Der ressourcenschonende Einsatz von Energie ist für Handelsunternehmen inzwischen ein wettbewerbsentscheidender Aspekt, vor allem an den Verkaufsstellen. Im Rahmen des EHI Energiemanagement Awards 2019 wurden vier Unternehmen geehrt, die sich in diesem Bereich besonders hervorgetan haben.
Edeka Südwest wurde bereits 2013 mit dem EMA ausgezeichnet. Seitdem hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt. Das seit 2015 bestehende Förderprogramm für energetische Sanierung für selbstständige Einzelhändler der Edeka Südwest basiert auf unterschiedlichen Energieeffizienzmaßnahmen und bietet einen monetären Ansatz, um die Optimierung im Bereich Energie voranzutreiben.
Lidl und Kaufland erhielten den Award für ihr flexibles Car-Sharing-Konzept. Hierfür werden Ladestationen an den Supermarktparkplätzen zur Verfügung gestellt. Der Mobilitätspartner UMI befördert die Fahrzeuge in den nicht genutzten Zeiten zurück zu den Ladestationen, was zu einer besonders effizienten Auslastung führt.
Coop Schweiz hat währenddessen zusammen mit der Frigo-Consulting AG ein Konzept entwickelt, das einen Eisspeicher mit eine Photovoltaik-Anlage verbindet. Durch die Einspeisung des überschüssigen Stroms aus der Anlage in den Speicher wird die Sicherheit der Netzstabilität in einem bestimmten Areal geschaffen. Die Eigenverbrauchsquote für den PV-Strom konnte so im ersten Jahr um etwa 30 Prozent gesteigert werden.
Die Warenhauskette Breuninger erhielt einen Award für eine Lösung zur Einsparung von Energie in Bestandsgebäuden mit geringem Installationsaufwand durch eine intelligente und selbstlernende Anlagensteuerung. Entwickelt wurde die Steuerungslösung gemeinsam mit der Firma Recogizer.
Investitionen in Energieeffizienz weiterhin hoch
Wie wichtig das Thema Energieeffizienz für den Handel ist, zeigt auch die aktuelle EHI-Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2019“. Für diese wurden Daten von 66 Handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erhoben. Ein nachhaltiges Energie- und Ressourcenmanagement ist demnach immer noch ein bedeutender Teil der Investitionsplanung. Etwa die Hälfte der Handelsketten im Food-Bereich investierte in den vergangenen fünf Jahren mehr als 25 Mio. Euro in Energieeffizienzmaßnahmen, 24 Prozent der Food-Handelsketten weit über 50 Mio. Euro.
Während der Stromverbrauch im Non-Food-Bereich trotz erhöhter Anforderungen an die Warenpräsentation auf einem stabilen Niveau bleibt, sinkt er im Food-Handel sogar. Grund für die Ersparnis sind die mittlerweile fast vollständig abgedeckten Tiefkühlanlagen, Kühlanlagen mit Türen sowie auf LED umgestellte Beleuchtung. 79 Prozent der gesamten Energiekosten entfallen im Food-Handel auf elektrischen Strom, 21 Prozent auf Wärmeenergie. Beim Non-Food ist der Unterschied weniger deutlich.
Besonders viel Energie verbrauchen durch den Einsatz von Kältetechnik Supermärkte, gefolgt von SB-Warenhäusern und Cash + Carry-Märkten sowie Discountern. Auf Platz vier folgen mit nur der Hälfte des Stromverbrauchs Textil-, Schuh- und Sportfachhändler, während Baumärkte am wenigstens Energie verbrauchen.
