Mobile Self-Scanning: Unabhängiges Bezahlen mit Potenzialen und Hürden | stores+shops
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Die mobile Warenerfassung auf der Fläche steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Foto: Liubomir/stock.adobe.com

Mobile Self-Scanning: Unabhängiges Bezahlen mit Potenzialen und Hürden

Mobile Self-Scanning ermöglicht die nahtlose Integration des Kassierens in den Einkaufsprozess, indem Kund:innen ihre Artikel eigenständig mit ihren Smartphones scannen und idealerweise direkt damit bezahlen. Trotz einiger Vorteile der Technologie schreitet ihre Verbreitung hierzulande nur langsam voran.

Bereits 2008 erhielten Kund:innen im Metro Real Future Store die Gelegenheit, Mobile Self-Scanning zu testen. Seither hat sich die Technologie in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wie etwa in den Niederlanden oder in Schweden, nur zögerlich verbreitet. Bei vielen Händler:innen fehlen Kunden-Apps oder sie sind nicht ausgereift genug. Dazu sind die POS- und ERP-Systeme teilweise veraltet und können nicht einfach angebunden werden.

Hidden Champion in den Kinderschuhen

Heute schwankt die Nutzung von Mobile Self-Scanning basierend auf dem Handelsdaten des EHI Retail Institute 2022 bei ca. 1 Prozent der Transaktionen. Je nach Filiale, Kundschaft und Qualität der Lösung liegt diese zu Teilen auch fallweise über 2 Prozent, mit steigender Tendenz. Dabei ist dringend zu beachten, dass Mobile Self-Scanning in diesem Zeitraum nur in ca. 1,5 Prozent der Filialen verfügbar gewesen ist und die Lösung in der Bevölkerung noch weitgehend als unbekannt gilt. Eine mögliche Erklärung kann sein, dass die Mehrzahl der aktuellen Konzepte zu kurz greifen und zu wenig Mehrwert für die Nutzer:innen bieten.

Dabei bringt Mobile Self-Scanning einige Vorteile mit sich: Der Wegfall des Kassierprozesses spart der Kundschaft nicht nur Zeit ein, sondern gibt ihnen auch vollkommene Autonomie beim Einkaufen. Zudem ermöglicht die Integration eine ganz neue Customer Experience durch eine personalisierte Betreuung mit maßgeschneiderten Angeboten, Loyalty-Vorteilen und Coupons. Generierte Daten bieten Möglichkeiten für datenbasierte Optimierungen im Geschäft. Weniger Fachpersonal wird benötigt, Kund:innen sind häufig loyaler und Ladenkonzepte können angepasst werden. Ein Beispiel stellt die Kaufland-App dar: Sie umfasst alle drei Phasen des Einkaufs und verfügt über eine Integration des Kaufland-Marktplatzes.

Analoge Kundschaft digitalfähig machen

Die tatsächlichen Risiken des Mobile Self-Scanning sind dennoch nicht zu vernachlässigen. Denn Kassenkräfte werden in ihrer Leistung und ihrem Wertbeitrag zu einem erfolgreichen Einkaufserlebnis oft unterschätzt. Sie sorgen für die Qualität im Kassiervorgang. Die Kund:innen hingegen als Nutzer von Mobile Self-Scanning machen hier oft Fehler, die bei Händler:innen zu Problemen führen können: Artikelvarianten werden nicht korrekt erfasst, Gebindegrößen nicht berücksichtigt oder die Erfassung eines Artikels wird schlicht vergessen. Dazu kommen bewusste Fehler und Diebstahl. Diese Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Diebstahlkontrolle erschweren die Akzeptanz zusätzlich. Darüber hinaus muss Mobile Self-Scanning bei den meisten Händlern in der App separat aktiviert werden und erreicht so nur einen Bruchteil der Kundschaft.

Insgesamt hat Mobile Self-Scanning das Potenzial, den Einzelhandel weitreichend zu verändern. In Kombination mit anderen Self-Checkout-Varianten können Ladenkonzepte angepasst und mehr Fläche für die Warenpräsentation gewonnen werden. Wie bei den meisten neuen Technologien ist die technische und operative Bereitschaft der Händler:innen nur ein Teil des Projekterfolgs. Es erfordert demnach einen kulturellen Wandel und eine umfassende Digitalisierung der Geschäftsprozesse, um Mobile Self-Scanning hierzulande flächendeckend und erfolgreich zu implementieren. Die Kund:innen müssen zudem die neuen Möglichkeiten akzeptieren und sich an deren Nutzung gewöhnen. Dies dauert allerdings meist länger als geplant.

Tobias Kern ist Gründer und Geschäftsführer des IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen The Shoring Company.

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