Nach Berechnungen des EHI nimmt die Zahl der Kassen im Handel weiter zu. Die Anzahl der Betriebe ist hingegen in den letzten sieben Jahren um rund 3,5 Prozent gesunken. Das bedeutet: mehr Kassen pro Outlet. Das Flächenwachstum bei größeren Betrieben schließt eine Vergrößerung der Checkoutzone ein: mehr Fläche, mehr Kassen. Aus Verbrauchersicht betrachtet ist die Kasse ein unvermeidliches Mittel zum Zweck. Eine optisch ansprechende Filiale, ein optimales Sortiment ohne Präsenzlücken und günstige Preise sind Kriterien, die Kunden nennen, wenn man sie nach ihrer bevorzugten Einkaufsstätte befragt. Das Bezahlen sollte dann möglichst schnell und reibungslos vonstatten gehen.
Laut der EHI-Studie „Kassensysteme 2012“ war für vier von fünf Handelsunternehmen das Design mitentscheidend für den Kauf einer Kasse. Die Funktion der Kasse beschränkt sich schon lange nicht mehr darauf, nur die Artikelpreise zu saldieren und das Bargeld aufzubewahren. Moderne Kassen müssen immer höheren technischen Anforderungen genügen und möglichst schneller sein als ihre Vorgänger. Das EHI hat aktuelle Zahlen erhoben, wie viele Kassen in den einzelnen Branchen ihren Dienst tun. Zusätzlich wurde die technische Ausrüstung der Kassen im Einzelhandel untersucht. Im Vergleich zu 2006 hat sich die Zahl der Kassen leicht um rund 2 Prozent auf nunmehr 1,03 Mio. erhöht. Diese verteilen sich auf 565.000 Handelsbetriebe. Durchschnittlich stehen in einem Geschäft heute 1,8 Kassen. In Deutschland sind heute 23.000 Kassen mehr im Einsatz als noch vor 7 Jahren. Hintergrund für die wachsende Zahl der Kassen pro Geschäft ist zum einen, dass kleinere Einzelhandelsgeschäfte geschlossen wurden und zum anderen, dass viele Outlets ihre Flächen und damit verbunden ihre Checkoutzone erweitern.
Rund zwei Drittel der untersuchten Geschäfte sind dem Handel im engeren Sinne zuzurechnen, ein Drittel entfällt auf handelsnahe Betriebe wie Bäckereien und Metzgereien. Die größte Branche innerhalb des Einzelhandels ist der Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Etwa 20 Prozent der Kassen entfallen auf den LEH. Im Schnitt hat jedes Lebensmittelgeschäft 3,2 Kassen. Der Textileinzelhandel (Textilfachgeschäfte und Textilkaufhäuser, Lederwarenfachgeschäfte, Schuhfacheinzelhandel und Sportfachgeschäfte) folgt mit rund 14 Prozent aller Kassen an zweiter Stelle, in Zahlen ausgedrückt: 64.000 Betriebe verfügen über mehr als 140.000 Kassengeräte, was einem Schnitt von 2,2 Kassen pro Outlet entspricht. Deutlich weniger Betriebe gibt es in den Branchen Drogerie- und Elektrofachmärkte. Zusammen kommen diese beiden Segmente auf 85.000 Kassen (durchschnittlich 3,1 Kassen pro Geschäft). Viele Geschäfte im Regelfall mit nur einer Kasse gibt es bei den Friseuren und den Bäckereien: 114.000 Betriebe (20 Prozent an Gesamt) sind mit 126.000 Kassen (durchschnittlich 1,1 Kassen) ausgestattet.
Erneuerungszyklus 7 Jahre
Das EHI hat in seiner Studie das Alter der Kassenhardware abgefragt. Hier antworteten in erster Linie Filialunternehmen aus den Bereichen Lebensmittel und Textil. Als Durchschnittsalter wurden 5,4 Jahre errechnet. Legt man alle Kassen in Deutschland zugrunde, dürfte das tatsächliche Alter – aufgrund der vielen nicht filialisierten Betriebe – deutlich höher liegen. Das EHI geht von einem Erneuerungszyklus der Hardware von rund 7 Jahren aus. Das bedeutet, dass jedes Jahr rund 150.000 Kassen ausgetauscht werden. Dies ergibt ein Investitionsvolumen für die Hersteller von etwa 275 Mio. Euro pro Jahr.
Kostengünstige Hardwarelösungen kommen für die kleineren Geschäfte in Frage. Das betrifft etwa 40 Prozent der Handelsbetriebe. Diese Outlets haben meist nur eine Kasse in der Preislage ab rund 750 Euro. Je nachdem, über wie viele Funktionalitäten eine Kasse verfügt, liegt der Preis für eine mehrplatz- und netzwerkfähige Kasse bei 2.500 Euro und mehr. Die Verantwortlichen in den Handelsunternehmen entscheiden sich bei der Auswahl der Kassenhardware häufig für ein modulares System. Bei der modularen Bauweise können veraltete oder defekte Komponenten ersetzt werden, ohne die kompletten Kassen austauschen zu müssen. Dieser Umstand erschwert es zusätzlich, das Alter der Kassen zu bestimmen. Modulare Kassen bieten zusätzlich flexible Einsatzmöglichkeiten, da sie individuell erweiterbar sind.
Die Standardkasse beinhaltet heute neben der PC-Hardware einen Touchscreen-Bildschirm (teilweise einen zweiten Bildschirm, zum Kunden gerichtet) die Kassenschublade, den Bondrucker und einen Scanner. Im LEH ist dies ein im Kassentisch integrierter Scanner mit Wiegefunktion. Im Baumarkt handelt es sich meist um einen Handscanner. Touchscreen-Bildschirme übernehmen heute die Funktion der Eingabetastatur. Laut EHI-Befragung planen selbst Branchen wie der LEH, zukünftig Touchscreens einzusetzen. Zusätzliche Kosten falle für Kartenterminals, Backoffice (PC, Drucker) und MDE-Geräte an. Die modernen Kassensysteme sind hochkomplex und verfügen über viele Funktionalitäten. Von einer Fehlfunktion an der Kasse ist meist auch das Backoffice betroffen, da Informationen nicht mehr zeitnah weitergeleitet werden. Die Kassenhersteller bieten den Handelskunden unterschiedliche Wartungsmodelle zu unterschiedlichen Preisen an. Der Service kann im Notfall durch drei Parteien erfolgen: durch eigene Mitarbeiter, durch den Hersteller oder durch einen Dienstleister. Je nach Komplexität werden auch mehrere Parteien eingesetzt.
Tendenziell kann für die Zukunft davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Handelsbetriebe stagniert, hingegen die Anzahl der Checkouts durch größere Flächen bzw. größere Kassenzonen weiter zunehmen wird. Überwiegend im LEH und im Textilhandel testen verschiedene Retailer den Einsatz von Selfcheckout-Systemen. Durch die Trennung von Registrieren und Bezahlen wird eine konventionelle Kasse durch in der Regel zwei oder mehr Selfcheckouts ersetzt.
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