller von GK Software. Über die GK-Tochterfirma DF Deutsche Fiskal und in Kooperation mit der Bundesdruckerei hat das Software-Haus eine entsprechende technologische Plattform entwickelt.

Hardware- oder Cloud-basiert

„Die TCO für eine Cloud-Lösung sind günstiger als beim Einsatz einer Hardwarelösung“, so die Meinung von GK-Experte Rene Schiller. Die Gründe: Über die Cloud können notwendige Updates, etwa wenn der Gesetzgeber neue Anforderungen erlässt, zentral und automatisch für alle Kassenplätze vorgenommen werden. Dazu kommt, dass Händler bei der Einführung keine Hardwarekomponenten kaufen müssen und Technikerkosten vor Ort entfallen.

Wobei im Fall der TSE-Zertifizierung zunächst unklar war, ob nicht auch bei einer Cloud-Lösung ein TPM-Chip (Trusted Platform Module) als zusätzliches Sicherheitselement vor Ort installiert werden muss. Damit wären auch bei der Cloud-Lösung teure Techniker-Einsätze an den Kassen erforderlich. Das zuständige Bundesamt für Informationssicherheit (BSI) aber stellt klar: Bei einer reinen Cloudkasse sind die lokalen Ein- und Ausgabegeräte nicht separat abzusichern, vorausgesetzt, sie stellen selbst keine Aufzeichnungsfunktion zur Verfügung. „Es befinden sich auch Lösungen in Zertifizierung, die ohne dedizierte Sicherheitshardware in der Einsatzumgebung der Kasse auskommen“, sagt Joachim Wagner, Sprecher des BSI.

Ob lokal oder aus der Wolke – Diebold Nixdorf-Experte Ulrich Völlmecke empfiehlt den Retailern, Installations- und Langfristkosten für den Einzelfall genau zu vergleichen und auch Aspekte der Datensicherheit bzw. der Datenhoheit zu berücksichtigen. Völlmecke: „Sensible Umsatzdaten werden im Falle der Cloud-TSE außerhalb der Kontrolle des Steuerpflichtigen gespeichert, bei einer lokalen Lösung dagegen bleibt die volle Datensicherheit beim Retailer.“ Das sieht man bei GK Software anders. „An die Daten kommt auch bei ‚Fiskal Cloud‘ nur der Händler ran, da diese nicht unverschlüsselt gespeichert werden“, so Dr. Rene Schiller. „Fiskal Cloud“ von GK kann zwar seit dem 1. April getestet werden, steckt aber noch im Zertifizierungsprozess.

Unterschiedliche Stadien

Bereits zertifiziert und auf dem Markt sind die Hardware-basierten Lösungen von der Bundesdruckerei, Swissbit, Epson und Diebold Nixdorf. Auf Basis dieser verfügbaren Lösungen versuchen alle Entwickler von Kassensoftware, ihren Handelskunden schnellstmöglich eine praxistaugliche Anwendung zur Verfügung zu stellen – meist mit lokal zu installierenden Tools, aber auch mit der Option, später auf eine Cloud-Lösung umzusteigen. Momentan wird noch angepasst und erprobt – die Anbieter befinden sich dabei in unterschiedlichen Fortschrittsstadien. Die Zeit drängt, und auf eine nochmalige Verschiebung des Stichtags durch den Gesetzgeber können die Beteiligten eher nicht hoffen – auch nicht aufgrund der Corona-Krise.

Noch sieht die politische Interessenvertretung des Handels keinen Anlass, sich dafür stark zu machen. „Wir müssen erst schauen, ob in den nächsten Wochen zunehmend mehr Unternehmen Probleme bei der Umsetzung signalisieren“, sagt Ralph Brügelmann, Abteilungsleiter Steuern & Finanzen im Handelsverband Deutschland.

Aber auch auf anderem Weg können Händler versuchen, Strafzahlungen bei Nichteinhaltung des Termins zu vermeiden: Wenn der Kassensoftware-Dienstleister eine praxistaugliche Lösung trotz vertraglich fixierter Vereinbarung nicht rechtzeitig zur Verfügung stellt, kann der Händler beim Finanzamt einen individuellen Antrag auf Fristverlängerung stellen. „Aus meiner Sicht mit guten Aussichten auf Erfolg“, so Brügelmann.

