Der Internet-Handel wächst stetig und zieht sich durch sämtliche Industrien und Wirtschaftszweige. Dies sorgt für eine immer größere Menge an Einwegverpackungsmüll. 228 kg wurden laut Umweltbundesamt pro Person in Deutschland im Jahr 2020 verursacht.

Das Problem sind lineare Lieferketten von Herstellern zu Zwischenhändlern zu den Kundinnen und Kunden. Speziell der Online-Lebensmittelbereich, der seit Corona um bis zu 50 Prozent jährlich wächst, ist nicht auf eine Vermeidung von Verpackungsmüll ausgelegt, die Wiederverwendung von Verpackungen kommt im Grunde gar nicht vor.

Nachhaltige Lebensmittel-Start-ups können bisher nicht auf bestehende Mehrwegsysteme aufbauen, sondern müssen eigene Lösungen entwickeln. Eine Herausforderung dabei: Durch die Vielfältigkeit der Produkte sind die Anforderungen an die Verpackungen sehr unterschiedlich. Auch beim Versand ist es schwer, aus dem linearen System auszubrechen. Klassische Paketdienstleister bieten bisher keinerlei Mehrweg-Transportboxen an, wegen des hohen Automatisierungsgrads in den Distributionszentren werden nur standardisierte Kartonverpackungen akzeptiert.

Erste Lösungsansätze

Für einzelne Produktkategorien sind bereits erste Mehrweg-Systeme im Einsatz: etwa Versandtaschen für Kleidung von „Re Pack“ oder Transportboxen von „Living Packets“ für hochpreisige Artikel. Mehr als solche Insellösungen gibt es jedoch bisher nicht. Im Lebensmittelbereich hat sich vor allem das Joghurt-Mehrwegglas etabliert. Dieses dezentrale Mehrwegsystem eignet sich aufgrund der Form und Größe aber nur begrenzt für andere Lebensmittel.

Die „Gerne Ohne“ Wertschöpfungskette: zirkularer Austausch von Verpackungen mit Kunden und Lieferanten

Die „Gerne Ohne“ Wertschöpfungskette: zirkularer Austausch von Verpackungen mit Kunden und Lieferanten
Foto: Gerne Ohne

Der Online-Supermarkt „Gerne Ohne“ entwickelt zusammen mit Lieferanten und der Kundschaft selbst an zwei Stellen der Wertschöpfungskette zirkulare Kreisläufe. Auch er ist auf der Beschaffungsseite mit vielen Einwegverpackungen konfrontiert, denn die gängigen Lieferanten und Großhändler nutzen Einwegverpackungen. Durch die direkte Zusammenarbeit mit Produzenten können jedoch individuell wiederverwendbare Verpackungen genutzt werden. Aufgrund der Vielzahl an Lieferanten, die notwendig sind, um ein entsprechendes Sortiment zu bieten, ist der Aufwand hierbei sehr hoch. Auf der B2C-Seite lässt sich der zirkulare Kreislauf leichter etablieren, weil die Kund:innen einen expliziten Fokus auf Zero Waste legen. Schließlich sind Versand und Rückversand der wiederverwendbaren Verpackungen eines der hauptsächlichen Alleinstellungsmerkmale von Zero-Waste-Onlineshops.

Ziel: Mehrweg als Standard

Perspektivisch strebt das Unternehmen „Gerne Ohne“ an, mit seinen Lieferanten offene, übergreifende Mehrwegsysteme zu etablieren, sodass sich auch andere Unternehmen anschließen können. Ähnlich wie bei den Mehrweg-Glasflaschen ist ein System nötig, das ausreichend robust ist, gleichzeitig aber die gewünschte Flexibilität bietet.