EHI-Session: Strategiefaktor Kältetechnik | stores+shops

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Themen wie Nachhaltigkeit rücken immer mehr in den Fokus der Investitionen im Lebensmittelhandel.
Foto: stock.adobe.com/industrieblick

EHI-Session: Strategiefaktor Kältetechnik

Wie lassen sich nachhaltige Kältetechnik-Konzepte möglichst schnell umsetzen? Was bedeutet dies für Sortimente und Warenpräsentation im Lebensmittelhandel? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich die Experten und Expertinnen in der EHI-Session „Strategiefaktor Kältetechnik im Lebensmittelhandel“ am 16. November 2021.

Zur Einhaltung der Pariser Klimaziele werden politische Instrumente wie die CO2-Bepreisung eine Transformation auslösen, die das fossile Heizen und Kühlen zunehmend unwirtschaftlich macht.

Die in einem Lebensmittelmarkt verbaute Kältetechnik hat durchschnittlich 40 Prozent Anteil an den gesamten Einrichtungskosten und verursacht durchschnittlich 48 Prozent des Stromverbrauchs, der für den Betrieb eines Markts anfällt. Dies ist ein Ergebnis der EHI-Studie „Kältetechnik im Lebensmittelhandel“, die Benjamin Chini, Projektleiter FB Energiemanagement beim EHI Retail Institute und Claudia Horbert, Leiterin Forschungsbereich Ladenplanung + Einrichtung beim EHI, zu Beginn der Session vorstellten. Immer wichtiger werden wirtschaftlich realisierbare, nachhaltige und technisch umsetzbare Lösungen, mit denen sich der Handel angesichts dieser Entwicklung von fossilen Energieträgern unabhängiger macht.

Grünes Image

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gewinnen dementsprechend bei den Investitionsentscheidungen im Lebensmittelhandel weiter an Bedeutung. „Es gibt einen starken Trend zu natürlichen Kältemitteln im Bereich Food“, sagt Michael Hendriks, Technischer Direktor bei Rivacold CI. Neben einem „grünem Image“ seien auch Verbote und Verordnungen hierbei Treiber, so der Experte.

Die im Jahr 2014 in Kraft getretene Verordnung über fluorierte Treibhausgase (F-Gase) sieht vor, die Mengen der stark zur Klimaerwärmung beitragenden teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) bis 2030 deutlich zu begrenzen. Im nächsten Jahr folgen im Rahmen der F-Gase-Verordnung weitere Verwendungsverbote für mehrteilig zentralisierte Kälteanlagen sowie Kühl- und Gefriergeräte. Künftig dürfen dann nur noch Kältemittel mit einem GWP-Wert kleiner 150 zum Einsatz kommen. Der GWP-Wert („Global Warming Potential“) definiert das relative Treibhauspotenzial einer Substanz.

Darüber hinaus traten im März dieses Jahres neue EU-Richtlinien bezüglich Ökodesign und Energiekennzeichnung in Kraft, die auch gewerbliche Kühlmöbel betreffen. Die Energiekennzeichnungspflicht und Ökodesign-Richtlinie für gewerbliche Kühlmöbel mit Direktverkaufsfunktion sollen einen Beitrag zur Klimaneutralität in der EU leisten. Es dürfen laut der Richtlinie in Europa nur noch gewerbliche Kühlmöbel verkauft werden, die bestimmte Mindestanforderungen bezüglich ihrer Energieeffizienz erfüllen. Gemessen wird diese mit dem Energieeffizienzindex. Bei Kühl- und Tiefkühlmöbeln, die neu in den Verkehr gebracht werden, muss dieser Index seit Anfang März unter 100 und ab September 2023 unter 80 liegen.

