Key Facts

  • In Sachen Verfügbarkeit ist es State of the Art, die IT-Infrastruktur in Echtzeit aus der Ferne zu überwachen, zu bewerten und vorausschauend zu handeln.
  • Moderne Lösungen versprechen dem Händler 99,8 Prozent Verfügbarkeit für eine Geräteserie.
  • Algorithmen für Maschinelles Lernen können Hardware-Ausfälle vorhersehen. KI kommt zum Einsatz, um den Fernzugriff auf die IT-Systeme zu automatisieren und zu beschleunigen. Cloudbasierte Services erfassen die Daten der Hardware.
  • Der Trend geht zu einem kombinierten Monitoring von Netzen, Hard- und Software.

Die führenden Anbieter von POS-Systemen bieten Lösungen an, die nicht nur Ausfallsicherheit versprechen, sondern oft weit mehr leisten. So können Einzelhändler ihre IT-Infrastruktur in Echtzeit aus der Ferne überwachen, bewerten und vorausschauend handeln. In Assistenz kommen dabei Künstliche Intelligenz und Analytik-Methoden zur Hilfe. Solche Lösungen stehen inzwischen für fast alle im Einzelhandel gebräuchlichen Systeme zur Verfügung – und werden kräftig weiterentwickelt.

Reibungsloser Betrieb

IT-Infrastruktur lässt sich heute aus der Ferne überwachen.

IT-Infrastruktur lässt sich heute aus der Ferne überwachen.
Foto: Diebold Nixdorf

„Die POS-Systeme sind wesentlich komplexer geworden, und gerade im letzten Jahr hat es einen extremen Schub im digitalen Bezahlen gegeben“, nennt Jörk Schüßler, Marketing Director EMEA bei Citizen Systems Europe, die treibenden Kräfte im Markt. Durch die größere Verbreitung von bargeldlosen Zahlungen spielt die Ausfallsicherheit von Kassensystemen heute eine noch größere Rolle als früher. Citizen bietet für seine POS-Drucker Online-Remote-Lösungen an. Innovativ ist laut Schüßler, dass man bei den Citizen-Druckern den Status abfragen kann, so zum Beispiel bei den Etikettendruckern die Drucklänge oder die Temperatur. Das ist in der Logistik wichtig, wo anhand der Laufzeiten-Kontrolle theoretisch berechnet werden kann, wann ein Druckkopf ausgetauscht werden muss. Für den Händler ist das Einstellen der Reinigungszyklen interessant. Er legt beispielsweise fest, dass der Drucker jeweils nach zehn Kilometern gereinigt werden muss. Diese Meldungen werden zentral auch auf die Bedieneroberfläche des Systems geschickt.

„Verfügbarkeit wird aktuell immer wichtiger, insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Self-Service-Lösungen wie zum Beispiel Self-Checkout oder Self-Scanning“, sagt auch Leyla Feghhi, Director Managed Services bei Diebold Nixdorf Deutschland. Basierend auf Monitoring und Remote-Management kann Diebold Nixdorf Störungen erkennen und remote proaktiv beheben. Feghhi: „Das allein schon führt zu einer Wiederherstellung innerhalb von 30 Minuten oder einer Stunde im Vergleich zum sonst üblichen nächsten Tag.“ Sofern dennoch eine Technik-Fachperson erforderlich ist, erhält diese dank der zentral vorliegenden Informationen vorab genauere Instruktionen für ihre Arbeit vor Ort. Auch das beschleunigt die Verfügbarkeit. Basierend auf Künstlicher Intelligenz und daraus abgeleiteten Prognosen können die Techniker:innen von Diebold Nixdorf zudem Maßnahmen ergreifen, um Störungen im Vorfeld zu vermeiden.

Immer mehr kritische Infrastruktur wird ins Rechenzentrum verlagert.

Christoph von Lingen

Country Sales Leader Retail-Lösungen, Toshiba Deutschland

Vorausschauend aktiv 

Im Januar 2021 hat Diebold Nixdorf die „DN SeriesTM EASY“, eine neue Familie von Selbstbedienungslösungen, im Markt eingeführt. Dank der Service-Lösung „DN All- Connect ServicesSM for Retail“ werden bisher notwendige Service-Calls drastisch reduziert. Der Hersteller verspricht eine „marktführende Kennzahl von 99,8 Prozent Verfügbarkeit für die gesamte Serie“. Das dient nach Worten von Leyla Feghhi insbesondere der Kundenzufriedenheit. Mit einher gehe eine erhebliche Entlastung des Filialpersonals, da Störungen vermieden werden, bevor sie auftreten. Die aktuellen Entwicklungen ermöglichen solche Services auch für die mobilen Devices, die in hohen Stückzahlen für wichtige Retail-Prozesse verwendet werden: „Verschiedenste Applikationen, Firmware-Updates, Batterie-Zustände, Lokalisierung – die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen“, sagt Feghhi – und sieht dafür auch Bedarf beim Handel: „Die Verbesserung der TCO (Total Cost of Ownership/d. Red.) beim Einsatz von Managed Mobility Services steht für unsere Kunden weit oben auf der Agenda.“

