In den vergangenen vier Jahren konnte der Einzelhandel seinen Stromverbrauch stetig senken. So gab es im Food-Handel mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 317 kWh/qm Vkf in 2018 eine Senkung von etwa 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (323 kWh/qm Vkf). Im Nonfood-Handel bleibt der Stromverbrauch mit durchschnittlich 103 kWh/qm Vkf im Vergleich zum Vorjahr (104 kWh/qm Vkf) nahezu unverändert.
Der durchschnittliche Wärmeenergieverbrauch liegt im Food-Handel bei 84 kWh/qm Vkf und im Nonfood-Handel bei 50 kWh/qm Vkf. Im Food-Bereich entfallen 79 Prozent des Energieverbrauchs auf elektrischen Strom und nur 21 Prozent auf Wärmeenergie. Im Nonfood-Handel liegt der Stromanteil bei 67 Prozent und der Wärmeanteil bei 33 Prozent.
Aufgrund des hohen Einsatzes elektrischer Energie fällt in der Regel eine große Menge Abwärme an, die im filialisierten Handel größtenteils professionell genutzt wird. Im Food-Sektor fällt dies ganz besonders ins Gewicht, da hier nicht nur die Abwärme aus Klimatisierung/Lüftung und Beleuchtung genutzt werden kann, sondern vor allem auch die aus der Kältetechnik rückgewonnene Wärme.
Vergleichende Auswertung
Im Rahmen einer vergleichenden Auswertung wurden im Food-Bereich Supermärkte, Großformate wie SB-Warenhäuser und Cash & Carry-Märkte sowie Discounter betrachtet. Im Nonfood-Bereich konnte eine Auswertung für den Textil, Schuh- und Sportfachhandel (ohne Textil-Discounter) sowie für Baumärkte durchgeführt werden, also Formate, die sich hinsichtlich Größe und Konzept stark voneinander unterscheiden.
Die Warenpräsentation etwa im Cash & Carry-Bereich ist im Vergleich zu hochwertigen Supermärkten eher praktisch gehalten. Hinzu kommen die großen, lagerhallenartigen Flächen, die zu einer weiteren Senkung der quadratmeterbezogenen Verbrauchskennzahlen führen. Der Betriebstyp des SB-Warenhauses weist im Vergleich mit klassischen Supermärkten ähnliche Merkmale auf. Die durchschnittlichen Verkaufsflächen sind deutlich größer als bei Supermärkten und auch die Warenpräsentation wurde zumindest bisher weniger aufwändig inszeniert als in Supermärkten. Der durchschnittliche Stromverbrauch für SB-Warenhäuser und Cash & Carry-Märkte liegt bei 306 kWh pro qm/Vkf.
Auch in den klassischen Discount-Formaten werden in der Regel nicht so hohe Strom an die Warenpräsentation gestellt wie in einem hochwertigen Supermarkt. Davon abgesehen sind auch die Sortimente und somit die gekühlte Fläche geringer dimensioniert als in Supermärkten. Des Weiteren besteht in diesen stark standardisierten Filialsystemen oftmals bereits traditionell eine überdurchschnittlich hohe Affinität zu energieeffizientem Handeln, da sich Erfolge vergleichsweise einfach auf andere Märkte übertragen lassen und das Unternehmensergebnis somit mit geringerem Aufwand als bei einer heterogenen Filialstruktur beeinflusst werden kann. Dennoch zeigt sich mittlerweile ein gegenläufiger Trend bei modernen Discount-Filialen. Der durchschnittliche Stromverbrauch für Discounter liegt bei 291 kWh pro qm/Vkf.
Die beschriebenen Unterschiede bei den LEH-Formaten beginnen sich insgesamt zu relativieren. Eine aufwändigere Warenpräsentation und mehr Serviceangebote erfordern in allen Formaten zunehmend mehr Inszenierung und mehr Technik, die schnell zu einem höheren Energieverbrauch führen. Auch lassen sich weitere zur Energieeffizienz gegenläufige Trends feststellen, besonders zu nennen sind hier integrierte Gastronomiekonzepte. Der durchschnittliche Stromverbrauch für Supermärkte liegt bei 340 kWh pro qm/Vkf.
Unterschiede relativieren sich
Baumärkte sind vor allem durch ihre großen Verkaufsflächen und energieeffizienzgetriebenen Beleuchtungskonzepte ein ausschlaggebender Faktor für die starke Senkung des durchschnittlichen Stromverbrauches im Nonfood-Bereich allgemein. Der durchschnittliche Stromverbrauch für Baumärkte liegt bei 59 kWh pro qm/Vkf. Im Gegensatz dazu gibt es im Textil, Schuh- und Sportfachhandel im Durchschnitt deutlich kleinere Flächen und gleichzeitig einen weitaus höheren Anspruch an eine hochwertige Wareninszenierung durch Beleuchtung. Der durchschnittliche Stromverbrauch für den Textil, Schuh- und Sportfachhandel liegt bei 143 kWh pro qm/Vkf.
Branchentypische Verbräuche
Auch innerhalb der Betriebstypen sind die Unterschiede bei den Filialgrößen und der verbauten Haustechnik groß. Für einen direkten Energieeffizienzvergleich sind die Daten daher zu unspezifisch. Die Kennzahlen bieten jedoch die wertvolle Möglichkeit einer Einordnung in den jeweiligen Branchendurchschnitt. Energieeffizienzbetrachtungen müssen einzelfallorientiert bzw. auf Basis der Gebäude- und Anlagespezifikationen getroffen werden. Ziel der hier gezeigten Durchschnittsbetrachtung ist es, branchentypische Energieverbräuche transparent zu machen und kontinuierlich dazugehörige Erklärungsgrößen zu identifizieren und zu analysieren. Für die Energieverantwortlichen im Einzelhandel ist der Stromverbrauch pro Quadratmeter Verkaufsfläche die zentrale Kennzahl. Die Höhe dieser Kennzahl bestimmt den größten Teil der Energiekosten.
Der Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2019“ gibt Auskünfte über durchschnittliche Energiekosten im Einzelhandel sowie über weitere Themen wie zum Beispiel Investitionsprioritäten.
Weitere Informationen: Benjamin Chini/chini@ehi.org
EHI-Studie: Energiemanagement im Einzelhandel 2019
Durchschnittliche Energiekosten im Einzelhandel, Investitionsprioritäten, energierelevante Trends
ISBN 978-3-87257-525-8
Preis 465,00 € zzgl. MwSt.
Mehr Infos unter: www.ehi-shop.de, vertrieb@ehi.org, Tel. + 49 221 57993-64