Nachhaltige Food-Erlebniswelten

Optik, Funktionalität und Energieeffizienz der Kühltheken und SB-Kühlmöbel standen bei Edeka Hundrieser im Fokus

Optik, Funktionalität und Energieeffizienz der Kühltheken und SB-Kühlmöbel standen bei Edeka Hundrieser im Fokus.
Foto: Guido Leifhelm, Beckum

Neben der Energieeffizienz spielen Optik, Design und die Qualität der Kälteabteilungen eine große Rolle bei den Investitionen im Lebensmittelhandel. Wie sich Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Einkaufserlebnis gegenseitig ergänzen können, zeigte Patrick Simon, Leiter Vertrieb LEH national/international bei Aichinger, in seinem Vortrag auf, in dem er Schlaglichter auf die neuesten Entwicklungen und Techniktrends bei Kühlmöbeln warf und dieses mit Best-Practice-Beispielen anreicherte.

Langlebige Kühlmöbel, die bis zu 15 Jahre und mehr halten, sind laut dem Experten bereits eine Möglichkeit, zukunftssichere Kältetechnik im Store zu installieren. Um vor dem Ablauf ihrer Lebenszeit neue Akzente im Markt zu setzen, reicht ein Trading-up der Designelemente aus. Hierbei werden beispielsweise die Frontdekore ausgehangen und durch Dekore in aktuellerem Design ersetzt.

Digitale Lösungen

Ebenfalls einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Store-Konzept können digitale Lösungen leisten. So setzte Aichinger beispielsweise bei Edeka Hundrieser das Filialmanagement-System Shop-IQ seines gleichnamigen Tochterunternehmens um. Über das System können Händler beispielsweise die Temperaturen der Geräte überwachen, Energiemessungen nach ISO 50001-Standard durchführen oder das Digital Signage einstellen.

Digitale Lösungen kommen auch im Bereich der Überwachung und Steuerung von Kälteanlagesystemen zum Einsatz. Diese sind in der Lage, relevante Betriebsdaten so zu erfassen und zu nutzen, dass dadurch erheblicher Wartungsaufwand eingespart werden kann. CO2-Kälteanlagen werden immer komplexer, erklärt Dr. Ing. Marco Rozgic, Teamleader Data Science bei Wurm Elektronische Systeme.

Abhilfe schaffen können smarte Konzepte und Lösungen wie die KI-basierte Data-Analytics-Plattform Frigodata von Wurm. Diese bietet filialübergreifendes Monitoring und Alarmmanagement und übernimmt das kontinuierliche und regelmäßige Sammeln, Aufbereiten und Protokollieren von Anlagendaten, um zum Beispiel den Energieverbrauch zu kontrollieren, den Verbrauch zu bewerten und Anomalien im Verbrauch zu erkennen. Auch möglich ist ein Vergleich des Energieverbrauchs der einzelnen Märkte.

Wie können Lebensmitteleinzelhändler den gesamten Energieverbrauch einer Filiale messen, analysieren und optimieren? Welche Kennzahlen sind relevant und wie können diese verbessert werden? Diesen Fragen widmete sich Georg Schöninger, Head of Digital Solutions AHT Cooling Systems, in seinem Vortrag. Ein Kernpunkt sei es, Benchmarking zu betreiben, also Zielwerte festzulegen und die Verbesserung bzw. Verschlechterung dieser zu überprüfen. Dies lässt sich bei Geräten und Maschinen zum Beispiel über die Betriebsstunden oder Öffnungszeiten des Markts abbilden. Doch auch Faktoren wie die Umgebungstemperatur, die Häufigkeit der Türöffnungen der Kühlräume oder die Kundenfrequenz im Markt können Einfluss ausüben.

Eine Methode für die Messung des Energieverbrauchs ist das „Non-Intrusive Load Monitoring“, kurz NILM, das in einem Projekt unter Leitung des Fraunhofer IMS entwickelt wurde. Es identifiziert und schätzt den Energieverbrauch von Hauptverbrauchern mithilfe von Sensoren und maschinellem Lernverfahren zur vollautomatischen gerätespezifischen Stromverbrauchsanalyse ab. Komplexe Algorithmen und Verfahren des Machine Learning schlüsseln die Verbrauchsmuster der Geräte aus dem Gesamtstromverbrauch auf. Eine Anbindung an aktive Monitoring-Systeme sei bereits in Arbeit, erklärt Schöninger.

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