Die Erzeugung erneuerbarer Energie hat sich zu einem elementaren Bestandteil der Klimaschutzpläne der Bundesregierung entwickelt. Bis 2050 plant die Bundesregierung einen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung von mindestens 80 Prozent. Trotz kontinuierlich abnehmender Stromgestehungskosten für die Bereitstellung elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen fallen für die Energiewende seit vielen Jahren erhebliche Kosten an, die von der Gesellschaft und somit auch von der Handelsbranche getragen werden müssen.
Grund dafür ist der hochkomplexe deutschlandweite Umstellungsprozess von einem alten auf ein neues Energiesystem. Der Ausbau erneuerbarer Energien und die damit verbundenen Abstimmungs- und Regelungsprozesse sorgen seit Beginn des 21. Jahrhunderts für einen kontinuierlichen Kostenanstieg. Die Kosten entstehen nicht nur durch den verstärkten Aufwand für die Regelung von fluktuierender Erzeugung aus Wind- und Solarkraft, sondern insbesondere auch durch den Parallelbetrieb des neuen und des alten Systems. Durch diesen Parallelbetrieb wird der Abstimmungs- und Regelungsaufwand nochmals erheblich erhöht. Die Kosten dieses derzeit laufenden, gesellschaftlich notwendigen Transformationsprozesses werden über Steuern, Abgaben und Umlagen an die Verbraucher weitergegeben.
Da die Filialisten im Einzelhandel durch den stromkostenintensiven Betrieb ihrer Anlagen in besonderem Maße von den steigenden Abgaben auf Strom betroffen sind, haben sie schon frühzeitig reagiert und professionelle Energiemanagement-Abteilungen aufgebaut. Deren Arbeit führt laut den Erhebungen des EHI zum Energiemanagement im Handel bereits seit 10 Jahren zu einer jährlichen Senkung der quadratmeterbezogenen Stromverbräuche.
Stromverbrauch sinkt
Zwischen 2009 und 2013 kam es jedoch trotz dieser sinkenden Stromverbräuche zu einem Anstieg der quadratmeterbezogenen Energiekosten im Einzelhandel. Genau in diesem Zeitraum gab es mehrere sprunghafte Anstiege der staatlichen Abgaben auf Strom (insbesondere der EEG-Umlage). Die durch Energieeffizienz eingesparten Kosten konnten die gestiegenen Kosten des Energieeinkaufs nicht kompensieren.
Seit 2014 ist bei den staatlichen Abgaben zwar noch immer ein steigender Trend zu verzeichnen, dieser verläuft jedoch nun u. a. aufgrund der EEG-Reform 2014 eher moderat bzw. weniger sprunghaft. Aufgrund des sich laut EHI-Studie jährlich verbessernden Energieeffizienzniveaus von Handelsgebäuden konnten in der Betrachtungsgruppe die Stromkosten pro Quadratmeter Verkaufsfläche trotz steigender staatlicher Abgaben seit 2014 kontinuierlich gesenkt werden. Im Food-Handel lagen diese Kosten im Jahr 2014 noch bei durchschnittlich 55,25 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche und haben sich bis zum Jahr 2016 auf 52,10 Euro reduziert. Im Nonfood-Handel erfolgte im selben Zeitraum eine Senkung von 29,64 Euro auf 26,68 Euro pro Quadratmeter.
Anhand dieser Entwicklung erkennt man den immensen Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen auf die Stromkosten, da jede eingesparte Kilowattstunde die Kosten pro Quadratmeter senkt. Während der Food-Handel im Jahr 2014 noch durchschnittlich 356 kWh pro Quadratmeter Verkaufsfläche verbrauchte, konnte er diese bis zum Jahr 2016 auf durchschnittlich 321 kWh senken. Im Nonfood-Handel erfolgte im selben Zeitraum eine Senkung von 152 auf 144 kWh pro Quadratmeter.
Die Entwicklung der Konditionen für den Stromeinkauf hat ebenfalls entscheidende Auswirkungen auf die Kostenentwicklung pro Quadratmeter Verkaufsfläche. Der durchschnittliche Einkaufspreis für Strom innerhalb der Betrachtungsgruppe der Erhebung spiegelt jedoch nicht die Preissituation am Strommarkt wider. Unabhängig davon, ob der Strom strukturiert oder stichtagsbezogen eingekauft wird, unterliegen die individuellen Einkaufspreise der Studienteilnehmer und deren jährliche Entwicklung einem hohen Maß an Zufälligkeit und Erklärungsbedürftigkeit.
Komplexe Preisgestaltung
Nicht nur der schwankende Strompreis an der Börse ist für die Komplexität der Strombeschaffungsthematik verantwortlich, sondern auchThemen wie unterschiedliche Netznutzungsentgelte je nach regionaler Ansiedlung der Filialen oder die teilweise über mehrere Jahre in den Lieferverträgen festgeschriebenen Bezugskonditionen, welche die tatsächlichen Entwicklungen am Strommarkt nicht abbilden. Betrachtet man die Entwicklung der Stromkosten pro Quadratmeter Verkaufsfläche pro Jahr innerhalb der Betrachtungsgruppe, ist es wichtig, diese eher zufälligen Auswirkungen auf die Kostenentwicklung zu verstehen. Ein entscheidender und wesentlich aussagefähigerer Teil der Kostenentwicklung ist die oben beschriebene quadratmeterbezogene Einsparung von Kilowattstunden, welche sich unmittelbar auf die flächenbezogenen Kosten auswirkt.
EHI-Studie
Energiemanagement im Einzelhandel 2017
EHI-Mitglieder erhalten die Publikation „Energiemanagement im Einzelhandel 2017“ im kostenlosen Download unter: www.ehi.org/mitglieder-downloads.html
Format: 21 x 21 cm, broschiert
ISBN 978-3-87257-492-3
Preis: 465,00 EUR zzgl. MwSt.
Bestellmöglichkeit unter: www.ehi-shop.de/de/energiemanagement
E-Mail: vertrieb@ehi.org
Fon: +49 221 5 79 93-64
Eine mögliche Erklärung für die hohen energiekostenwirksamen Effizienzgewinne könnte die filialnetzweite Sanierungsquote sein, die laut aktueller EHI-Studie bei beachtlichen 10 Prozent pro Jahr liegt.
Die Tatsache, dass der Einzelhandel aufgrund der beschriebenen Energiekostensituation nunmehr seit vielen Jahren herausgefordert ist, sich im Bereich Energiemanagement professionell aufzustellen, hat dazu geführt, dass Energie- und Nachhaltigkeitsfragen in der Branche immer ernster genommen werden. Zahlreiche Händler erkennen darin sogar eine Chance für ihre strategische Geschäftsentwicklung und möchten Vorreiter eines nachhaltigen und zukunftsfähigen Einzelhandels sein, der die Energiewendeaktiv mitgestaltet.
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