Zu klein, zu groß, genau richtig? Passt das Sofa ins heimische Wohnzimmer, oder sprengt es womöglich den Raum mit seiner ausladenden Form, die dort im Möbelhaus gar nicht so auffiel? Und wie gut harmoniert der blaue Polsterstoff mit dem persönlichen Wohnstil? Besonders bei Möbeln ist die Unsicherheit groß, Kaufentscheidungen auf der Basis von Zollstock und Vorstellungskraft führen nicht selten zu Fehlkäufen.
Die App „Kare Room Designer“ des Einrichtungshauses Kare schlägt mit einer Augmented- Reality-Anwendung die Brücke zwischen der privaten Wohnwirklichkeit und dem Ausstellungsstück im Laden bzw. dem Produktbild im Netz. Mit dem Start der App auf dem Handy oder Tablet öffnet sich automatisch die Kamera. Auf den gewünschten Bereich in den eigenen vier Wänden gerichtet, lassen sich rund 2.700 Möbel, Leuchten, Teppiche und Wohnaccessoires des Kare-Sortiments aus dem Seitenmenü ins Bild ziehen und frei im Raum platzieren.
Anhand der Raumecken und einer integrierten Bodenerkennung skaliert das Programm die Größe eines Produkts, jeder Einrichtungsgegenstand wird also automatisch im richtigen Maßstab eingeblendet. Die Möbelstücke können verschoben, gedreht und im Raum bewegt werden. Ein „Walk-Modus“ gestattet es sogar, die virtuelle Einrichtung im Zimmer aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Das Kare-Prinzip
Augmented Reality
Kare Room Designer App
- Funktionen: AR-Kit, 3D-Raumplaner integriert
- Investition: rd. 500.000 Euro insgesamt
- Technologiepartner: wird nicht genannt
- System: für Apple-Endgeräte, an einer Android-Version wird gearbeitet
Virtual Reality
3D-Raumplaner
- Funktion: Maßstabgerechte Einrichtungsplanung
- System: iOS und Android, Website, App und instore
- Im Store: mit VR-Brille
Social-Media-Anbindung Die App enthält eine Kauffunktion. Ein Bild einer virtuellen Wohnidee kann in Social Media gepostet werden, und mit der integrierten Mailing- Funktion kann sich der User mit einem Einrichtungsberater im Store kurzschließen.
Bereits vor fünf Jahren hatte Kare das Thema AR-App angestoßen. Die neueste Version mit aktualisierter State-of-the-Art-Technologie lässt die Anwendung nun auf iPhone und iPad maximal optimiert laufen. Eine Android-Version folgt. Dass damit die Arbeit nicht getan ist, weiß man bei Kare. „Für uns bleibt es weiterhin die Aufgabe, Produktdaten und 3D-Modelle für die App bereitzustellen. Besonders, weil wir jährlich rund 1.200 Neuheiten in die Märkte einführen, die schnell auch über die App verfügbar sein sollen.“
Ikea: Die Apps der Schweden
„Ikea Place App“ nennt sich die AR-Anwendung bei Ikea. Und die VR-Anwendung „Ikea Immerse“ für den POS ist seit 2016 im Einrichtungshaus in Berlin-Lichtenberg im Einsatz.
Kunden können in Berlin-Lichtenberg VR-Brillen ausleihen und ausprobieren, d. h. selbstständig einen virtuellen Raum mit verschiedenen Produkten, Farben und Lichtstimmungen konfigurieren und die persönliche Raumgestaltung durch die Brille „lebensecht“ betrachten. Wichtig war es Ikea dabei, mit der immer noch vergleichsweise jungen VR-Technologie nicht nur einfach einen Event zu schaffen, sondern sie mit einer funktionalen Lösung auszustatten, die täglich im Store im Einsatz ist.
„Es ist für uns extrem spannend zu sehen, wie sehr viele von den Menschen, die unsere Einrichtungshäuser besuchen, zum ersten Mal mit VR-Technologie in Berührung kommen. So bekommen wir ein Gefühl dafür, welche Möglichkeiten VR uns bietet. Explorativ mit neuen Technologien umzugehen, ist ein Schwerpunkt für uns. Wir möchten Digital als Enabler für unsere Marke nutzen“, so Christian Möhring, Web & Digital Manager bei Ikea Deutschland.
Zu den Erkenntnissen im Praxisbetrieb meint er: „Es funktioniert. Die Menschen nutzen unsere VR-Anwendung intuitiv, und sie wollen mehr Möglichkeiten.“ Eine weitere Erkenntnis betrifft die Umsetzung: „Neben der digitalen Entwicklung stellen sich viele Detailfragen zur Installation einer VR-Anwendung im Store.“ Der Rollout in weitere Einrichtungshäusern wird aktuell geprüft.
Der Weg zum Produkt hat sich mit der Digitalisierung gewandelt, und die App ist ein Baustein in der Customer Journey, die jederzeit die Kanäle wechselt, so heißt es bei Kare. Das Unternehmen expandiert stationär und betreibt neben einigen eigenbetriebenen Flagships im süddeutschen Raum international rund 100 Franchise-Filialen und 100 Shop-in-Shop-Flächen. Gefällt eine virtuelle Einrichtung, dann soll das digitale Tool dazu motivieren, sich im Laden von der Wirkung des echten Produkts zu überzeugen. Und umgekehrt: Wenn Kunden im Store spontan auf ein Möbel treffen, das ihnen gefällt, können sie es sich zu Hause nochmal im eigenen Umfeld „ansehen“.
„Wir sehen ganz klar die Kombination von erlebnisreichen Flächen und attraktiven Online-Angeboten, verbunden mit digitalen Anwendungen. Wer nicht rechtzeitig in die Digitalisierung investiert, verspielt Chancen und denkt an wichtigen, heranwachsenden Kundengruppen vorbei“, sagt Kare-Geschäftsführer Peter Schönhofen.
Kombination real-virtuell
Parallel zur Entwicklung der AR-App setzt Kare Virtual Reality für die Raumplanung ein. Die Verkäufer arbeiten mit einer High-End-Software für 3D-Planungen. Diese können auf eine VR-Brille übertragen werden, sodass der Kunde mithilfe der Brille im Store virtuell durch sein neu geplantes Wohnzimmer wandeln und Möbel, Leuchten und Accessoires aus allen Blickwinkeln betrachten kann.
Kare-Sprecherin Susanne Knacke: „Das Erlebnis mit der VR-Brille ist hochgradig emotional, für viele eine neue, intensive Erfahrung, die sie mit der Fläche und ‚ihrem‘ Möbelhaus verbindet.“ In abgespeckter Form steht die 3D-Planungssoftware auch auf der Homepage und in der App bereit. Grundrisse, Raummaße und Farben lassen sich damit spielerisch im Detail anlegen, realistische 3D-Modelle von Möbeln, Leuchten und Wohn-Accessoires integrieren.