Die Cloud ist für viele europäische Unternehmen ein wichtiges Arbeitsfeld ihrer Digitalstrategie geworden. Nach einer Umfrage der International Data Corporation (IDC) im Jahr 2023 entfallen durchschnittlich 32 Prozent der gesamten IT Budgets von Unternehmen auf die Cloud. Im Einzelhandel der Region DACH betrachtet jedes vierte Unternehmen (24 %) die Cloud als wichtigste technologische Entwicklung in den kommenden drei Jahren. Das geht aus der EHI-Studie „Technologie Trends im Handel 2023“ hervor. Am verbreitetsten sind laut dieser Umfrage cloudbasierte Anwendungen in den Bereichen E-Commerce, Loyalty, Marketingservices und Analytics.
Für Otto, den größten deutschen Onlinehändler, sprechen vor allem drei Argumente für die Verlagerung von Retail-Anwendungen in eine Cloud: Die Fokussierung auf das Kerngeschäft, die Standardisierung des Techstacks sowie die Kostenkontrolle. „Statt in allgemeine IT-Infrastruktur zu investieren, können wir kundenrelevante Services optimieren und weiterentwickeln“, unterstreicht Michael Malessa, Division Manager in der IT bei Otto, den Aspekt der Kundenzentrierung. Um die bestehenden IT-Systeme in die Cloud zu migrieren, müsse man auf anerkannte industrielle Standards und Techstacks setzen. Das erhöht laut Malessa die Wartbarkeit und verbessert die Time-to-Market. Kostenoptimierungen seien dank „feingranularer Kostenabrechnung“ möglich. Die Cloud-Ressourcen können optimal genutzt werden. Malessa betont, dass das nicht nur zu Kostensenkungen, sondern auch zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen führt, einem wichtigen Anliegen des Unternehmens.
Bei der Migration in die Cloud sollten diejenigen Anwendungen priorisiert werden, die besonders cloudgeeignet sind, rät Malessa: „Die fachliche Verwendung ist unserer Meinung nach weniger relevant. Es geht vielmehr um Eigenschaften wie Compliance, also Datenschutz, Lizenzen, Verfügbarkeit von passenden Cloud-Services, oder Testabdeckung insbesondere für die technische Infrastruktur.“ Eine solche umsichtige Vorgehensweise spiegelt sich auch in den Aussagen der von IDC befragten Unternehmen wider. 82 Prozent setzen bei der Modernisierung ihrer IT zwar auf die Cloud, jedoch nur wenige Unternehmen verfolgen einen „Cloud-First“- oder „Cloud-Only“-Ansatz. Der Großteil nutzt danach eine Mischung von Public-Cloud-Services und traditioneller Infrastruktur im eigenen Rechenzentrum und/oder bei einem Hoster.
Datensicherheit besonders wichtig
Ein wichtiges Anliegen der Unternehmen bei der Cloud-Nutzung ist die Gewährleistung der Datensicherheit, das zeigen alle relevanten Umfragen, vor allem auch im Handel mit seinem hohen Aufkommen an sensiblen Kundendaten. Diesen großen Stellenwert unterstreicht auch die Schwarz Digits KG in Neckarsulm, die als IT-Sparte der Schwarz-Gruppe die Stackit-Cloud auch für andere Unternehmen anbietet. Die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Cloud-Providers sind laut Schwarz Digits (DSGVO-)Compliance, Datensicherheit, Zugangs- und Rechtekontrolle, Datensouveränität und Transparenz. „Ein wesentliches Argument ist die Datensicherheit“, betont das Unternehmen. „Mit dem Wechsel in eine datensouveräne Cloud behalten Unternehmen die volle Kontrolle, müssen keinen Vendor-Lock-In fürchten und haben volle Transparenz – sowohl über die Kosten als auch über die Datenverarbeitung und -speicherung in der Cloud.“ Neben der Datensicherheit führen die Neckarsulmer weitere Argumente für ihre Cloud ins Feld – gerade auch für Händler: „Retail-Anwendungen profitieren insbesondere durch ihre Skalierbarkeit von der Cloud – auch an klassischen Hot Days wie dem Weihnachtsgeschäft oder Black Friday skaliert die Cloud problemlos.“
Die Stackit-Cloud ist für Unternehmen jeder Größe und Branche offen. Große Unternehmen profitieren insbesondere von der stabilen, skalierbaren Infrastruktur nach deutschen und europäischen Standards – so auch die Schwarz-Gruppe selbst mit ihren KRITIS-relevanten Systemen der Sparten Lidl und Kaufland. Die Stackit-Cloud sei aber auch für kleine und mittelständische Unternehmen in der DACH-Region interessant, da sich mit der Einführung der Cloud „die interne IT-Abteilung wieder auf ihr Kerngeschäft im Unternehmen fokussieren kann, anstatt sich um Infrastruktur-Themen zu kümmern“.
