Wer kommt, wer geht, wer kauft – die Buchhandelsgruppe Thalia setzt seit vier Jahren ein video-
basiertes Besucherfrequenz-Messsystem in 252 Filialen ein. Damit werden alle Besucher, die die Geschäfte betreten, exakt gezählt – egal ob sie eng nebeneinander gehen oder ob ein ganzer Personen-Pulk – wie zum Beispiel bei einer Neueröffnung – die Buchhandlung betritt. Die Zahlen sind exakt und einfach abrufbar. Außerdem sind sie datenschutzsicher, denn die Sensoren in den Eingangsbereichen nehmen keine Bilder auf, das heißt Gesichter können damit nicht aufgenommen werden.
Thalia nutzt dafür ein digitales System der Karlsruher Vitracom AG. „Unsere Technologie“, so Vitracom-Vertriebsleiter Andreas Drescher, „liefert im Vergleich zu Lichtschranken, Laserscannern, Drehkreuzen oder Handzählungen wesentlich genauere und zuverlässigere Zahlen.“
Wesentliche Steuerungskennzahl
Die Ergebnisse der Besucherzählung werden im Thalia-eigenen Data-Warehouse mit den Bondaten aus dem Kassensystem synchronisiert, um so die Konversionsrate oder Abschöpfungsquote zu ermitteln. „Die tägliche Konversionsrate je Filiale ist für uns zu einer wesentlichen Steuerungskennzahl geworden“, sagt Tobias Volgmann von Thalia, der die Einführung betreute. „Sie gibt uns Aufschluss über vorhandene Kunden-Potenziale in unseren Läden, die wir vor Einführung der Besucherzählung nicht kannten. Auch lassen sich unsere Werbeaktivitäten heute über die Besucherfrequenz besser auf ihre tatsächliche Effizienz hin überprüfen.“
Die Konversionsrate ist im Online-Handel schon länger eine wesentliche Steuerungskennzahl. Sie beschreibt die Häufigkeit, mit der Besucher einer Seite zu Käufern „konvertieren“. Doch auch im stationären Einzelhandel ist diese Größe inzwischen für viele vertikal ausgerichtete Unternehmen eine wichtige Kennzahl geworden. Unternehmer, Manager und Bereichsleiter „benchmarken“ mit ihr die Leistungsfähigkeit von Regionen und Filialen und eruieren Verbesserungspotenziale in der Kundengewinnung. Personalentwicklungsmaßnahmen können wiederum an der Veränderung der Konversionsrate überprüft werden.
Heute möchten weder das Thalia-Management noch die Bereichsleiter auf Besucherzahlen und Konversionsraten verzichten, diese gehören inzwischen zu den wichtigen betriebswirtschaftlichen Kenngrößen, mit denen auch die Effizienz und die Wirkung von Verkaufsförderungsmaßnahmen und des Werbemitteleinsatzes besser beurteilt und zielgerichteter geplant werden kann.
Thalia startete am Anfang eine Pilotinstallation in einer Rostocker Filiale. Nach einer halbjährigen Testphase folgte ein „Mini-Rollout“ in weitere Filialen, bevor der eigentliche Rollout begann. Die Installation der Besucherfrequenz-Messanlage fand meistens vor und nach den regulären Öffnungszeiten statt, um den normalen Geschäftsverlauf nicht zu beeinträchtigen. Die Technik wurde in die Decke integriert, um die Optik des Eingangsbereichs nicht zu stören. Selbst schwierige Einbauten – zum Beispiel ein bis zu 20 m offener Eingangsbereich – stellten kein Problem dar.
Praktisch jede Thalia-Filiale ist auf Grund der unterschiedlichen Bausubstanz anders geschnitten, weshalb die Installationen individuell geplant wurden. Geprüft und gewartet wird das System über ein separates Netzwerk aus der Ferne. Das System bietet Schnittstellen zu Warenwirtschaftssystem, Kassensoftware und Personalplanungssystem.
Foto: Thalia