Die Handelsunternehmen selbst haben ihre Einstellung und Herangehensweise an dieses Thema geändert. Das beobachtet Christoph von Lingen, Country Sales Leader für die Retail-Lösungen von Toshiba in Deutschland. Früher hätten Händler bei der Hardware überwiegend auf verteilte Systeme gesetzt, nach dem Motto: „Dann geht wenigstens noch etwas.“ Jetzt gehe der Trend eindeutig zu All-in-One-Maschinen. Von Lingen weiter: „Bei der Software war jahrzehntelang die Offline-Fähigkeit ein Killerkriterium. Das wurde dann zunehmend aufgeweicht, da die Kassensysteme für Kartenzahlungs-Clearingstellen, Gutscheinserver et cetera erreichbar sein müssen. Der Schritt hin zu einer Online-Kasse mit nur eingeschränkter Datenhaltung auf der Kasse selbst stellte dann gar keinen Tabubruch mehr dar.“

Neues Anforderungsprofil

Citizen bietet für seine OS-Drucker Online-Remote-Lösungen an.

Citizen bietet für seine OS-Drucker Online-Remote-Lösungen an.
Foto: Citizen

Toshiba hat mit entsprechenden Maßnahmen auf das neue Anforderungsprofil seiner Retail-Kunden reagiert. Im Rahmen der Garantieverlängerung für die Hardware erhalten die Einzelhändler die cloudbasierte Fernwartungssoftware von Toshiba, die die Grunddaten für weitere „smarte“ Lösungen liefert. Mit diesen proaktiven Verfügbarkeitsservices können sie die IT-Infrastruktur in Echtzeit aus der Ferne überwachen, bewerten und vorausschauend handeln. Auch Toshiba setzt Künstliche Intelligenz (KI) und Analytik-Methoden ein, damit Händler relevante Einblicke erhalten und Maßnahmen ergreifen können, bevor die Kassensysteme ausfallen.

Das proaktive Modell von Toshiba funktioniert wie folgt: Mit Hilfe der erfassten Informationen „versteht“ das Modell die Nutzungsmuster der Komponenten wie Prozessoren, Speicher und Netzwerk. Algorithmen für Maschinelles Lernen können Hardware-Ausfälle vorhersehen, KI automatisiert den Fernzugriff auf die Systeme, der cloudbasierte Service erfasst die Daten der POS-Terminals, Self-Checkout-Systeme, Peripheriegeräte und auch der mobilen Geräte. Die Meldungen über deren Zustand sowie die Warnmeldungen werden aufgezeichnet. Hinzu kommt die Ferndiagnose in der Schaltzentrale (Command Center), die bei bestimmten Ereignissen in Echtzeit eingreift.

Intelligente Lösungen für Ausfallsicherheit und Remote-Services ziehen sich durch alle Retail-Bereiche. Bei den Kartenterminals etwa sorgt Verifone mit der Software „Enterprise Terminal Management System“ (ETMS) dafür, dass der Händler seinen Gerätebestand administrieren und verwalten sowie die Terminals und PIN-Pads überwachen und Software-Updates aufspielen kann. Im Lebensmittelhandel ist die Bedientheke mit ihren Waagen und Maschinen ein weiteres Einsatzfeld. Hier bietet Bizerba mit seiner Schneidemaschine „VSP“ eine Lösung, die cloudbasierte Datenerfassung und -verarbeitung ermöglicht. Neben Reinigungs-, Schleifund Wartungsindikatoren sorgt VSP für Monitoring und zentrales Datenmanagement.

Bereits heute fragen große Supermarktketten Reinigungszyklen für die Drucker ab.

Jörk Schüßler

Marketing Director EMEA, Citizen Systems Europe

Bezahl-Modelle

Auch die Bizerba-Schneidemaschine „VSP“ ermöglicht die cloudbasierte Datenerfassung und -verarbeitung.

Auch die Bizerba-Schneidemaschine „VSP“ ermöglicht die cloudbasierte Datenerfassung und -verarbeitung.

Abgerechnet werden diese Zusatzservices auf Basis unterschiedlicher Modelle und Optionen. Bei Toshiba beispielsweise ist die Basisfunktion kostenfrei, erweiterte Auswertungen werden individuell im Projekt bepreist. Auch die Fernwartungstools von Citizen sind kostenlos. Der Händler hat die Wahl, ob er das über seine eigene IT laufen lässt oder es über die Distribution als Service einkauft. Bei den „DN AllConnect Services“ von Diebold Nixdorf können die Kunden auf Basis individueller Verträge ihr Paket aus vielen Bausteinen zusammenstellen.

Abgeschlossen ist die Entwicklung mitnichten, der Handel kann mit weiteren Optimierungen und neuen Service-Modulen rechnen. „Sicher ist, dass alles über IoT (Internet of Things) gehen wird und alle Komponenten einzeln ansprechbar sind“, prognostiziert Jörk Schüßler von Citizen. Aus Sicht von Toshiba hat der eingeschlagene Trend zur Folge, dass immer mehr „kritische Infrastruktur“ ins Rechenzentrum verlagert wird – beziehungsweise weg von der Kasse in eine kontrollierte Umgebung. „Die Bedeutung der Netze nimmt dadurch zu“, betont Toshiba-Manager Christoph von Lingen. „Ein kombiniertes Monitoring von Netzen, Hard- und Software ist hier die Lösung.“