Auch Schwarz Digits empfiehlt eine Priorisierung der Anwendungen. Zunächst einmal solche, die von der Skalierbarkeit der Cloud profitieren, beispielsweise Onlineshop-Systeme. „Generell ergibt es bei Anwendungen, die neu angeschafft oder gebaut werden, Sinn, direkt Richtung Cloud zu gehen, da diese dann so aufgesetzt werden können, dass ein kostenoptimaler Betrieb möglich ist“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Sie verweist auch auf einige besondere handelsrelevante Leistungen, mit denen sich Stackit vom –globalen – Wettbewerb abgrenze: „Unser Verständnis basiert auf unserem eigenen Anspruch an Datenhoheit und deckt sich mit den Ansätzen unabhängiger Organisationen zur digitalen Selbstbestimmung. Mit der Stackit-Cloud behalten Unternehmen die Transparenz und Entscheidungshoheit über ihre Daten, die in unseren eigenen Rechenzentren in Deutschland und Österreich liegen.“ Sie würden zudem von der zuverlässigen Infrastruktur und den höchsten Sicherheitsstandards profitieren. Die Schwarz-Gruppe als größter Händler Europas nutzt die Stackit-Cloud selbst für Handelskernanwendungen, aber beispielsweise auch in den Bereichen Kunden-Apps und Logistik.
Ausbau deutscher Cloud-Center
Wie wichtig Datensicherheit im Cloud-Geschäft geworden ist, zeigt nicht zuletzt die Strategie von Amazon Web Services (AWS). AWS will bis zum Jahr 2040 etwa 7,8 Mrd. Euro in die deutsche Region der AWS European Sovereign Cloud in Brandenburg investieren, die Ende 2025 starten soll. Dies sei Teil der langfristigen Bestrebungen von AWS, „das europäische Bedürfnis nach digitaler Souveränität zu unterstützen“. Zielgruppe für diese von anderen AWS-Regionen separierten „Europa-Cloud“ sind u. a. Organisationen des öffentlichen Sektors und Kund:innen in stark regulierten Branchen mit hohen Anforderungen an die digitale Souveränität. „Mit diesen Investitionen unterstreichen wir unser Commitment, AWS-Kunden die fortschrittlichsten Steuerungsmöglichkeiten für Souveränitätsanforderungen, Datenschutzmaßnahmen und Sicherheitsfunktionen zu bieten, die in der Cloud verfügbar sind“, sagt Max Peterson, Vice President of Sovereign Cloud bei AWS.
Bei den Nutzern der Cloud dürfte der Ausbau deutscher Cloud-Center gut ankommen. Mit Blick auf Sicherheit und Datenschutz ist acht von 10 Unternehmen (81 %), die Cloudcomputing nutzen, dies planen oder diskutieren, wichtig, in welchem Land sich das Rechenzentrum des Cloud-Anbieters befindet. Das zeigt eine Befragung von 554 Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Klarer Standortfavorit ist Deutschland: 93 Prozent bevorzugen ein heimisches Cloud-Rechenzentrum.