Die Idee des Quick Commerce folgt dem Beispiel von online-basierten Food-Lieferdiensten. In diesem Segment haben sich einige Player im Markt etabliert. Dazu zählen etwa das britische Unternehmen Deliveroo oder das deutsch-niederländische Start-up Lieferando. Per App können hier fertig zubereitete Mahlzeiten bestellt werden, die Lieferung erfolgt kurze Zeit darauf.
Anbieter von Quick-Commerce-Services – sowohl Start-ups als auch große Lebensmittelkonzerne – hoffen, dass sich das Erfolgskonzept Food-Lieferung auf ihren Bereich übertragen lässt: Kund:innen können hierbei per Smartphone-App Lebensmittel ordern und erhalten diese unmittelbar danach. Durch die Kombination von automatisierten Prozessen mit schnell agierendem Personal in den Warenlagern, Supermärkten und bei den Bringdiensten soll eine Lieferung der Einkäufe in weniger als 30 Minuten möglich sein.
Fest etabliert ist das Modell bereits in einigen osteuropäischen Ländern sowie in China, wo der Online-Verkauf von Frischprodukten laut Iresearch China bis 2023 voraussichtlich rund 190 Milliarden Dollar betragen wird.
Steigende Nachfrage
Die immer größer werdende Akzeptanz von Quick-Commerce-Angeboten spiegeln die Ergebnisse einer Bitkom-Studie zu den E-Commerce-Trends 2021 wider: Demnach haben 17 Prozent der 16- bis 29-jährigen Internet-Nutzer einen solchen Service schon einmal genutzt. 51 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe können sich vorstellen, in naher Zukunft bei einem Express-Lieferdienst zu bestellen.
Knapp zwei Drittel aller befragten User sind der Ansicht, dass Quick-Commerce-Angebote das allgemeine Einkaufsverhalten von Verbrauchern nachhaltig verändern werden. 46 Prozent sehen darin eine ernsthafte Konkurrenz für den konventionellen Lebensmittelhandel. Acht von zehn Befragten finden entsprechende Services bequem und 73 Prozent gaben an, dadurch Zeit einsparen zu können.
Das Modell des Quick Commerce wird seinen gerade erst begonnenen Siegeszug mit hohem Tempo fortsetzen.
Amélie KlugEinzelhandelskonzerne mischen mit
Dabei rollen vor allem Start-ups den internationalen Markt auf. Große Lebensmitteleinzelhändler mischen aber schon mit und bieten vergleichbare Services an. Unter anderem investiert die niederländische Warenhauskette Hema in das Konzept. Der Konzern will im Verlauf dieses Jahres 2.000 Supermärkte mit angeschlossenem Quick Commerce betreiben – 2019 waren es noch 160 – und bis 2030 in 200 Städten präsent sein.
Auch in Frankreich ist das Modell des Expresslieferdienstes auf dem Vormarsch: So verspricht beispielsweise die nordfranzösische Supermarktkette Auchan im Rahmen eines Pilotversuches in Bordeaux Lieferungen innerhalb von 15 Minuten dank Einbindung eines „Dark Store“, eines Distributionszentrums, das ausschließlich dem Onlinehandel dient. Etwas länger benötigt Carrefour: Innerhalb von drei Stunden liefert der Handelskonzern über die App „OK market!“ in Paris und Lyon sein gesamtes Sortiment mit rund 20.000 Artikeln.
Unterstützung durch Produktdatenmanagement
Bei der Auswahl des Quick-Commerce-Anbieters und der Bestellung kann für die Kundschaft die Information über produktrelevante Inhalte entscheidend sein. Das französische Lieferdienst-Start-up für Lebensmittel Cajoo etwa lässt sich beim Ziel, Einkäufe innerhalb von 15 Minuten auszuliefern, durch die Produktinformations-Plattform des US-amerikanischen Anbieters Salsify unterstützen. Das digitale Tool sammelt laufend und automatisiert Daten der angebotenen Produkte und übermittelt sie.
Gemeinsam mit seiner europäischen Niederlassung Alkemics unterhält Salsify unter dem Namen CommerceXM eine Commerce Experience Management Plattform für Lieferanten und Händler in über 80 Ländern. Nutzer sind u. a. E.Leclerc, Carrefour, Intermarché und Metro.
Dass für die Mehrheit der Konsument:innen aussagekräftige Produktauskünfte bei der Warenbestellung eine tragende Rolle spielen, bestätigt die Studie „Inside the Mind of an Online Shopper“ des schwedischen Anbieters für Produktinformationsmanagement-Tools Inriver. So haben sich vier von fünf Befragten wegen mangelhafter Informationen schon einmal gegen den Kauf eines bestimmten Artikels entschieden. 30 Prozent der Verbraucher erleben demnach Frustration, wenn sie mit unzureichenden Daten konfrontiert sind.
Um von den Renditechancen des Quick-Commerce-Marktes zu profitieren, kann daher sowohl für große Handelsunternehmen wie für Neulinge ein IT-gestütztes Management von Produktinformationen relevant sein.