Unter Zeitdruck zur Integration

Ein Überblick über die Lösungsvarianten der Anbieter von Kassensoftware und darüber, wie weit die Anbieter bei der Integration der TSE-Module sind.

Actosoft

Als lokal zu installierende Lösung integriert Actosoft die zertifizierte Epson-TSE. Alle aktuell im Einsatz befindlichen Actosoft-Kassenversionen werden dadurch unterstützt. Erste Vorab-Auslieferung seit März, bis Ende Juni soll die Lösung für alle Handelskunden von Actosoft zur Verfügung stehen. Mittelfristig soll zudem die (noch nicht zertifizierte) Cloud-Lösung von Fiskaly bereitgestellt werden.

Diebold Nixdorf

DN hat für seine Handelskunden ein eigenes, bereits zertifiziertes TSE-Tool entwickelt, das sich bereits bei einigen Retailern im Live-Betrieb befindet. Es gibt 3 Varianten: 2 Lösungen direkt an bzw. in der Kasse (TSE-USB und eine verbaute TSE-Embedded) sind seit Januar einsatzbereit, die dritte Lösung, die TSE-Connect-Box (als Server im Backoffice für Händler mit vielen Kassen) wird in Retailer-Labs getestet und voraussichtlich ab Juni geliefert.

DRS Superdata

DRS Superdata hat sich als Standard für das TSE-Modul von Swissbit entschieden. Alternativ zu jeweils einer TSE pro Kasse kann ein Backoffice-Service installiert werden, der alle Vorgänge einer Filiale absichert. Pilotiert wird im Mai mit der aktuellen Kassensoftware „drs//POS“.

Epson

Seit Mitte Dezember 2019 ist Epson mit einer amtlich zertifizierten Technischen Sicherheitseinrichtung (TSE) auf dem Markt. Die Epson-TSE wird lokal an den Kassenterminals per USB bzw. (bei mehreren Kassen) über einen TSE-Server installiert. Auch Bondrucker der Marke Epson „TM-m30“ können mit dem Modul versehen werden.

Gebit Solutions

Die POS-Lösungen von Gebit Solutions werden stets in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden entworfen und umgesetzt. Für die Fiskalisierung steht es daher jedem Gebit-Handelskunden frei, die für ihn geeignetste Lösung zu wählen.

GK Software

Die GK-Tochter Deutsche Fiskal hat zusammen mit der Bundesdruckerei eine „Fiskal-Cloud“ als technologische Plattform gebaut. Alle Module befinden sich momentan im Zertifizierungsprozess, dessen Abschluss für den Sommer erwartet wird. Parallel steht mit „Fiskal Cloud Offline“ auch eine bereits zertifizierte Hardware-basierte Lösung zur Verfügung.

Multi Data

Seit Mitte Januar bietet Multi Data seinen Handelskunden die ersten Modelle mit integrierter TSE an – mit der TSE-Lösung von Swissbit. Weitere zertifizierte TSE-Tools sollen eingebunden werden. Bis Mai soll die TSE in allen aktuellen Modellen implementiert sein.

NCR

Über eine Kooperation mit dem Fiskalsoftware- Entwickler EFSTA bietet NCR seinen Handelskunden eine Fiskal-Middleware, die mit jeder zertifizierten TSE-Lösung zusammenarbeitet und sich auch in ältere Software-Lösungen integrieren lässt.

POS Partner

Wie NCR arbeitet auch POS Partner mit EFSTA zusammen. Wesentliche Teile der daraus entwickelten „POSCard-fiskal mit EFSTA“ stehen bereits zur Verfügung. POS Partner plant, seinen Handelskunden alle Teile der Lösung bis Ende Mai bereitzustellen.

Roqqio

Roqqio hat seine Kassensoftware um die erforderliche digitale Schnittstelle „DSFinV-K 2.0″ ergänzt. Das Unternehmen unterstützt seine Kunden mit der Implementierung der TSE als Cloud-Lösung oder eines Hardware-Moduls in Form einer Micro SD-Karte.

Toshiba

Auch Toshiba nutzt für die fiskalische Aufrüstung der Handelskassen das TSE-Tool von Swissbit. Die Lösung ist seit März verfügbar, seither laufen die ersten Tests bei einigen Händlern.

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