Der Funktionsumfang von Kassensystemen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Imke HahnDisruptive Konzepte und Technologien wie Cloud, Self-Checkout und Künstliche Intelligenz verändern die Art und Weise, wie wir handeln und einkaufen. Ein unverzichtbarer Ankerpunkt behält dabei seine zentrale Bedeutung als Touchpoint im Store bei: die Kasse. Die aktuelle Studie „POS-Systeme 2024“ bietet Einblicke in die aktuellen Entwicklungen rund um den Checkout und die Investitionsschwerpunkte der IT-Verantwortlichen.In die zehnte Auflage der Studie sind die Angaben von 49 Handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einem Gesamtumsatz von 183,3 Mrd. Euro in der D-A-CH-Region eingeflossen. Die aktuelle Studie bestätigt: Die Zahl der Standorte und Kassen nimmt weiter ab. 931.000 Kassen sind in 498.200 Betrieben des Handels im weiteren Sinne (inkl. Bäckereien, Tankstellen, Friseurgeschäften etc.) im Einsatz. 2022 waren es noch 976.000 Kassen in 525.900 Betrieben.
Mobile Systeme
„Im Fokus der IT-Verantwortlichen steht es, den Checkout-Prozess zu beschleunigen“, sagt Ulrich Spaan, Mitglied der Geschäftsführung des EHI. Im Vergleich zu den Pandemiezeiten, in denen sich die Prioritäten am Point of Sale verschoben hatten, zeigen sich die befragten Handelsunternehmen wieder investitionsfreudiger: Das Durchschnittsalter der eingesetzten Kassen-Hardware sinkt auf 5,5 Jahre (2022: 5,9 Jahre). Diese Investitionen konzentrieren sich dabei gezielt auf Technologien, die direkt mit dem Einkaufsprozess und dem Kundenerlebnis an der Kasse zusammenhängen. Die Kosten für die Hard- und Softwarespielen eine geringere Rolle als in den Vorjahren. Wichtiger sind für die Befragten die Themen Wartungsfreundlichkeit und Fernwartung. Bei der Auswahl der Kassen-Softwarelegen die Studienteilnehmenden besonderen Wert auf Flexibilität: Im Vordergrund steht, dass sich das Personal schnell und ohne Aufwand in die Systeme einarbeiten kann. Die Software soll sich intuitiv bedienen und schnell an die Bedürfnisse und Voraussetzungen des Handelsunternehmensanpassen lassen. Wichtig ist außerdem, dass alle Einkaufskanäle reibunglos vernetzt werden können.
Der Handel will künftig verstärkt in mobile Kassensysteme und Selbstbedienungskassen investieren – eine Entwicklung, die sich bereits in der vergangenen Studie abzeichnete. Dementsprechend sehen die Panelisten am Checkout den größten Handlungsbedarf beim Einsatz mobilerEndgeräte mit Kassenfunktion, die Mitarbeitende beispielsweise auf der Fläche bei sich tragen können. 29 Prozent der befragten Handelsunternehmen halten eine Reorganisation des Checkouts für notwendig. Dies betrifft vor allem die Kassentische und -bänder, aber auch die Anordnung der Elemente im Bereich des Checkouts. Ziel ist es,moderne Kassensysteme und Technologien wie kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten zu integrieren. Auf diese Weise sollen die Betriebsabläufe verbessert und die subjektiv empfundenen Wartezeiten verkürzt werden. Hier spielt auch Künstliche Intelligenz eine Rolle: Das Trend-Thema hat inzwischen die Kasse erreicht. Ein Drittel der Händler sehen hier einen Ansatz, um den Checkout-Prozess mit KI-basierten Anwendungen zu optimieren. Beispiele dafür sind die KI-gestützte Produkterkennung, das Warteschlangenmanagement oder die Vermeidung von Inventurdifferenzen.
Neue Funktionen
Kassen werden immer funktionsreicher und entwickeln sich zu Multitools, über die Kund:innen Bargeld abheben oder Services wie Click & Collect in Anspruch nehmen können. In der aktuellen Studie ist nach Angaben der Teilnehmenden ausnahmslos bei allen abgefragten Punkten eine Funktionserweiterung bei den Kassensystemen geplant. Die bereits heute am häufigsten genutzte Funktionalität ist das Couponing, die in Zukunft nahezu alle Händler auf ihren Kassensystemen implementieren möchten. Großes Potenzial sehen die Unternehmen auch im digitalen Kassenbon. Inzwischen ermöglichen dies 41 Prozent der Befragten (2022: 34 %). Besonders bemerkenswert ist, dass mit 96 Prozent die große Mehrheit der POS-Verantwortlichen plant, den digitalen Bon zukünftig am Checkout anzubieten.
Mehr Self-Service-Systeme
Self-Service-Systeme sind in allen Branchen auf dem Vormarsch. Die Studienteilnehmenden erwarten, dass die Anzahl eingesetzter Self-Service-Systeme innerhalb der nächsten zwei Jahre steigen wird. Der Checkout-Prozess wird dabei immer vielfältiger – vom stationären Self-Checkout über Self-Scanning mit dem Smartphone der Kund:innen oder Hardware des Händlers bis hin zu Bezahlterminals für Scan & Go. 22 Prozent der Befragten planen zudem, in autonome Store-Konzepte zu investieren.
Datenbasis: An der Umfrage haben sich 49 Handelsunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum (D-A-CH), beteiligt, was allein im deutschsprachigen Raum 58.100 Filialen und weltweit 84.500 entspricht. Der Nettoumsatz der befragten Unternehmen in D-A-CH beläuft sich auf 183,3 Milliarden Euro, weltweit erwirtschaften die Panelunternehmen einen Nettoumsatz von 250,4 Milliarden Euro.
Die EHI-Studie ist seit dem 27. Februar 2024 kostenfrei für EHI-Mitglieder zum Download verfügbar.
Kontakt:
Cetin Acar, Projektleiter Forschungsbereich IT, Tel: 0221 57993-12, acar@ehi.org
Ute Holtmann, Leiterin Public Relations, Tel.: 0221/57993-42, holtmann@ehi.org