Energieeffiziente Filialbeleuchtung
Wenn es darum geht, die Energiekosten zu senken und gleichzeitig die Produkte mit Licht optimal zu inszenieren, haben die Energiemanager und Ladenplaner im Einzelhandel teilweise konträre Sichtweisen. Auch wenn die Effizienz der LED-Leuchte weitgehend ausgereizt und mit einer weiteren Steigerung nicht zu rechnen ist, gibt es im Beleuchtungssektor noch ein großes Potenzial für Einsparungen. „Energie einsparen lässt sich vor allem dann, wenn ich genau weiß, wo ich viel Licht, wenig Licht und kein Licht brauche“, sagte Ralph Kensmann vom Lichtplanungsbüro Start Design, der die Podiumsdiskussion zum Themenblock „Energieeffiziente Regalbeleuchtung“ auf dem EHI-Kongress moderierte. Erste Voraussetzung hierfür ist eine detaillierte Lichtplanung für jede einzelne Handelsfiliale.
Sascha Beckers vom SB-Warenhausunternehmen Real zeigte anhand von Vorher-/Nachhersituationen, welche Effekte sich durch den Wechsel von konventioneller Beleuchtung auf LED erreicht werden konnten. Wichtig sei vor allem die Flexibilität eines Beleuchtungskonzepts. Silvana Torreta von Ledxon empfiehlt, das Beleuchtungsniveau in einer neuen oder umgebauten Filiale erst dann zu justieren, wenn die Regale voll und die häufig kurzfristig disponierten Sonderplatzierungen alle an ihrem Platz sind. Die Beleuchtungsstärke pro Quadratmeter Ausstellungsfläche besitze als Kennzahl eine höhere Aussagekraft als die Relation zum Quadratmeter Verkaufsfläche.
Christian Günther vom Lebensmittelfilialisten Tegut bestätigte die Aussage von Ralph Kensmann, dass die Effizienz der LED-Beleuchtung heute nicht mehr der Hebel für Optimierungsmaßnahmen ist. Während man bei Tegut die Flächen vor fünf Jahren noch mit 8 W/qm bei konventioneller Technologie ausleuchtete, erreicht man heute mit LED eine Beleuchtungsstärke von 14 W, ohne dass die Kosten sich erhöht haben. Für Markus Keller von Ridi Leuchten ist es wichtig, die Vorteile der Digitalisierung für Lichtanwendungen auf der Fläche nutzbar zu machen. Zum Beispiel in Form von Lichtsteuerungssystemen, aber auch für das Monitoring wie die Kontrolle von Einschaltzeiten oder die Meldung defekter Leuchten über Sensoren.
Immer mehr Ladestationen im Einsatz
Der Themenkomplex Elektromobilität bildete den Abschluss des Energiemanagement-Kongresses. Zwar sind neue Mobilitätsformen für viele Handelsunternehmen kein Teil ihres eigentlichen Kerngeschäfts. Aber mehr als die Hälfte hat bereits mindestens eine Ladestation im Einsatz, zudem ist im Zuge der neuen Gebäudeeffizienzrichtlinie zu erwarten, dass der Handel zum Bau von Lademöglichkeiten verpflichtet wird – sowohl bei Neubauten als auch im Bestand.
Das EHI präsentierte erste Ergebnisse seiner Initiative E-Mobilität, die gerade einen Leitfaden für den Aufbau von Ladeinfrastruktur auf den Parkflächen von Handelsimmobilien erarbeitet. Bei den folgenden Beiträgen und Diskussionen wurde das Spannungsfeld deutlich, in dem sich der Handel bei diesem Aufbau befindet. Zum einen sind Ladestationen für die Unternehmen bislang weder ein Business Case noch ein Kundenbindungselement, zum anderen setzt die Politik auf den Handel für den Aufbau der neuen Mobilitätsform – schließlich spielt der flächendeckende und gesteuerte Aufbau von Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle für den Markthochlauf der Elektromobilität.
Die Referenten diskutierten gemeinsam mit dem Plenum die zentralen Rahmenbedingungen, Verantwortlichkeiten und Problemstellungen sowie die Rolle, die der Handel perspektivisch spielen kann. In einem Punkt waren sich die Teilnehmer einig: Um die Elektromobilität voranzutreiben, müssen auch die Interessen des Handels berücksichtigt werden. Fördermittel sind demnach ein wichtiger Punkt, noch wichtiger sind jedoch Aspekte wie technische und rechtliche Vereinfachung sowie Praktikabilität.